Französische Forscher vermuten, dass der größte Vulkan unseres Sonnensystems einst von Wassermassen umspült wurde. Warum das wichtig ist.

Der Olympus Mons auf dem Planeten Mars ist mit 21,9 Kilometern der höchste Vulkan unseres Sonnensystems. Seine Basis hat einen Durchmesser von etwa 600 Kilometern. Wissenschaftler der Universität Paris-Saclay haben die Hänge des Olympus Mons sowie die Mars-Region Tharsis analysiert und sind davon überzeugt, dass der Vulkan einst eine Insel in einem riesigen Ozean war.

Die Forschergruppe um Anthony Hildenbrand fand heraus, dass der Riesenvulkan morphologische Ähnlichkeiten mit aktiven Vulkaninseln auf der Erde (zum Beispiel Hawaii) aufweist. Was die Wissenschaftler besonders interessiert, sind die Klippen am Rande der Basis des Vulkans. Sie recken sich bis zu sechs Kilometer in die Höhe und gehen in eine geröllartige Landschaft über.

Einige Forscher sehen in diesem Kliff Abbruchkanten, die aufgrund der enormen Last des Feuerberges entstanden sind, andere interpretieren sie als Erosion. Hildenbrand und Kollegen glauben aber, dass Olympus Mons seine Lava einst in einen Ozean ergoss.

Hier ergoss sich die Lava in den Ur-Ozean

„Wir denken, dass die obere Kante der sechs Kilometer hohen Abbruchkante durch Lava entstand, die in flüssiges Wasser strömte“, schreiben sie im Fachjournal „Earth and Planetary Science Letters“. Die Interaktion von glühender Lava mit kaltem Meerwasser erzeuge auf irdischen Vulkaninseln wie Hawaii, Galapagos oder Réunion ähnliche, wenn auch viel kleinere Lavaklippen.

Dabei kühlt das flüssige Gestein, wenn es auf Wasser trifft, schlagartig ab und erstarrt. Die Wissenschaftler sprechen im Fachjournal von „starken Viskositätskontrasten“. Die Lava wurde also an diesen Stellen viel schneller zähflüssig und hart. In der Folge türmten sich an der ehemaligen Uferlinie die hohen Klippen auf.

Kritik von deutschem Nasa-Mitarbeiter

Aber es gibt auch Kritik an der Studie der Pariser Forscher. Gerald Eichstädt, der für die Nasa als „Citizen Scientist“ arbeitet. beanstandet die lückenhafte Argumentation sowie die Auswahl der Bilder.

Eichstädt: „Wenn es direkten Kontakt zwischen Lava und Wasser gab, müssten sich dann nicht wie um Hawaii nahezu zweifelsfreie Spuren von Kissenlava nachweisen lassen? Ich frage mich, weshalb nur mit der etwas uneindeutigen Abbruchkante argumentiert wird und nicht mit Hinweisen auf Kissenlava in den ziemlich hoch aufgelösten und reichlich verfügbaren Satellitenbildern.“

Hier kann jetzt nach Spuren von Leben gesucht werden

Der Olympus Mons entstand vor etwa drei Milliarden Jahren zu einer Zeit, als es den Erkenntnissen nach noch Wasser auf dem Mars gab – und womöglich auch Leben. Die Pariser Forscher glauben, mit der Vulkanklippe ein gutes Ziel für eine Mars-Mission gefunden zu haben.

„Die von uns postulierten Küstenlinien könnten mittels radiometrischer Methoden datiert werden“, schlagen sie vor. „Außerdem könnten sie ein eindeutiger Zeuge für den vergangenen Meeresspiegel sein, an dem gezielt nach Spuren von frühem Leben gesucht werden könnte.“

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