Die beiden Gesundheitsbehörden der EU seien zwar nicht auf eine Pandemie dieses Ausmaßes vorbereitet gewesen, hätten aber trotz Hindernissen bei der Koordinierung mit den Mitgliedstaaten im Rahmen ihrer Möglichkeiten reagiert, heißt es in einem Bericht des Europäischen Rechnungshofs.
Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) und das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) haben gut auf die COVID-19-Pandemie reagiert, doch im Hinblick auf eine künftige Gesundheitskrise müssen einige Schwächen behoben werden, heißt es in einem Bericht des Europäischen Rechnungshofs von heute (4. September).
Da die Kommission und die Agenturen nun die aus der Pandemie gewonnenen Erkenntnisse umsetzten, heißt es in dem Bericht abschließend: „Es ist noch zu früh zu sagen, ob dies ausreichen wird, um die Agenturen angemessen auf künftige Notfälle im Bereich der öffentlichen Gesundheit vorzubereiten.“
Als COVID-19 im Jahr 2020 zur Pandemie erklärt wurde, mussten das ECDC und die EMA ihre Arbeit anpassen, Ressourcen umverteilen und sich mit 27 Mitgliedstaaten abstimmen, wie sie auf eine beispiellose Bedrohung reagieren sollten, deren Ausmaß keine der Agenturen bewältigen konnte.
Vier Jahre später analysierte der Europäische Rechnungshof (EuRH) ihre Reaktion auf die bereits vor der Pandemie bestehenden Strategien und die aus der Krise entstandenen Initiativen.
Die EU-Prüfer stellten fest, dass die Bereitschaftspläne beider Agenturen zwar nicht auf eine derart „schwere und langwierige Pandemie“ vorbereitet gewesen seien, sie jedoch reagiert hätten, „sobald das Ausmaß deutlich wurde“.
Eines der größten Hindernisse, das der Europäische Rechnungshof ermittelte, ist der Mangel an qualitativ hochwertigen Daten, die die Mitgliedstaaten den EU-Agenturen zur Verfügung stellten. Dies behinderte ihre Reaktion, da Informationen wie Fallzahlen oder Todesursachen nicht vergleichbar waren.
Zu Beginn der Pandemie stützte sich die Überwachung des ECDC hauptsächlich auf die von den Mitgliedstaaten gemeldete Zahl der Infektionen, Krankenhauseinweisungen und Todesfälle. Den EU-Prüfern zufolge wurde die Datenerfassung auf dem Höhepunkt der Pandemie jedoch zu einer Herausforderung, da die Datensysteme der Mitgliedstaaten nicht harmonisiert waren.
Dem Bericht zufolge stellte das ECDC fest, dass einige Länder die Zahl der Infektionen und Todesfälle erheblich unterberichtet hatten, während andere innerhalb der gesetzten Frist keine der zusätzlich angeforderten Variablen meldeten.
Als Gründe für diese Unstimmigkeiten identifizieren die EU-Prüfer die „fehlende Integration zwischen nationalen und EU-Systemen“ sowie die gestiegene Arbeitsbelastung der nationalen und regionalen Gesundheitssysteme.
Impfstoffzulassung im Zeitraffer
Die größte Herausforderung für die EMA war die Zulassung und Lizenzierung der COVID-19-Impfstoffe. Aus Zeitgründen mussten alle Impfstoffe und die meisten Behandlungen in der EU im Rahmen eines zentralisierten Verfahrens zugelassen werden, was bedeutet, dass die EMA für die breite Zulassung des Blocks verantwortlich war.
Viele erhielten eine bedingte Marktzulassung und wurden in einem fortlaufenden Überprüfungsverfahren bewertet. Dabei konnte die Behörde auf Daten aus laufenden Studien zurückgreifen, was den Prozess beschleunigte.
Dank all dieser Maßnahmen konnten Impfstoffe in der EU früher oder innerhalb weniger Tage zum Verkauf zugelassen werden als in Drittländern, fügten die EU-Prüfer hinzu. Alle COVID-19-Impfstoffe wurden einstimmig empfohlen und innerhalb weniger Tage nach der Empfehlung der EMA von der Kommission validiert.
„Wir haben die öffentlichen und internen Versionen der öffentlichen Bewertungsberichte verglichen und keine wesentlichen Auslassungen von Informationen von öffentlichem Interesse hinsichtlich der Sicherheit und Wirksamkeit der betreffenden Impfstoffe festgestellt“, heißt es in dem Bericht weiter, der die Transparenz der Agentur während des gesamten Prozesses würdigt.
Erkenntnisse
Die EU-Prüfer forderten die beiden Agenturen und die Europäische Kommission auf, die Koordinierung untereinander und mit den Mitgliedstaaten zu verbessern, um den Informationsaustausch zu erleichtern und Doppelarbeit zu vermeiden.
Das ECDC begrüßte den Bericht und stellte fest, dass im Rahmen seines im Jahr 2022 verabschiedeten verstärkten Mandats und auf eigene Initiative bereits mehrere Verbesserungen stattfinden.
Im vergangenen Jahr überprüfte die Agentur ihren Notfallplan für die öffentliche Gesundheit, der eine bessere Vorbereitung auf künftige langwierige Pandemien vorsieht. Darüber hinaus unterstützt sie die Mitgliedstaaten dabei, die Automatisierung und Digitalisierung ihrer Überwachungssysteme zu verbessern.
Auch die Europäische Arzneimittel-Agentur begrüßte die Schlussfolgerungen des Rechnungshofs und fügte hinzu, sie habe sich verpflichtet, die Kriterien und Verfahren für die Durchführung fortlaufender Überprüfungen bei künftigen gesundheitlichen Notlagen zu überprüfen, um sicherzustellen, dass die Ressourcen so effizient wie möglich eingesetzt werden, da die Ressourcen des Netzwerks während der COVID-19-Pandemie erheblich unter Druck standen.
Wie im Bericht gefordert, versicherte die EMA, dass sie sich verpflichtet fühle, ihre Informationen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, insbesondere im Hinblick auf Arzneimittel, die bei künftigen öffentlichen Gesundheitsnotfällen von großem Interesse seien.