Detail macht sie so gefährlich

Kugelbomben: „Wer das nicht weiß, schießt sich den Kopf weg“


Aktualisiert am 02.01.2025 – 15:11 UhrLesedauer: 2 Min.

Ein spezieller Böller-Trend hat dieses Jahr für viele schwere Silvester-Verletzungen und mehrere Tote gesorgt. Eine Sache macht Kugelbomben besonders gefährlich.

Fünf Tote durch Feuerwerk, dazu Dutzende Schwerverletzte: In der Silvesternacht haben zahlreiche Menschen in Deutschland Gliedmaßen verloren, die Kraft von illegalen Böllern hat Hände und Finger weggesprengt. Ein Opfer sei wohl komplett erblindet, meldete das Unfallkrankenhaus Berlin. „Ein junger Mann erlitt eine so schwere Halsverletzung, dass er fast sein Leben gelassen hätte“, berichtete Klinik-Sprecherin Angela Kijewski über einen weiteren Fall.

Ursache der besonders schweren Verletzungen waren in vielen Fällen illegale Kugelbomben. In Berlin-Schöneberg hat die Wucht einer solchen Detonation Häuserfassaden und Autos schwer beschädigt, viele Fensterscheiben gingen zu Bruch. 36 Wohnungen sind vorerst unbewohnbar.

Mehrere der Silvester-Toten starben durch Kugelbomben, so etwa ein 50-Jähriger, der in Sachsen in Anwesenheit mehrerer Familienangehöriger ums Leben kam, als er eine Kugelbombe in einem Rohr gezündet hatte. In Kremmen bei Berlin wurde ein 21-Jähriger auf gleiche Weise von einer Kugelbombe getötet. Beide Männer starben unmittelbar am Unglücksort.

In Berlin wurde darüber hinaus ein Polizist durch eine Kugelbombe so schwer verletzt, dass er notoperiert werden musste. Der Beamte blutete dermaßen stark, dass der Verdacht bestand, der illegale Sprengkörper habe ein lebenswichtiges Blutgefäß zerfetzt.

„Kugelbomben sind ein Horror“, fasste das Unfallkrankenhaus Berlin zusammen. Das größte Problem der selbstgebastelten oder aus dem Ausland importierten Mega-Böller sei die extreme Sprengkraft, erklärte Sprecherin Kijewski. „Dadurch bekommt das Auge nicht mehr die Zeit, das Lid zu schließen.“

Video | Feuerwerksverbot: ein Pro & Kontra

Quelle: t-online

Professionelle Kugelbomben werden für Höhenfeuerwerk benutzt. Sie dürfen nur von speziell ausgebildeten Feuerwerkern verwendet werden, die beim Kauf ihre Qualifikation nachgewiesen haben. Die Kugelbomben bestehen aus zwei Halbschalen aus Plastik oder Pappe, darin befinden sich Effekte, die in mehreren Hundert Metern Höhe durch eine sogenannte Zerlegeladung ausgelöst werden. In die Luft geschossen werden Kugelbomben aus Mörsern. Eine kraftvolle Ausstoßladung treibt die Kugelbomben in die Höhe.

Der Pyrotechnik-Experte Andreas Voigt erklärte dem Berliner „Tagesspiegel“: „Kugelbomben, die wir im Profi-Bereich verwenden, werden gerne am Schwarzmarkt verkauft und dann als Böller missbraucht.“ Ein spezielles Detail sorge dabei dafür, dass sie häufig explodieren, wenn diejenigen, die sie anzünden, noch in unmittelbarer Nähe sind: Die Bomben haben zwar eine lange Zündschnur, die allerdings in enorm hoher Geschwindigkeit abbrennt. In nur einer Sekunde sei sie weg, erläuterte der Pyrotechnik-Experte: „Wer das nicht weiß, schießt sich den Kopf weg.“

Auch schon in den vergangenen Jahren gab es Tote und Verletzte durch Kugelbomben. Aber laut Fachleuten wurden die Sprengsätze dieses Silvester vermehrt und oft unkontrolliert gezündet. Eine Sprecherin der Brandenburger Polizeidirektion Nord sagte, ihr sei aus den Vorjahren nicht bekannt, dass Kugelbomben eine solche Rolle gespielt hätten. Und das Berliner Unfallkrankenhaus teilte mit: In diesem Jahr seien bis Donnerstagnachmittag 42 Bölleropfer in der Klinik versorgt worden. Besonders schockierend sei dabei die durch Kugelbomben hervorgerufene Schwere der Verletzungen.

Share.
Exit mobile version