Seine Werften in der Krise

Lars Windhorst: Der Insolvenz-Mann


Aktualisiert am 12.12.2024 – 19:16 UhrLesedauer: 3 Min.

Lars Windhorst: Der Investor hat Erfahrung mit Firmenpleiten. (Quelle: Frank Molter/dpa/dpa-bilder)

Die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) und die Nobiskrug Werft in Rendsburg sind insolvent. Der Fall wirft erneut ein Schlaglicht auf die Geschäfte eines umstrittenen Unternehmers.

Die Liste der zahlungsunfähigen Firmen von Lars Windhorst ist erneut länger geworden. Der Investor und Eigentümer der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) und der Rendsburger Nobiskrug-Werft muss künftig mit zwei vorläufigen Insolvenzverwaltern über die Zukunft seiner Firmen verhandeln.

Wie Sprecher der Gerichte in Flensburg und Rensburg mitteilten, sei die finanzielle Lage der Werften nicht mehr tragfähig. Rund 600 Mitarbeiter bangen nun um ihre Arbeitsplätze. „Die späten Gehaltszahlungen und das Fehlen lokaler Ansprechpartner haben die Situation verschärft“, sagte Michael Schmidt von der IG Metall.

Die Insolvenz der beiden Werften ist nicht der erste Rückschlag für Lars Windhorst. Der einst als „Kohls Wunderkind“ gefeierte Unternehmer hat in seiner Karriere zahlreiche Pleiten erlebt. Seine Karriere nahm in den 1990er-Jahren Fahrt auf, als Helmut Kohl, damaliger Bundeskanzler, den jungen Unternehmer auf eine Wirtschaftsreise nach Asien mitnahm. Windhorst, damals erst 18 Jahre alt, galt als Ausnahmetalent. Die Reise verschaffte ihm Zugang zu prominenten Investoren und Märkten.

Doch schon wenige Jahre später begann der Absturz: Finanzielle Übernahmen und riskante Geschäfte endeten in Insolvenzen und juristischen Problemen. Bereits 2004 meldeten drei seiner Firmen Insolvenz an, nachdem er sich finanziell übernommen hatte. Zudem wurde Windhorst 2009 wegen Insolvenzverschleppung und Untreue angeklagt: Er soll Firmengelder für private Zwecke zweckentfremdet und dabei Gläubiger um Millionen gebracht haben. Das Verfahren endete mit einem Schuldspruch und einer Bewährungsstrafe.

Windhorsts aktuelles Engagement umfasst riskante Investments, die oft von komplexen Holding-Strukturen geschützt werden. So konnte er nach mehreren geschäftlichen Fehlschlägen immer wieder neue Projekte starten. Im Mittelpunkt steht dabei die Tennor Holding mit Sitz in den Niederlanden. Das von Lars Windhorst geführte Investmentunternehmen umfasst zahlreiche internationale Beteiligungen und ist auf Sanierungsprojekte und Hochrisikoinvestments spezialisiert.

Mit mehreren Hundert Mitarbeitern weltweit agiert sie in Branchen wie Immobilien, Sport und Technologie. Allerdings häufen sich Berichte über finanzielle Unstimmigkeiten und unklare Haftungsverhältnisse. Zuletzt sorgte ein Streit mit dem niederländischen Tochterunternehmen der McCourt Global Holding über ein Springreitunternehmen für Schlagzeilen. Ein Gericht bezeichnete Windhorsts Verhalten als „unglaubwürdig“.

Windhorsts Strategie beruht darauf, angeschlagene Unternehmen zu erwerben und diese mit Kapital zu sanieren. Doch viele seiner Projekte scheiterten. So auch sein Engagement beim Berliner Fußballverein Hertha BSC. Trotz Investitionen in Höhe von 374 Millionen Euro gelang es ihm nicht, den Verein nachhaltig zu stabilisieren. Stattdessen wurden immer wieder interne Konflikte und Missmanagement öffentlich.

Besonders brisant war der Vorwurf, dass Windhorst eine israelische Agentur beauftragt haben soll, um den damaligen Vereinspräsidenten Werner Gegenbauer durch eine orchestrierte Kampagne in den sozialen Medien zu diskreditieren. Der Verein dementierte die Vorwürfe, doch der Konflikt endete mit Gegenbauers Rücktritt. Windhorsts Engagement bei Hertha BSC wurde schließlich 2023 mit hohen finanziellen Verlusten beendet.

Experten kritisieren vor allem Windhorsts mangelnde Transparenz und die verschachtelten Firmenkonstrukte, die Haftungsfragen unklar lassen. Das zeigt auch der aktuelle Fall der FSG und Nobiskrug-Werften. Seit Anfang 2019 ist Windhorst mit seiner Tennor Holding als Investor bei der Werft engagiert. Der Übernahme folgte einer Phase schwerer finanzieller Schieflagen, als die FSG 2018 einen Nettoverlust von 111 Millionen Euro bei einem Umsatz von 213 Millionen Euro verzeichnete.

Zuvor hatte der norwegische Konzern Siem Industries die Werft für einige Jahre gehalten. Nach Windhorsts Übernahme versprach er eine grundlegende Erneuerung der FSG und verkündete, die traditionsreiche Werft wieder zu alter Stärke führen zu wollen. „Wir sehen große Chancen für die FSG, besonders im Bereich der Spezialschiffe“, erklärte Windhorst damals. Er startete 2020 unter dem Namen FSG 2.0 sogar mit einer schuldenfreien Struktur, aber ohne Aufträge. Ein geplatztes Schiffsgeschäft führte noch im selben Jahr zur ersten Insolvenz.

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