Nach dem Abstieg sah es beim 1. FC Köln wochenlang düster aus. Drei Monate später sind Verantwortliche und Fans wieder optimistischer – und demütiger.
Als der 1. FC Köln am Samstag zum Sommerfest auf die Vorwiesen in Müngersdorf einlud, kamen weit über 10.000 Fans zum Rheinenergiestadion. Dies war zwar kein Vergleich zu den Vor-Pandemie-Zeiten, jedoch war das verspätete Sommerfest auch keine Saisoneröffnung wie in der Vergangenheit. Der Tag war ein voller Erfolg für den FC.
Die Anhänger feierten bei bestem Wetter, und als die Spielerinnen und Spieler auf die Bühne kamen und alle gemeinsam mit den Höhnern die Vereinshymne sangen, war das alte FC-Gefühl zurück. Ein Moment, zu welchem freilich auch die Siege der vergangenen Wochen beigetragen hatten. Allerdings auch ein Moment, für den die Verantwortlichen lange gekämpft hatten.
Dreieinhalb Monate zuvor hatte noch Chaos geherrscht. Der FC war gerade aus der Bundesliga abgestiegen. Die Mannschaft hatte sich am letzten Spieltag in Heidenheim von ihrer – auch charakterlich – schlechtesten Seite gezeigt. Präsidium und Geschäftsführer standen unter Druck, mussten Antworten liefern, nachdem ihre zahlreichen Fehler in den Abstieg gemündet hatten.
Die sportliche Leitung hatte im Sommer 2023 die Mahnungen und Warnungen von außen ignoriert. Die Vereinsführung mit dem Vorstand an der Spitze hatte sie machen lassen, anstatt genauer hinzuschauen. Folgen waren die Transfersperre, zwei Trainerentlassungen, der Verlust mehrerer Leistungsträger und ein Putschversuch der Opposition.
Was folgte, war eine lange Zeit ungewollte Öffnung, um über mehr Kommunikation die Wogen zu glätten. Ein extra produzierter Podcast machte den Anfang. Ein großer Mitgliederstammtisch im Juni folgte. Ein etwas kleinerer Stammtisch am vergangenen Dienstag im Vorfeld der Mitgliederversammlung (am 24. September) brachte weitere Entspannung und ein Gefühl von Transparenz bei den Mitgliedern.
Hinzu kam auf sportlicher Ebene eine jahrzehntelang nicht mehr dagewesene Förderung von Talenten aus dem eigenen Nachwuchs in der Profimannschaft. Und schließlich eine deutlich demütigere und realistischere Einschätzung der sportlichen Leistungsfähigkeit zu Saisonbeginn. Der FC will zwar aufsteigen, hält sich aber nicht mehr für den Krösus der 2. Liga. Der neue FC im September 2024 ist zurückhaltend, aber ehrgeizig, sich seiner Probleme bewusst, aber ambitioniert.
Eine Mischung, die bei vielen Fans gut ankommt. Die Stimmung am Samstag dürfte die Verantwortlichen in dem Gefühl bestärkt haben, dass die Wende zunächst gelungen ist. Der neue FC schaut wieder nach vorne. Die Aufarbeitung der Fehler der Vergangenheit soll mit der Mitgliederversammlung abgeschlossen sein. Dann soll es mit Volldampf vorausgehen. Mit neuem Optimismus, aber auch mit einer neuen Portion Demut anstelle der Überheblichkeit der letzten Jahre.