Wer Witwenrente bekommt und gleichzeitig arbeitet, fragt sich mitunter: Lohnt es sich, das eigene Einkommen zu senken, um mehr Rente zu erhalten?
Viele Hinterbliebene haben einen scheinbar cleveren Gedanken: Wenn ich weniger verdiene, wird meine Witwenrente höher – und unter dem Strich habe ich vielleicht sogar mehr Geld und mehr Freizeit. Was zunächst plausibel klingen mag, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Trugschluss – mit langfristigen Folgen.
Wer Witwen- oder Witwerrente erhält, darf einen Teil seines eigenen Nettoeinkommens behalten, ohne dass das die Rentenzahlung schmälert. Der Freibetrag liegt ab 1. Juli 2025 bei 1.076,86 Euro netto im Monat. Alles, was darüber hinausgeht, wird zu 40 Prozent auf die Witwenrente angerechnet. In anderen Worten: Die Witwenrente wird gekürzt.
Die Formel dafür lautet: (Einkommen – Freibetrag) × 0,4 = Abzug bei der Witwenrente
Nehmen wir an, Sie erhalten eine Witwenrente von 1.000 Euro und würden Ihr Nettoeinkommen von 2.200 Euro reduzieren. Die Folge wäre zwar, dass die Witwenrente steigt, je weniger Sie verdienen – doch das Gesamtnetto sinkt. Unterm Strich bleiben Sie auf einem Minus sitzen, wie die folgende Tabelle zeigt:
Die Anrechnungsquote liegt bei 40 Prozent – das heißt: Für jeden Euro weniger Einkommen bekommen Sie nur 40 Cent mehr Witwenrente.
Wenn Sie also Ihr Einkommen reduzieren, führt das insgesamt immer zu weniger Geld. Es gibt keinen Punkt, an dem der Einkommensverzicht komplett durch den Rentenzuwachs ausgeglichen wird.
Dieser Mechanismus gilt linear für jeden Euro oberhalb des Freibetrags – solange die Witwenrente hoch genug ist, um den vollen Anrechnungsbetrag zu tragen (sie also nicht auf null fällt), und das Einkommen nicht unter den Freibetrag sinkt. Darunter wird schließlich gar nichts mehr abgezogen.
Dieser Effekt fällt umso stärker ins Gewicht, je früher im Erwerbsleben Sie Ihren Verdienst senken und je geringer das Einkommen dann ausfällt. Die Rechnung geht also nicht nur heute nicht auf – sie wird später noch teurer.