Ein Platz in einem Berliner Hospiz zu finden, kann schwierig sein. Anlässlich des Welthospiztages warnt der Caritas-Chef.
Der Bedarf an stationären Hospizplätzen in der Hauptstadt wächst weiter – doch die Kapazitäten sind begrenzt. In der Hospizeinrichtung der Caritas in Berlin-Pankow erhält nur jeder Zehnte einen Platz. Ihren Angaben zufolge bewerben sich jährlich 1.000 bis 1.200 Menschen dafür. Die Einrichtung kann aber nur 100 Menschen aufnehmen.
Tobias Neumann, Leiter des Caritas-Hospizes Berlin-Pankow, spricht im Interview mit t-online von einer Versorgungslücke. Er erklärt anlässlich des Welthospiztages am 11. Oktober, wie sie entsteht und warum für die Lösung nicht zwingend neue Hospize gebaut werden müssen.
t-online: In Ihrer Einrichtung kann nur jeder Zehnte, der sich anmeldet, einen Hospizplatz erhalten. Herr Neumann, wie erklären Sie sich die Versorgungslücke?
Tobias Neumann: Dabei muss man differenzieren. Ein Drittel der Anmeldungen sind sogenannte „Sicherheitsanmeldungen“. Das heißt, die Menschen möchten gerne zu Hause versterben, melden sich aber an, um einen Plan B zu haben. Oft funktioniert das dann zu Hause und sie müssen den Platz nicht in Anspruch nehmen. Das zweite Drittel sind Menschen, die sich in mehreren Hospizen anmelden und woanders einen Platz finden. Dann gibt es aber das letzte Drittel. Das sind die, die unbedingt akut einen Hospizplatz benötigen, weil sie unterversorgt sind. Doch da reichen die Kapazitäten nicht aus.
Was sollte denn unternommen werden, um gerade für diese Menschen eine Unterbringung in einem Hospiz möglich zu machen?
Man könnte sagen, es gibt zu wenige Hospize. Bei dieser These bin ich aber zurückhaltend, weil ein Hospiz mehr ist als ein Gebäude oder eine Institution. Hospiz ist eine Haltung, die versucht, einen angemessenen und besonderen Umgang mit Menschen zu finden, die an ihrem Lebensende stehen.
Hospiz ist eine Haltung.
Tobias neumann, Leiter Caritas-Hospiz
Dass wir Häuser bauen und diese gut ausstatten, ist nur ein Teil der Lösung. Wir müssen schauen, wo die Menschen sind, die sterben. Und das ist meist in Krankenhäusern oder Pflegeheimen. Das heißt, wir brauchen dort eine „hospizliche Haltung“.
Das müssen Sie genauer erklären.
Es ist eine wichtige Überlegung, zunächst zu schauen, was in Krankenhäusern oder Pflegeheimen getan werden kann, um die Situation der Sterbenden zu verbessern. Die Einrichtungen könnten etwa eine Palliativstation eröffnen oder palliative Beratungen anbieten. Auch in Pflegeheimen gibt es trotz der teils schlechten Personalsituation viel Potenzial, um die Versorgung zu verbessern. In Heimen könnte man Pflegekräfte dazu befähigen, mit bestimmten Herausforderungen besser umzugehen, mit denen sterbende Menschen konfrontiert sind. Was wir unseren Auszubildenden zum Beispiel mitgeben, ist auch unter Zeitdruck, freundlich auf die Menschen zuzugehen. Es macht so viel aus, das kann man sich gar nicht vorstellen.














