Zahnschmerzen

Wie neue Technik die Angst vorm Zahnarzt lindern soll

Aktualisiert am 05.11.2024 – 09:50 UhrLesedauer: 5 Min.

Schmerzen, Geräusche & Co.: Viele Menschen haben Angst vor dem Zahnarzt (Quelle: DragonImages/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Die Angst vor dem Zahnarzt kennen viele. Woran es liegt, dass so viele Menschen betroffen sind, und welche Tricks es gibt, die Angst zu lindern.

Obwohl die Zahnbehandlung in der heutigen Zeit meist schmerzfrei verläuft und in vielen Fällen mit Lokalanästhesie durchgeführt wird, zittern zahlreiche Patienten allein bei dem Gedanken an den Zahnarzt. Manche Menschen gelten als hochgradig ängstlich und vermeiden den Zahnarztbesuch gänzlich.

Mit ein paar Tricks können Sie die Behandlung angenehmer gestalten. Wie hilfreich Ablenkung, Hypnose & Co. sind, hat eine Studie genauer untersucht.

Laut dem Psychologen Prof. Hendrik Berth, der an der Technischen Universität Dresden zur Zahnbehandlungsangst forscht, gehen Forscher davon aus, dass etwa 80 Prozent der Menschen nur ungern zum Zahnarzt gehen. Rund fünf Prozent aller Menschen seien von einer ausgeprägten Zahnbehandlungsphobie betroffen.

Gründe für das Unbehagen oder gar die Angst reichen von der als unangenehm empfundenen Nähe und Intimität über die Geräusche bis hin zu den erwarteten Schmerzen. Außerdem: „Gesicht und Mund sind besonders empfindliche Stellen unseres Körpers“, sagt die Zahnärztin Julia Thome vom Kölner Carree Dental der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Auch Schamgefühl kann eine Rolle spielen. Dann sorgen sich Patienten darum, dass der Zahnarzt möglicherweise den Zustand ihrer Zähne bemängelt oder sie auf eine schlechte Mundhygiene hinweist.

Der Mundbereich gilt als besonders empfindlich: Bohren und Kratzen empfinden viele Patienten als sehr unangenehm. (Quelle: giorgiomtb1/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Wer von einer ernsthaften Zahnarztphobie betroffen ist, zeigt mitunter schon Tage vor der anstehenden Behandlungen folgende Symptome:

  • Schlafstörungen,
  • Appetitlosigkeit
  • oder vermehrtes Schwitzen.

Die Ursachen für die Angst vor dem Zahnarzt sind von Patient zu Patient unterschiedlich. Häufig liegt die Angstursache in den persönlichen Erfahrungen, die jeder Einzelne früher einmal bei einem Zahnarztbesuch gemacht hat.

So kann eine unangenehme und schmerzhafte Zahnbehandlung aus der Vergangenheit, bei dem sich der Betroffene besonders ausgeliefert fühlte oder große Schmerzen erlitt, ein möglicher Auslöser sein. Auch die Ungewissheit, ob es während der Behandlung zu Schmerzen kommen könnte, kann zu einer Erwartungsangst führen.

Angst kann jedoch auch von den Eltern weitergegeben werden – das nennt sich dann Modelllernen. Egal, aus welchem Grund: Wer den Zahnarztstuhl meidet, gerät schnell in eine Abwärtsspirale. Der Zahnarztbesuch wird hinausgezögert, der Zustand der Zähne verschlechtert sich und die Scham vor der nächsten Behandlung wird größer. Die Untersuchung zu vermeiden, sollte dementsprechend keine Lösung sein.

  • Lesen Sie auch: Erste Hilfe: So handeln Sie bei Zahnnotfällen

Handzeichen vereinbaren

Fürchtet der Patient während der Behandlung, dem Geschehen sprachlos ausgeliefert zu sein, kann folgender Tipp helfen: Vereinbaren Sie mit Ihrem Arzt ein Handzeichen, damit die Behandlung unterbrochen werden kann, sollten Sie Schmerzen verspüren.

Dieses Handzeichen können Sie auch dann geben, wenn die Verspannungen der Kiefermuskulatur zu stark werden oder Sie eine kleine Pause benötigen. Sprechen Sie ausführlich mit Ihrem Arzt und teilen Sie ihm im Vorhinein mit, wenn Sie ängstlich sind. Er wird Sie verstehen und Ihnen die Behandlung so angenehm wie möglich gestalten.

Kommunizieren Sie Ihre Angst: Dann kann Ihr Zahnarzt besonders behutsam vorgehen bei der Behandlung. (Quelle: Drazen Zigic)

Bei leichter bis mittlerer Zahnarztangst können Musikhören, Entspannungsübungen, Ablenkung etwa durch Bilder oder ausführliche Informationen vor und während der Behandlung bei etwa Wurzelbehandlungen, dem Ziehen von Weisheitszähnen und der Implantatchirurgie hilfreich sein. Am wirksamsten ist jedoch die Hypnose, wie Forscher des Universitätsklinikums Jena in einer Übersichtsstudie herausfanden. Sie werteten insgesamt 29 Studien zu dem Thema mit rund 3.000 Teilnehmern aus.

Studienleiterin Jenny Rosendahl sieht damit Ergebnisse zur Wirksamkeit von Hypnose bei chirurgischen Eingriffen bestätigt. Die Forscher wollen Zahnmediziner bestärken, zusätzlich zur Standardbehandlung auch nicht-medikamentöse Maßnahmen für angespannte und ängstliche Patienten einzusetzen. Der Aufwand für Hypnose muss demnach nicht groß sein. In den untersuchten Studien kamen die Anweisungen hierfür vom Band.

Auch ein Ausflug an einen virtuellen Strand kann beim Zahnarzt von einer schmerzhaften Behandlung ablenken. Patienten seien weniger gestresst und empfänden weniger Schmerz, schreiben Forscher um Karin Tanja-Dijkstra von der britischen Universität Plymouth in der Fachzeitschrift „Environment and Behaviour“. Sie hatten den Probanden während einer Zahnbehandlung eine spezielle Videobrille aufgesetzt, mit der sie den Eindruck hatten, am Meer spazieren zu gehen.

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