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Es fühlt sich an wie 1000 winzige Sandkörner: Trockene Augen sind unangenehm. Oftmals stecken ernste Erkrankungen hinter den Beschwerden.

Normalerweise sorgt die Tränenflüssigkeit dafür, dass die Augen feucht bleiben und vor Umwelteinflüssen geschützt sind. Was viele nicht wissen: Nicht nur Klimaanlagen und Bildschirmarbeit können zu trockenen Augen führen. Bestimmte Krankheiten können jedoch den Tränenfilm der Augen beeinflussen. Ein Augenarzt erklärt, welche Krankheiten trockene Augen verursachen können.

Trockene Augen, medizinisch als Sicca-Syndrom bezeichnet, sind ein häufiges Beschwerdebild. Häufig sind es Müdigkeit, Zugluft, das Tragen von Kontaktlinsen oder lange Bildschirmarbeit, welche den Augen zusetzt und den Tränenfilm beeinträchtigt. Oft ist die im Auge gebildete Tränenflüssigkeit zu gering, um das Auge ausreichend benetzen und feuchthalten zu können, oder die Zusammensetzung des Tränenfilms ist gestört. Rötungen, Brennen, Juckreiz, Reiben und ein Fremdkörpergefühl treten auf.

„Oftmals klagen Betroffene zudem über verschwommenes Sehen und starkes Tränen der Augen“, sagt Dr. Ludger Wollring, Facharzt für Augenheilkunde. „Etwa ein Fünftel aller Menschen, die einen Augenarzt aufsuchen, haben trockene Augen.“

Ein gesunder Tränenfilm besteht aus drei Schichten: einer Schleimschicht, einer wässrigen Schicht sowie der Fettschicht (Lipidschicht). Die Schleimschicht sorgt dafür, dass der Tränenfilm an der Hornhautoberfläche des Auges haftet und einen stabilen Film bilden kann. In der wässrigen Schicht ist neben Nährstoffen unter anderem auch Hyaluronsäure enthalten, welche die Befeuchtung des Auges unterstützt. Die Lipidschicht schützt den schleimigen und wässrigen Anteil der Tränenflüssigkeit vor zu rascher Verdunstung.

Zusammen sorgen die drei Schichten unter anderem dafür, dass das Auge gut befeuchtet ist, das Lid gut über das Auge gleitet, das Auge mit wichtigen Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden kann und die Abwehr von Keimen funktioniert. „Tränen Augen vermehrt, ist das ein Signal dafür, dass der Tränenfilm gestört und die Augen gereizt sind“, sagt Wollring. „Allerdings kann vermehrtes Tränen die Augen aufgrund der gestörten Zusammensetzung nicht pflegen. Das heißt: Trotz Tränen bleiben die Augen trocken.“

Nicht nur äußere Einflüsse können die Produktion sowie die Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit stören. Auch bestimmte Krankheiten verändern den Tränenfilm und führen nicht selten zu trockenen Augen. Medikamente können die Augen ebenfalls empfindlicher machen.

So sind trockene und rote Augen nicht selten die Folge einer Allergie, etwa Heuschnupfen. Auch eine Neurodermitis kann mit trockenen Augen in Zusammenhang stehen, ebenso eine Psoriasis (Schuppenflechte), eine Rosazea oder chronisch-entzündliche rheumatische Erkrankungen wie die rheumatoide Arthritis, Kollagenosen oder eine Fibromyalgie. Erkrankungen der Schilddrüse gehören ebenfalls zu den Krankheiten, welche trockene Augen verursachen.

(Quelle: Privat)

Dr. med. Ludger Wollring ist Facharzt für Augenheilkunde, und Ärztlicher Leiter der Augenklinik Altenessen.

Zudem kennen viele Diabetes-Patienten das Sicca-Syndrom. Denn die Stoffwechselkrankheit Diabetes mellitus, umgangssprachlich häufig als Zuckerkrankheit bezeichnet, kann auf die Zusammensetzung des Tränenfilms einwirken. Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel schädigt die feinen Blutgefäße im Auge – und in den Augenlidern. Das kann beispielsweise dazu führen, dass nicht ausreichend Lipide von den im Lid befindlichen Meibom-Drüsen gebildet werden. Die Talgdrüsen befinden sich am Rand der Augenlider.

„Die Meibom-Drüsen-Dysfunktion ist ein häufigster Risikofaktor für die Entstehung eines trockenen Auges – nicht nur bei Diabetikern“, sagt der Augenarzt. „Regelmäßige Besuche beim Augenarzt sind für Diabetes-Betroffene wichtig. Dadurch können diabetesbedingte Beeinträchtigungen der Augen frühzeitig erkannt werden. Dazu gehört beispielsweise die diabetische Retinopathie, bei der die Gefäße der Netzhaut Schaden nehmen.“

Medikamente können ebenfalls den Tränenfilm dahingehend verändern, dass das Auge trocken wird. Dazu gehören beispielsweise bestimmte Blutdrucksenker, Schlafmittel, Hormone, Entwässerungsmittel (Diuretika) und Antiallergika. „Auch Psychopharmaka können zu trockenen Augen führen“, sagt Wollring.

Wer vermutet, dass Medikamente mit den Beschwerden am Auge zusammenhängen, sollte keinesfalls die Medikamente einfach absetzen oder eigenmächtig die Dosierung verändern, sondern immer Rücksprache mit dem behandelnden Arzt halten.

„Trockene Augen können viele – oft ernstzunehmende – Ursachen haben. Daher ist es ratsam, bei trockenen Augen einen Augenarzt aufzusuchen. Besonders wenn begleitend Rötungen, eitrige Sekretbildung, Schwellungen, Schmerzen oder eine beeinträchtigte Sehleistung auftreten, ist eine rasche Abklärung erforderlich“, betont der Augenexperte.

Abhängig von der Ursache wird die Behandlung gegen trockene Augen zusammengestellt. Liegen bestimmte Erkrankungen zugrunde, werden diese entsprechend berücksichtigt. So ist es beispielsweise wichtig, bei einem Diabetes mellitus auf gut eingestellte Blutzuckerwerte zu achten. Sind Medikamente der Auslöser, können diese möglicherweise angepasst werden. Gegen die Trockenheit im Auge helfen befeuchtende Augentropfen, die den Tränenfilm nachbilden. Sind die Drüsen am Lidrand verstopft, kann eine spezielle Lidrandpflege unterstützen.

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