Ausreichender und guter Schlaf ist wichtig für die Gesundheit. Forscher fanden nun heraus: Fünf Schlaf-Faktoren wirken sogar lebensverlängernd.
Schlafstörungen sind weit verbreitet. Etwa ein Drittel der Deutschen hat Probleme mit dem Ein- und Durchschlafen, jeder zehnte Bundesbürger leidet sogar an einer behandlungsbedürftigen Schlafstörung – so die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin. Probleme mit der Nachtruhe können viel weitreichendere Folgen haben als nur Unausgeruhtheit am nächsten Morgen.
Chronischer Schlafmangel erhöht das Risiko unter anderem für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall, Herzinfarkt, Diabetes, Demenz sowie psychische Störungen. Dabei spielt nicht nur die Dauer, sondern auch die Qualität des Schlafes eine Rolle. Wer ein gesundes Schlafmuster aufweist, kann sein Leben sogar verlängern.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von US-Wissenschaftlern. Männer profitieren von gesundem Schlaf demnach noch mehr als Frauen. Sie können ihr Leben um fast fünf Jahre verlängern, Frauen um etwa zweieinhalb Jahre.
So lief die Studie ab
Für ihre Analyse haben die Forscher die Daten von über 170.000 Personen ausgewertet. Sie waren im Durchschnitt 50 Jahre alt. Alle hatten zwischen 2013 und 2018 an einer Umfrage der US-Behörde „Centers for Disease Control“ („Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention“) teilgenommen.
Beantwortet wurden auch Fragen zum Schlaf und zu Schlafgewohnheiten. Fast 8.700 Probanden starben in dieser Zeit, sodass sie Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen Tod und Schlafqualität herstellen konnten. Etwa jeder dritte Todesfall (30 Prozent) ging auf eine Krebserkrankung zurück, 24 Prozent auf eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. 46 Prozent waren auf andere Ursachen zurückzuführen.
Die Forscher bewerteten fünf verschiedene Faktoren als Indikatoren für Schlafqualität:
- eine ideale Schlafdauer von sieben bis acht Stunden pro Nacht
- Einschlafschwierigkeiten nicht mehr als zweimal pro Woche
- Schlafstörungen höchstens zweimal pro Woche
- es wurden keine Schlafmittel verwendet
- nach dem Aufwachen fühlte sich die Person an mindestens fünf Tagen in der Woche gut ausgeruht
Jedem dieser Faktoren wurden Punkte von eins bis acht zugeordnet.
Das Ergebnis: Wer gut schläft, lebt länger
Unter den Teilnehmern, die angaben, alle fünf Merkmale für guten Schlaf zu erfüllen, war die Lebenserwartung bei Männern um 4,7 Jahre und bei Frauen um 2,4 Jahre höher als bei denjenigen, die keine oder nur einen der fünf Faktoren erfüllten.
Dabei bezogen die Forscher auch andere Faktoren, die das Sterberisiko erhöhen können, mit in ihre Analyse ein – etwa ein niedrigerer sozioökonomischer Status, Rauchen und Alkoholkonsum sowie andere Erkrankungen.
Daraus ergab sich: Bei Menschen mit der besten Schlafqualität im Vergleich zu jenen mit einer sehr schlechten Schlafqualität war die Wahrscheinlichkeit
- aus irgendeinem Grund zu sterben, um 30 Prozent geringer,
- die Wahrscheinlichkeit, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben, um 21 Prozent geringer,
- die Wahrscheinlichkeit an Krebs zu sterben, um 40 Prozent geringer und
- an anderen Ursachen (wie Unfälle, Infektionen oder neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz und Parkinson) zu sterben, um 40 Prozent geringer.
Nicht nur die Schlafdauer spielt eine Rolle
„Wir haben eine klare Dosis-Wirkungs-Beziehung festgestellt. Je mehr vorteilhafte Faktoren jemand in Bezug auf eine höhere Schlafqualität hat, desto geringer ist auch die kardiovaskuläre Sterblichkeit aller Ursachen“, erklärte Frank Qian, Assistenzarzt für Innere Medizin am Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston und Co-Autor der Studie in einer Pressemitteilung. „Ich denke, diese Ergebnisse unterstreichen, dass es nicht ausreicht, nur genügend Stunden Schlaf zu bekommen. Man muss wirklich einen erholsamen Schlaf haben und darf keine Probleme beim Ein- und Durchschlafen haben.“
Wenn Menschen ideal schliefen, würden sie mit größerer Wahrscheinlichkeit länger leben, so Qian. „Wenn wir Schlaf insgesamt verbessern können, wofür das Erkennen von Schlafstörungen besonders wichtig ist, können wir frühzeitige Sterblichkeit vielleicht zum Teil verhindern.“
Warum Männer mehr von gutem Schlaf profitieren als Frauen und damit eine doppelt so hohe Lebenserwartung erreichten wie Frauen mit gleicher Schlafqualität, muss noch weiter erforscht werden.
Die Autoren weisen selbst auf die Einschränkungen in ihrer Studie hin: Die Schlafgewohnheiten wurden von den Teilnehmenden selbst angegeben und wurden nicht objektiv gemessen oder verifiziert. Darüber hinaus waren keine Informationen darüber verfügbar, welche Arten von Schlafmitteln oder Medikamenten verwendet wurden oder wie oft oder wie lange die Teilnehmenden diese verwendeten.
Tipps für einen erholsamen Schlaf finden Sie hier.