Denkwürdiges Rennen

„Jaaaaaaaaa!“

Aktualisiert am 04.11.2024Lesedauer: 5 Min.

Max Verstappen beim Rennen in Interlagos, Brasilien. (Quelle: IMAGO/Alessio De Marco/IPA Sport / ipa)

Weltmeister Verstappen feiert den ersten Sieg seit Juni. Es ist einer, der lange in Erinnerung bleiben wird. Sein Herausforderer schwächelt in einem Chaos-Rennen.

Max Verstappen schrie seine Freude laut heraus, stieg auf seinen Red Bull mit ausgebreiteten Armen und herzte seine Crew. „Jaaaaaaaaa! Was für ein unglaubliches Rennen, Jungs. Wisst ihr, was das ist: Einfach wundervoll“, funkte der Triumphator nach einem chaotischen und vor allem denkwürdigen Rennen in São Paulo noch aus Wagen.

„Er war in einer eigenen Welt“, sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko dem TV-Sender Sky: „So eine Demonstration hat alles gesprengt und ist die richtige Antwort auf alles, was in den letzten Wochen war.“

Mit einer weltmeisterlichen Aufholjagd zu seinem ersten Grand-Prix-Sieg nach 133 Tagen brachte sich der 27 Jahre alte Niederländer im Red Bull für die vorzeitige WM-Krönung schon in drei Wochen im Glücksspielparadies Las Vegas in Position.

Max Verstappen beim Rennen in Interlagos, Brasilien. (Quelle: IMAGO/ANTONIN VINCENT)

An einem von Unwettern, Crashs und Safety-Car-Phasen sowie Roten Flaggen geprägten Formel-1-Wochenende auf dem Drama-Kurs von Interlagos raste Verstappen von Platz 17 zum Sieg beim Großen Preis von Brasilien vor begeisterten Fans. „Ich hoffe, sie hatten ihren Spaß“, sagte der Gewinner, dessen brasilianische Freundin Kelly Piquet ihm mit Tränen in den Augen auf dem Siegerpodest zuschaute.

Verfolger Lando Norris verpasste nach einem vom Teamkollegen geschenkten Erfolg im Sprintrennen tags zuvor und der Pole für den Großen Preis, den Rückstand auf Verstappen weiter zu verringern. Im Gegenteil: Er musste die womöglich vorentscheidende Niederlage nach mehreren Patzern im WM-Duell mit dem Niederländer hinnehmen. Der 24-Jährige kam im McLaren nicht über Rang sechs hinaus und musste am Ende noch froh sein, nicht noch weiter nach hinten zu rutschen. Ein Vergehen bei einem Startabbruch ahndeten die Rennkommissare einige Stunden nach dem Rennende mit einer Verwarnung und 5.000 Euro Bußgeld.

Nach dem Rennen wird Verstappen von seiner Partnerin Kelly Piquet beglückwünscht. (Quelle: IMAGO/Xavi Bonilla)

Im Klassement liegt Norris nun 62 Punkte hinter Verstappen, der sich auch noch den Extra-Zähler für die schnellste Runde schnappte. In der Wüste von Nevada kann es sich Verstappen nun sogar leisten, zwei Punkte auf Norris einzubüßen, und sich dennoch zum vierten Mal in Serie zum Weltmeister zu küren.

Alpine-Pilot Esteban Ocon und Teamkollege Pierre Gasly rasten völlig überraschend auf das Podium. Nico Hülkenberg kam im Chaos von Interlagos nicht ins Ziel, er sah die Schwarzen Flaggen, nachdem er Hilfe von außen bekommen hatte und musste vorzeitig aus seinem Haas aussteigen.

Verstappen und die Rennkommissare: „Wir fühlen uns unfair behandelt“

Für Verstappen endet ein Wochenende mit der maximalen Versöhnung, das lange nach einem weiteren Wut- und Frust-Grand-Prix für ihn aussah. „Meine Emotionen waren heute eine Achterbahnfahrt“, sagte er.

Im Qualifying von Brasilien musste sich Verstappen noch von Lando Norris überholen lassen. (Quelle: IMAGO/Aloisio Mauricio)

Nachdem er vor einer Woche in Mexiko-Stadt zwei Zeitstrafen bekommen hatte, musste er schon vor dem Hauptrennen wieder zu den Rennkommissaren. Diesmal brummten sie ihm fünf Sekunden nach dem Sprint auf, er fiel von Platz drei auf vier zurück. Das kostete ihn nochmal einen Punkt im Duell mit Norris, dem der Sieg über die 100 Kilometer von Teamkollege Oscar Piastri geschenkt worden war.

Doch damit nicht genug. In der Qualifikation, die nach einem Unwetter am Samstag auf Sonntagmorgen 7.30 Uhr Ortszeit verschoben worden war, sah sich Verstappen als Leidtragender einer eher spät eingeleiteten Rot-Phase nach einem von insgesamt fünf Unfällen auf der erneut nassen Strecke: „Das ist Bullshit“, fluchte er und haute wütend auf sein Lenkrad. Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko betonte: „Die Gemütslage ist nicht sehr erfreulich, wir fühlen uns unfair behandelt. Das gibt uns zu denken.“

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