Ihr wollt mich? Dann wählt mich! Es ist eine ungewöhnliche Ansage, die Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) kurz vor der Landtagswahl am Sonntag macht. Aber auch eine, die Respekt abverlangt – vor dem Mut, den er damit beweist, und vor dem Anstand, den ein solcher Schritt ausdrückt.

Wie oft kleben Spitzenpolitiker heutzutage an ihrem Stuhl, wie selten sind Rücktritte geworden, selbst im Zeichen größter Niederlagen und Verfehlungen. Schon deshalb ist die Ankündigung Woidkes angenehm erfrischend, weil fast schon herzerwärmend altmodisch. Endlich mal ein Politiker mit Rückgrat!

Natürlich ist das allein wohl kaum sein Hauptmotiv. Woidke will nicht weichen, er will bleiben. Und geht dafür All-in. Er will die Wahl gewinnen, notfalls auch mit der Brechstange eines an die Wähler gerichteten Ultimatums.

Das kann man Erpressung nennen, muss man aber nicht. Man könnte auch sagen: Hier schafft einer rechtzeitig Klarheit über das eigene Schicksal und damit auch über das des Landes, das er regiert.

Und seien wir ehrlich, wann wurde ein Ministerpräsident jemals schon abgewählt, um dann im Nachgang einfach weiterzumachen? Zu Recht würden in solch einem Fall Parteimitglieder und Journalisten personelle Konsequenzen fordern. Landete Woidkes SPD am Ende tatsächlich hinter der AfD, wäre er ohnehin weg vom Fenster.

Umgekehrt gilt: Wenn es ihm mit seiner Ankündigung gelingt, die Wähler von sich zu überzeugen und die AfD doch noch zu schlagen, ist Woidke einer der stärksten Ministerpräsidenten Deutschlands. Fast will man sagen: Er kann nur gewinnen.

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