Smartphone, Ehering oder Gebiss

Was passiert mit Fundstücken im Hotel?


Aktualisiert am 16.11.2024 – 10:41 UhrLesedauer: 3 Min.

Uhren und Schmuck: Vor allem im Hotelsafe werden oft Sachen vergessen. (Quelle: Michael Korte/imago-images-bilder)

Hotelgäste vergessen alles Mögliche in ihren Zimmern – und scheinen dies mitunter nicht einmal zu merken. Wenn doch, müssen sie sich selbst melden.

Liegt es an der übereilten Abreise, weil das Taxi früher als gedacht vor dem Hotel wartet? An der urlaubsbedingten Grundentspannung? Genereller Schusseligkeit? Auf Reisen sind Menschen jedenfalls vergesslich – egal, ob sie in Ferienresorts oder Businesshotels absteigen. Im Durchschnitt lässt ungefähr jeder Zwanzigste irgendwas zurück.

Bei den unfreiwilligen Hinterlassenschaften gibt es jedoch Unterschiede: Sind es in den Stadthotels vor allem Smartphone- oder Laptopkabel, so belegen in den Ferienhotels T-Shirts, Wecker, Zahnbürsten, Unterhemden und -hosen die Spitzenplätze. Auch Schlüssel, Mobiltelefone, Führerscheine und Kreditkarten bleiben mitunter unberührt im Safe oder auf dem Nachttisch zurück.

Öfter als gedacht vergessen Gäste auch Eheringe im Zimmer – selten zwei, meistens nur einen. In einer Hochzeitssuite in einem Wiener Hotel fand das Personal einmal aber auch den Ehevertrag eines frisch vermählten Paares. Offenbar hatten die beiden bei ihrem Aufenthalt andere Prioritäten.

Generell gibt es kaum etwas, was noch nicht sichergestellt wurde: Holzbeine, Sexspielzeug, Kuckucksuhren. Die britische Hotelkette Travelodge führt sogar ein öffentliches Tagebuch über Dinge, die in den vergangenen rund zehn Jahren in ihren knapp 600 Häusern liegen blieben. Auf der Liste stehen neben mehr als 12.000 Ladekabeln unter anderem eine Hochzeitstorte in Disneyschloss-Optik, ein lebendes Shetlandpony namens „Pudding“ sowie eine Modelleisenbahn.

Bei den hauptsächlich in Indien beheimateten Oberoi Hotels berichtet man indessen von vereisten Kameras, die aus Minibars – einem vermeintlich sicheren Versteck vor Dieben – geborgen wurden. Nicht schlecht staunte auch eine Putzkraft eines Park Inn Hotels, als sie eine einsame Schaufensterpuppe fand – ihr Besitzer meldete sich nie. Viele Hotels vermelden indessen einvernehmlich, dass seit einigen Jahren gehäuft angebrochene Viagra-Schachteln zu den Fundsachen zählen. Und falsche Zähne … Ob diese Funde in Relation stehen, ist nicht bekannt.

Ausgerechnet der Reisepass: Bei manchen Sachen fällt es schnell auf, wenn sie fehlen. (Quelle: Alexander Farnsworth)

Egal, worum es sich handelt: Für das Personal beginnt dann stets ein Stück Routine. Alles muss gewissenhaft archiviert werden. Schließlich schreibt der Gesetzgeber vor, dass Hotels die Fundstücke mindestens sechs Monate aufbewahren müssen. So wird das ungewollt zurückgelassene Objekt diskret verpackt ins hauseigene Fundbüro gebracht. Dort erhält es eine Nummer, wird ins Fundbuch eingetragen und in ein Regal gestellt, bis der Gast sich meldet.

Das geht manchmal schnell, wenn es sich etwa um das liebste Kuscheltier oder ein Notizbuch mit womöglich heiklen Aufzeichnungen handelt. Mitunter dauert es auch länger. In drei Vierteln der Fälle rühren sich die Eigentümer gar nicht mehr. Vielleicht weil viele nicht wissen, dass es an ihnen liegt, sich zu melden.

Denn eines geschieht in aller Regel nicht: Dass der letzte Gast im Zimmer vom Hotel über den Fund informiert wird – oder der Gegenstand gar unaufgefordert per Post nach Hause geschickt wird. Der Grund? Diskretion. Es könnte ja gut sein, dass durch die unerwartete Postsendung der (Ehe-)Partner misstrauisch wird. Frei nach dem Motto. „Sag mal, was hast du denn letzte Woche in besagter Unterkunft gemacht? Davon wusste ich ja gar nichts.“

Wenn dann Gäste aus eigenem Antrieb nachfragen – und mehr als 80 Prozent melden sich bereits innerhalb von einem Tag nach der Abreise – wird ihnen der vermisste Gegenstand natürlich nachgeschickt, manche auf Kosten des Hauses, manchmal auch auf eigene Rechnung. Meldet sich nach einem halben oder gar einem ganzen Jahr immer noch niemand, werden die in der Regel wenig wertvollen Gegenstände dann entweder an die Mitarbeiter verschenkt oder gegen einen Obolus, etwa als Spende für einen guten Zweck, abgegeben.

Vor dem Auschecken am besten noch einmal das Bettzeug ausschütteln: Darunter verbergen sich gern Handys oder Ladekabel. (Quelle: photovs)
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