Aberglaube aus vorchristlicher Zeit

Raunächte: Die zwölf heiligen Nächte zwischen den Jahren

Rückbesinnung auf die Ursprünge: In den letzten Jahren haben viele Menschen die Raunächte wiederentdeckt. Sie stammen aus einer Zeit vor dem Christentum.

27.12.2024 – 13:51 Uhr|Lesedauer: 3 Min.

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Raunächte waren ursprünglich heidnische Feiertage, die zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar begangen wurden. Sie haben ihren Ursprung vermutlich in der germanischen Zeitrechnung und liegen zwischen dem Ende des Mondjahres (354 Tage) und des Sonnenjahres (365 Tage). Diese elf Tage, beziehungsweise zwölf Nächte, galten als Tage außerhalb der Zeit, in denen die Gesetze der Natur außer Kraft treten und die Grenze zwischen dem Reich der Lebenden und dem Reich der Toten offen steht.

Wäsche auf der Leine: in den Raunächten keine gute Idee. (Quelle: IMAGO/S. Koerber)

Wie solch ein Glaube entstehen konnte, ist heute vielleicht schwer nachzuvollziehen. Selbst wenn die Tage kurz sind und die Finsternis allgegenwärtig ist, können wir einfach das Licht anschalten und die Heizung aufdrehen. In vorchristlicher Zeit müssen Finsternis, Kälte und Existenzangst an diesen dunklen Tagen allgegenwärtig gewesen sein. Kein Wunder, dass sich die Menschen mit Ritualen und Bräuchen beschäftigten, die sie der Geisterwelt näher brachten.

„Die Menschen kamen auf die Idee, dass diese Zeit eine Nahtstelle ist. Die jenseitige Welt hat Zugang in unsere Welt und das Böse versucht, Menschen zu fangen und in die Hölle abzuschleppen“, erklärte Theologe und Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti dem MDR die Entstehung der Raunächte.

Im Christentum kennt man die Raunächte auch als die zwölf Weihnachtstage zwischen dem ersten Weihnachtsfeiertag und dem Tag der Erscheinung des Herrn am 6. Januar. Zu den wichtigsten Raunächten gehören neben dem 6. Januar die Thomasnacht am 21./22. Dezember, die auch die längste Nacht des Jahres ist, sowie Heiligabend und Silvester.

Die zwölf heiligen Nächte – beziehungsweise die Tage außerhalb der Zeit – galten nach heidnischem Brauch als Abbild der Zukunft. Das, was während der zwölf Nächte geschah, wurde von den Alten aufmerksam beobachtet und für die kommenden zwölf Monate vorhergesagt. Ob es Streit gab oder friedlich zuging, ob das Essen schmeckte oder die Sonne schien – alles konnte als Hinweis auf das kommende Jahr gedeutet werden.

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Verwandlungsnächte: Besondere Raunächte

Die zwölf heiligen Nächte galten alle als Feiertage. Doch zwei der Nächte, die sogenannten Verwandlungsnächte, wurden als besonders bedeutsam betrachtet. So galten der 28. Dezember und der 5. Januar als Tage, an denen vorgefallene Probleme gelöst werden konnten.

Wenn man sich vorher gestritten hatte, konnte man an diesen Tagen zukünftige Streitigkeiten vermeiden. So hatte jeder die Chance, durch gutes und umsichtiges Handeln die Zukunft zum Besseren zu gestalten.

Weil Verstorbene und Naturgeister in den Raunächten angeblich die Macht haben, wurde alles getan, um sie nicht zu verärgern. Dazu gehört laut Theologe Becker-Huberti auch, während der Raunächte keine Wäsche aufzuhängen. Sollten die Geister und Verstorbenen in der Welt der Lebenden umherstreifen, könnten sie sich darin verfangen, heißt es in den alten Erzählungen.

Zu den Ritualen der Raunächte gehört auch das Räuchern. Deshalb werden die Raunächte in einigen Gegenden auch als Rauchnächte bezeichnet. Dabei geht man jede Nacht mit einer Räucherschale durch die Zimmer und pustet in jede Ecke etwas Rauch. Die Idee ist, dass man sich während des Räucherns vorstellt, wie sich alles Negative in Rauch auflöst und etwas Gutes entsteht.

Während des Rauchrituals, das übrigens später im Christentum mit dem Abbrennen von Weihrauch übernommen wurde, formuliert man auch die eigenen Wünsche für das kommende Jahr. Hier gibt es auch den Brauch, diese Wünsche auf einen Zettel zu schreiben und in jeder der zwölf Raunächte einen davon zu verbrennen. Zwölf der 13 Wünsche werden von der Geisterwelt erfüllt, so der Glaube. Für die Erfüllung des verbleibenden 13. Wunsches ist man selbst verantwortlich.

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