Es heißt: „Man soll die Feste stets feiern, wie sie fallen.“ Doch jedes noch so schöne Event ist einmal vorbei – spätestens, wenn eine bestimmte Uhrzeit erreicht ist.
Restaurants sind schon lange ausgebucht, ungemütlich oder das Feiern dort einfach zu teuer. Daher laden viele ihre Liebsten an den Feiertagen und zu Silvester zu sich nach Hause ein. Auch wenn diese Zusammenkünfte schön und teilweise selten sind, ist der ein oder andere Gastgeber doch froh, wenn die Feier überstanden ist und endlich Ruhe einkehrt. Aber was kann man tun, wenn Gäste partout nicht gehen wollen?
t-online hat den Benimm-Experten und -Coach Moritz Freiherr Knigge gefragt, wie man Gäste elegant verabschiedet und wie man mit unangenehmem Besuch umgehen sollte.
t-online: Herr Freiherr Knigge, sollten Gastgeber ihren Gäste vorab mitteilen, wie viel Zeit sie für die Feier eingeplant haben – beispielsweise indem sie auf die Einladung „von 18 bis 22 Uhr“ schreiben?
Moritz Freiherr Knigge: Wer möchte, dass seine Gäste pünktlich kommen, der schreibe um statt ab. Wer Kindergeburtstag feiert, der schreibe von bis, meist drei Stunden, weil die reichen, um Wohnung und Haus auf links zu ziehen. Wer möchte, dass sich seine erwachsenen Gäste auf den Abend freuen und ihn in bester Erinnerung behalten, der schreibe ihnen aber bitte nicht vor, wann sie zu gehen haben.
Besonders erfreulich ist es natürlich, wenn sich die Gäste amüsieren und dabei die Zeit vergessen. Doch überkommt den Gastgeber eine so große Müdigkeit, dass er seinen Verpflichtungen als Gastgeber nicht mehr nachkommen kann, wie sollte er sich dann am besten verhalten?
Souveräne Gastgeber gehen einfach ins Bett und lassen ihre Gäste weiter feiern. Ansonsten empfehle ich einen gefühlvollen Rausschmeißer à la „Time to say Goodbye“, damit Gäste und Nachbarn wissen: Man soll gehen, wenn es am schönsten ist und muss gehen, wenn es reicht.
Wie können Gastgeber die „hartnäckigen Gäste“, die partout nicht nach Hause wollen, elegant verabschieden?
Hartnäckiges Gähnen, Aufräumen und Lüften ist zwar nicht wirklich elegant, sondern eher winkender Zaunpfahl, aber ab 3.00 Uhr morgens hat auch die Eleganz das Recht auf eine Mütze Schlaf. Gästen, denen der Wille ihrer Gastgeber schnuppe ist, müssen damit leben, dass den Gastgebern eine elegante Verabschiedung ebenfalls schnuppe ist.
Moritz Freiherr Knigge, Jahrgang 1968, Autor, Redner und Coach. Seine Mission? Mehr Miteinander möglich machen. Aufgewachsen auf Rittergut Bredenbeck wie sein Urahn Adolph hat er eins gelernt: Ohne Handkuss kommt man gut durchs Leben. Ohne einander nicht. Sein Motto: Miteinander mehr erreichen. Sei es privat, beruflich, von Angesicht zu Angesicht oder digital.
Einige Gäste beginnen bei einem zu großen Alkoholkonsum, andere Gäste zu beleidigen oder diese mit ihrem Benehmen zu verunsichern. Sollten Gastgeber einschreiten?
Meine Aufgabe als Gastgeber besteht ja darin, Menschen zusammenzubringen, sodass alle sich wohlfühlen. Wer anderen schlechte Laune macht, dem zeige ich die Gelbe Karte, indem ich ihn diskret beiseitenehme. Wer meine Gäste hingegen beleidigt, den verweise ich ebenso diskret aber bestimmt vom gesellschaftlichen Parkett. Schluss für heute! Ohne morgen nachtragend zu sein. Weil ich ein Freund von zweiten Chancen bin.
Wie verhindern Gastgeber, dass die Stimmung kippt oder die Situation zu eskalieren droht?
Mein Tipp: Raussteigern statt reinsteigern: Gekippte Stimmungen und drohende Eskalation fallen ja nicht vom Himmel, sie bahnen sich an. Wir spüren bad vibrations unmittelbar, versuchen dann abzulenken oder hoffen, dass sich die Lage wieder beruhigt. Passiert nur nicht. Weil die, die in Rage sind ja nicht merken, dass sie in Rage sind. Ich spreche schlechte Schwingungen und Stimmungen immer direkt an. Das hilft allen enorm, wieder runter-, zu sich und zueinanderzukommen.
Vielen Dank für das Interview, Herr Freiherr Knigge.