Nutzen gut abwägen
Welche Krankenzusatzversicherung ist sinnvoll?
Aktualisiert am 16.08.2024 – 11:47 UhrLesedauer: 6 Min.
Chefarztbehandlung, Krankentagegeld, Zahnersatz – Kassenpatienten können sich mit privaten Versicherungen zusätzlich absichern. Aber wie sinnvoll ist das?
Das Wichtigste im Überblick
Für ein Einzelzimmer im Krankenhaus oder eine Behandlung beim Heilpraktiker müssen Kassenpatienten häufig extra zahlen. Das gilt auch bei Zahnersatz oder Brillen. Eine passende Krankenzusatzversicherung – kurz einfach Zusatzversicherung genannt – kann solche Kosten senken. Doch lohnt sich so eine Versicherung auch?
Wir erklären, woran Sie die Antwort für sich persönlich festmachen, welche Krankenzusatzversicherungen es überhaupt gibt und worauf Sie beim Abschluss unbedingt achten sollten.
Ganz generell sind Krankenzusatzversicherungen dafür gedacht, Versorgungslücken zu schließen. Die treten vor allem bei gesetzlich Versicherten auf, weil die gesetzlichen Krankenkassen laut Sozialgesetzbuch „das Maß des Notwendigen nicht überschreiten“ dürfen. Aber auch manch private Krankenversicherung deckt nicht jede Leistung ab.
- Statt GKV: Sind private Krankenversicherungen besser?
- Private Krankenversicherung: So klappt es mit dem Wechsel
Je nach Ihrer individuellen Situation kann es daher sinnvoll sein, eine private Zusatzpolice abzuschließen. Allerdings sollten Sie sich vorher unbedingt fragen, ob der Schutz wirklich nötig ist – andernfalls geben Sie nur unnötig Geld aus.
Es gibt ein breites Spektrum an Zusatzversicherungen. Dazu gehören:
- Auslandsreisekrankenversicherung
- Krankenhauszusatzversicherung
- Krankenhaustagegeldversicherung
- Krankentagegeldversicherung
- Ambulante Zusatzversicherung
- Zahnzusatzversicherung
- Heilpraktikerzusatzversicherung
- Brillenzusatzversicherung
- Vorsorgeversicherung
In den folgenden Abschnitten zeigen wir Ihnen, was die verschiedenen Versicherungen leisten, welche wirklich sinnvoll sind – und welche bloß Luxus.
Auslandsreisekrankenversicherung
Eine Auslandsreisekrankenversicherung ist tatsächlich für jeden sinnvoll, der ins Ausland reist. Denn die Krankenkassen kommen nicht für alle Behandlungen im Ausland auf. Vor allem zahlen sie nicht den Rücktransport ins Heimland, auch wenn er medizinisch geboten ist.
Auch die Kosten für ambulante und stationäre Behandlungen sowie schmerzstillende Zahnbehandlungen müssen Sie oft selbst tragen. Das gilt auch für Reisen innerhalb der EU. Lesen Sie hier, ob Sie eine Reisekrankenversicherung von der Steuer absetzen können.
Krankentagegeldversicherung
Die Krankentagegeldversicherung kann durchaus Ihre wirtschaftliche Existenz sichern. Denn sie zahlt bei längerer Krankheit ein sogenanntes Tagegeld, um Ihren Einkommensverlust auszugleichen. Das ist vor allem für Selbstständige und Privatversicherte sinnvoll, die keinen Anspruch auf ein gesetzliches Krankengeld haben.
Krankengeld bekommen gesetzlich Versicherte, wenn sie länger als sechs Wochen krankgeschrieben sind. Das fällt jedoch deutlich niedriger aus als Ihr normales Nettogehalt. Reicht das nicht, um Ihre laufenden Kosten zu decken, ergibt eine Krankentagegeldpolice Sinn.
Allerdings: Bei Personen, deren Einkommen über der Beitragsbemessungsgrenze liegt, ist das ausgezahlte Krankengeld im Verhältnis niedriger. Denn laut Gesetz darf das Krankengeld insgesamt den monatlichen Nettoverdienst nicht übersteigen.
Behandlungen beim Zahnarzt können ganz schön ins Geld gehen – vor allem wenn Sie Implantate, Kronen oder Brücken benötigen. Der gesetzliche Kassenzuschuss deckt die Kosten bei Weitem nicht ab. Unter Umständen kann deshalb eine private Zahnzusatzversicherung sinnvoll sein, die Ihnen die Kosten für Zahnersatz bis zu einer bestimmten Höchstgrenze erstattet.
Achten Sie aber unbedingt darauf, welche Leistungen der Tarif genau enthält. Generell sind Zahnzusatzversicherungen, die einen Großteil des Eigenanteils übernehmen, vergleichsweise teuer. Wollen Sie eine Versicherung für Kinder abschließen, sollte der Schutz auch kieferorthopädische Behandlungen abdecken. Lesen Sie hier mehr dazu, wann sich eine Zahnzusatzversicherung lohnt.
Krankenhauszusatzversicherung
Mit einer Zusatzversicherung fürs Krankenhaus sichern Sie sich Leistungen, die eigentlich nur Privatpatienten zustehen wie etwa die Behandlung durch die Chefärztin, Aufenthalt im Ein- oder Zweibettzimmer sowie Leistungen bei einer Kur oder Reha-Maßnahmen.
Auch die Klinik dürfen Sie mit einer solchen Versicherung selbst wählen – statt im nächstgelegenen Krankenhaus behandelt zu werden. Eine Privatklinik darf es aber nicht unbedingt sein. Viele private Versicherer übernehmen die Kosten nur, wenn Ihre gesetzliche Krankenkasse einen Vertrag mit der Privatklinik hat.
Bei Chefarztbehandlungen sollten Sie zudem bedenken, dass nicht alle privaten Zusatzversicherer die Honorare in unbegrenzter Höhe übernehmen. Erwischen Sie ein Krankenhaus mit überdurchschnittlich hohen Sätzen, müssen Sie diese Mehrkosten trotz Zusatzversicherung selbst tragen.