Jeden Tag beantwortet ein Experte aus der t-online-Ratgeberredaktion eine Leserfrage rund ums Geld. Heute: Acht Prozent Rendite klingt überzeugend, aber was bleibt am Ende übrig?

„Finden Sie nicht auch, dass acht Prozent Rendite für einen ETF-Sparvertrag überzeugend klingen?“, könnte die letzte Frage Ihres Finanzberaters sein, bevor Sie Ihre Unterschrift unter den Vertrag zu setzen. Gut, dass Sie unsere Rubrik regelmäßig lesen und sich informieren. Auch Verbraucherschützer raten, das Kleingedruckte zu lesen und mindestens eine Nacht darüber zu schlafen, bevor man etwas unterschreibt.

Der Einwand ist berechtigt. Acht Prozent Rendite klingt gut. Was nach zwanzig Jahren effektiv übrigbleibt, haben wir einmal ausgerechnet.

Haben Sie auch eine Frage an unsere Experten?Unser Team steht Ihnen gerne für alle Fragen rund um das Thema Geld zur Seite.

Im konkreten Beispiel gehen wir von einem Sparplan aus, bei dem monatlich 85 Euro über zwanzig Jahre lang in einen MSCI-World-ETF eingezahlt werden.

  • ETF-Sparplan: Lesen Sie hier, wie Sie den richtigen ETF finden
  • Günstige Indexfonds: So funktionieren ETFs

Nach 20 Jahren und einer angenommenen durchschnittlichen Rendite von acht Prozent pro Jahr befinden sich 48.676 Euro in Ihrem Depot. Davon haben Sie 20.400 Euro eingezahlt (240 Monate x 85 Euro). 28.276 Euro sind der Ertrag.

Passive Indexfonds wie ein MSCI-World-ETF verlangen zum Beispiel laufende Kosten in Höhe von 0,5 Prozent pro Jahr. Laufende Kosten werden auch als TER (Total Expense Ratio) bezeichnet, also die Gesamtkostenquote, die die jährlichen Kosten bei Investmentfonds angibt.

In der Beispielrechnung reduziert sich der Endbetrag auf 45.759 Euro. Ihre eingezahlten Beiträge bleiben bei 20.400 Euro. Der Ertrag verringert sich um die jährlichen Fondskosten von 28.276 Euro auf 25.359 Euro. Dadurch verringert sich die durchschnittliche (effektive) Rendite pro Jahr von acht auf 7,465 Prozent.

Zusätzliche Kosten für das Depot bei einer Bank oder einem Broker fallen in der Regel nicht an.

Wenn Sie Ihre Fondsanteile nach 20 Jahren auf einen Schlag verkaufen, müssen Sie an den Fiskus eine Kapitalertragsteuer bezahlen. Die Kapitalertragssteuer wird auf alle Wertpapiergeschäfte erhoben und beträgt pauschal 25 Prozent zuzüglich Solidaritätszuschlag (kurz: Soli) in Höhe von 5,5 Prozent. Beim Soli handelt es sich um eine Ergänzungsabgabe. Die 5,5 Prozent werden auf die Kapitalertragsteuer erhoben.

  • Kapitalertragsteuer und Solidaritätszuschlag: Was Sie zahlen müssen
  • Kirchensteuer auf Kapitalerträge: Das sollten Sie wissen

Kapitalertragsteuer und Soli werden nicht auf Ihre eingezahlten Beträge erhoben, sondern nur auf den Gewinn (Ertrag). Der Soli berechnet sich so: 5,5 Prozent x 25 Prozent ergeben 1,38 Prozent. Die Steuerbelastung liegt in der Summe bei 26,38 Prozent.

Im Rechenbeispiel müssten sie 26,38 Prozent von 25.359 Euro ans Finanzamt bezahlen. Das sind rund 6.689 Euro. Allerdings erledigt das automatisch Ihre Bank. Sie müssen sich nicht selbst darum kümmern.

Der Sparerfreibetrag beträgt derzeit 1.000 Euro pro Person (Stand 2024), für Verheiratete sind es 2.000 Euro, und kann auf verschiedene Banken und Depots verteilt werden. Bis zu diesem Betrag müssen Gewinne aus dem Verkauf von Wertpapieren wie Aktien, Anleihen, Fonds oder ETFs nicht versteuert werden.

Wenn Sie bei Ihrer Bank einen Freibetrag von 1.000 Euro eingerichtet haben, wird beim Verkauf aller ETF-Anteile die Abgeltungssteuer nicht von 25.359 Euro, sondern von 24.359 Euro berechnet. Das ergibt rund 6.426 Euro.

Wie viel bleibt bei einem ETF-Sparplan mit einer jährlichen Rendite im Schnitt von acht Prozent am Ende übrig? Die effektive Rendite reduziert sich durch laufende Kosten und Steuern in diesem Rechenbeispiel von acht um knapp ein Prozent auf 7,04 Prozent pro Jahr.

Share.
Exit mobile version