DHL-Flieger aus Leipzig stürzt in Wohngebiet
Vieles spricht für einen Unfall – doch ein Detail lässt aufhorchen
Aktualisiert am 25.11.2024 – 15:38 UhrLesedauer: 4 Min.
In Vilnius ist eine DHL-Frachtmaschine in ein Wohngebiet gestürzt. Der Flieger kam aus Leipzig – wo im Juli ein Brandsatz für Schlagzeilen gesorgt hatte.
Am Montagmorgen ist ein in Leipzig gestartetes Frachtflugzeug in der litauischen Hauptstadt Vilnius abgestürzt. Beim Rettungsdienst schrillte um 4.31 Uhr deutscher Zeit (5.31 Uhr Ortszeit) der Alarm. Trümmerteile trafen ein Haus. Die zwölf darin lebenden Menschen konnten unverletzt gerettet werden.
Viele Teile des Flugzeugs seien herumgeschleudert worden, berichtete ein Journalist des litauischen Rundfunks vom Unfallort im Stadtteil Liepkalnis. Nach ersten Angaben befanden sich vier Personen in dem Flugzeug. Eine Person davon sei tot, hieß es.
Deutschland schickt Ermittler nach Litauen
Am Montagnachmittag wurde bekanntgegeben, dass sich auch deutsche Ermittler an der Suche nach der Unfallursache beteiligen. Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung werde die Ermittlungen vor Ort in Litauen unterstützen, sagte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums vor Journalisten in Berlin. Ab dem Abend würden Kollegen dort im Einsatz sein. Nach litauischen Angaben sollen von deutscher Seite vier Experten entsandt werden.
Auch Spanien werde zwei Ermittler abstellen, die ebenfalls in Kürze in Litauen eintreffen würden, sagte Laurynas Naujokaitis, der Leiter der beim litauischen Justizministerium angesiedelten Stelle für Untersuchungen von Verkehrsunfällen und Zwischenfällen, in einer Sondersendung des Online-Nachrichtenportals 15min.lt.
Video | Ermittlungsbehörden äußern sich zum Flugzeugabsturz
Die Behörden gehen eher von einem Unfall aus, schließen aber auch Terror nicht aus. „Dies ist eine der Versionen des Absturzes, die untersucht und überprüft werden müssen“, sagte Litauens Polizeichef Arunas Paulauskas am Montag bei einer Pressekonferenz.
Aufhorchen lässt, dass der Flieger vom DHL-Drehkreuz aus Leipzig kam. Dort war im Juli am Flughafen ein Paket in Brand geraten. In der als Expresslieferung verschickten Sendung hatte sich ein Brandsatz von selbst entzündet. Nur ein Zufall verhinderte damals eine Katastrophe: Der Flieger, mit dem das Paket verschickt werden sollte, hatte Verspätung.
Das Paket, das in Leipzig Feuer fing, war in Litauen aufgegeben worden und befand sich auf dem Weg nach Großbritannien. Der Brandsatz sollte sich offenbar auf dem Transportweg entzünden. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und das Bundeskriminalamt (BKA) verschickten daraufhin einen Hinweis an Unternehmen aus der Luftfahrt- und Logistikbranche, in dem sie vor „unkonventionellen Brandsätzen“ warnten, die von Unbekannten über Frachtdienstleister verschickt werden.
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Könnte Russland hinter einem Anschlag stecken?
In der Warnmeldung von Verfassungsschutz und BKA kam das Wort Russland nicht vor. Dennoch wird in Sicherheitskreisen ein Zusammenhang mit den zunehmenden Fällen russischer Sabotage in Deutschland nicht ausgeschlossen.
Insgesamt sind seit Frühjahr bisher vier mit Paketen verschickte Brandsätze in Europa bekannt geworden. Eins fing in Großbritannien Feuer, eins in Polen. Lediglich ein Paket wurde entdeckt, bevor der darin befindliche Brandsatz auslösen konnte. Dieses Paket war nach Deutschland verschickt worden, die Ermittler konnten daraus wichtige Erkenntnisse gewinnen.
Wenn es sich tatsächlich um eine neue Sabotagestrategie der russischen Geheimdienste handeln sollte, würde diese in ein vom Bundesamt für Verfassungsschutz identifiziertes Schema passen. Die Verfassungsschützer gehen davon aus, dass russische Geheimdienste verstärkt auf sogenannte „Low Level Agents“ setzen, um westliche Länder mit Sabotage-Operationen anzugreifen.