Dabei, so Moll, hätten deutsche Städte große Freiheiten und könnten selbst über Kooperationen entscheiden – auch wenn das nicht direkt mit der Haltung der Bundesregierung übereinstimmt: „Es gibt keinen Regierungsauftrag, die Städte entscheiden selbst.“ Viele Teilnehmer sind darüber erstaunt. „Auch wenn es keine gesetzlichen Vorgaben gibt, sind unsere Entscheidungen de facto sehr eng mit der Regierungsebene verknüpft“, sagt Dr. Rayane Oliveira de Aguiar Athias, Exekutivsekretärin für Internationale Beziehungen der brasilianischen Stadt Recife. „Ansonsten müssten wir befürchten, dass uns die Mittel gestrichen würden.“

Auf Augenhöhe voneinander lernen

Doch Urban Diplomacy geht noch weiter. Sie ermöglicht es Städten, voneinander zu lernen – auf Augenhöhe. „Bisher basierten deutsche Städtepartnerschaften mit dem Globalen Süden auf dem Wunsch, „Wir müssen aus einer Position der Stärke heraus helfen“, sagt Marcell Moll. „Es zeigt sich immer deutlicher, dass auch deutsche Städte von ihren Partnern in südlicheren Regionen der Welt viel lernen können.“ Einer der Gründe dafür ist der Klimawandel: Die klimatischen Bedingungen in den Regionen Deutschlands haben sich verschoben. So können deutsche Städte Anpassungsmaßnahmen kennenlernen, die südlicher gelegene Ballungszentren bereits heute treffen müssen. Es gibt bereits Initiativen, die auf diesem Phänomen aufbauen. Ein Beispiel sind die sogenannten Klimazwillinge Düsseldorf/Toulouse und Toulouse/Tunis, die zu diesem Zweck im Dialog miteinander stehen. Klimaprojektionen gehen davon aus, dass sich die zukünftigen Temperaturen in Düsseldorf bis zum Ende des Jahrhunderts denen im heutigen Toulouse annähern werden, während sich die zukünftigen Temperaturen in Toulouse denen im heutigen Tunis annähern werden.

Share.
Exit mobile version