Journalist Wickert bei „Maischberger“
„Kaum war Papa weg, haben sie alle aufgegeben“
19.06.2025 – 02:14 UhrLesedauer: 4 Min.
Außenminister Johann Wadephul tritt bei „Maischberger“ für Waffenlieferungen an Israel ein. Ulrich Wickert kritisiert die Teilnehmer am G7-Gipfel.
Johann Wadephul (CDU) bekräftigte bei „Maischberger“ die Unterstützung Israels im Krieg mit dem Iran – und sprach sich auch für Waffenlieferungen aus. Dennoch übt er auch Kritik an der israelischen Regierung.
Auf die Frage, ob Israel sich militärisch verteidigen dürfe, sagte Wadephul: „Wenn die israelische Regierung zu dem Schluss kommt, dass sie jetzt in die Lage kommt, das zu machen mit Atomwaffen, mit weitreichenden Raketen, wenn das die Schlussfolgerung in Israel ist, dann muss natürlich Israel auch das Recht haben, sich zu verteidigen und das zu machen.“ Zugleich räumte er ein, dass die Lage auch Deutschland direkt betreffen könne: „Das bedroht natürlich auch andere – ehrlich gesagt auch uns. Denn das sind Raketensysteme, die können auch hier landen, uns bedrohen.“
Kritisch äußerte sich Wadephul zur humanitären Lage in Gaza: „Israel hat […] jetzt aber den Gazastreifen seit längerer Zeit fast komplett von jeder humanitären Versorgung abgeriegelt – von Lebensmitteln, von Medikamenten – und führt einen sehr harten Krieg dort, wo die Unterscheidung zwischen Hamas-Kämpfern und Zivilbevölkerung nun wirklich nicht mehr sicher getroffen werden kann.“ Er nahm hier Israel in die Pflicht: „Natürlich muss die Hamas entwaffnet werden. […] Dennoch: Ein demokratischer Rechtsstaat wie Israel muss, auch wenn er gegen eine Terrororganisation kämpft, sich natürlich an anderen Maßstäben messen lassen.“
Die Waffenlieferungen an Israel verteidigte Wadephul. „Wir stehen dazu, dass wir den Staat Israel unterstützen, auch mit Waffenlieferungen. […] Das schauen wir uns ganz sorgfältig an in der Bundesregierung – und treffen darüber auch unter Berücksichtigung des Völkerrechts abgewogene Entscheidungen.“
Auf herbe Kritik stieß in der Runde die Wortwahl von CDU-Chef Friedrich Merz, der Israels Vorgehen als „Drecksarbeit“ für den Westen bezeichnet hatte. Die Journalistin Iris Sayram nannte das „zynisch“ und erklärte: „Es sterben ja eben nicht nur Militärs, sondern es sterben ja durchaus auch Zivilisten auf beiden Seiten. Das finde ich vor dem Hintergrund dann wirklich schwierig, sich so einer Wortwahl zu bedienen.“
Sayram erinnerte zudem an völkerrechtliche Bedenken: „Man muss ja schon auch sehen, dass es namhafte Völkerrechtler gibt, die sagen, hier lag nicht die klassische Selbstverteidigung vor – und auch das, was gesagt wird, dass es hier Verstöße gegeben hat gegen den Atomwaffensperrvertrag. […] Dass das jetzt nicht so unmittelbar war, dass wirklich dieser Angriff gerechtfertigt war.“
Wadephul nannte das iranische Regime eine „Heimsuchung für das iranische Volk“ und ein „Unrechtsregime, das die Bevölkerung unterdrückt“. Die Bevölkerung solle selbst entscheiden, wer sie regiert, so der CDU-Politiker. Die Iran-Expertin Natalie Amiri berichtete, dass sich der Wunsch nach politischer Veränderung im Land verstärke: „‚Regime Change‘ ist seit gestern immer mehr auch Thema unter Iranerinnen und Iranern.“
Auch die deutsche Debatte über Verteidigungsausgaben war Thema. Der „Spiegel“-Journalist Veit Medick verwies auf eine große kommunikative Lücke. Viele Deutsche würden sich bei den hohen Verteidigungsausgaben nicht mitgenommen fühlen. „Wir diskutieren ja immerhin über 200 Milliarden Euro, die wir jährlich investieren. Ich finde, darüber kann schon gestritten werden. (…) Wofür wird dieses Geld eigentlich ausgegeben? Wofür brauchen wir das? Was genau an Fähigkeiten wollen wir eigentlich entwickeln? Das finde ich ein Versäumnis. Das sollte auch ganz dringend nachholen“, so Medick.