Seit Wochen bereitet ein Magma-Tunnel im Südwesten Islands den Menschen Sorgen. Nun ist der Ernstfall eingetreten.
Vulkanausbruch auf Island: Unweit der Hauptstadt Reykjavík schießt Lava an die Erdoberfläche. Der Ausbruch fand zwischen Sýlingarfell und Hagafell nördlich der Hafenstadt Grindavík statt. Experten haben gegenüber t-online bestätigt, dass Kameras vor Ort den Ausbruch zuerst um 22.17 Uhr aufgezeichnet haben.
Der Vulkanologe Thorvaldur Thordarson sprach im Nachrichtenmedium mbl.is von einem „Worst-Case-Szenario“. Der Ausbruch habe an dem denkbar schlechtesten Standort stattgefunden. Den Berichten zufolge sind die Lavafontänen mehr als 200 Meter hoch. Bilder in den sozialen Medien zeigten sprudelnde, glutrote Lavamassen.
Die örtliche Polizei hat Menschen aufgefordert, Grindavík sofort zu evakuieren. Es besteht die Gefahr, dass Lava in die Stadt fließt. Auch die Reykjanesbraut-Straße, die die Hauptstadt Reykjavík mit dem internationalen Flughafen Keflavík verbindet, wurde gesperrt.
Kristín Jónsdóttir, Leiterin der Abteilung Naturgefahren beim isländischen Wetteramt, sagte in lokalen Medien, dass der Beginn der Eruption die Wissenschaftler überrascht habe: „Es ging wirklich sehr schnell.“ Die Eruptionsspalte werde schnell breiter und sei nach neuesten Informationen (Stand: 1.15 Uhr) 3,5 Kilometer lang.
Bewohner waren schon im November evakuiert worden
Erst Anfang November wurden die etwa 3.700 Bewohner von Grindavík evakuiert. Grund dafür waren eine anhaltende Erdbebenserie und die Sorge vor einem Vulkanausbruch in dem Gebiet rund 40 Kilometer südwestlich von Reykjavik auf der Reykjanes-Halbinsel. Unter der Halbinsel verläuft ein etwa 15 Kilometer langer Magmatunnel bis unter den Meeresboden vor der Küste. Mehr dazu lesen Sie hier.
Auch die bei Touristen sehr beliebte Blaue Lagune, ein von vulkanischem Thermalwasser gespeistes Badeparadies, war für einen Monat geschlossen. Sie wurde gerade erst am 18. Dezember wieder für Besucher geöffnet.
Bereits vier Ausbrüche binnen drei Jahren
Der Zivilschutz hatte seit Wochen vor einem möglichen Ausbruch in der Region gewarnt. Der Boden hob sich im Vulkansystem Svartsgeni nördlich der Stadt weiter an, und es konnte flüssiges Gestein in den Magma-Tunnel direkt unter Grindavík fließen. Die größte Gefahr eines Ausbruchs bestehe jedoch in einem Gebiet nordöstlich der Stadt. Nicht weit entfernt davon liegt das Geothermiekraftwerk Svartsgeni, das rund 30.000 Menschen mit Heizwärme versorgt.
Island ist die aktivste Vulkanregion Europas. Der jüngste Ausbruch ist bereits der vierte innerhalb von drei Jahren. Schon 2021 und 2022 ist der Vulkan Fagradalsfjall, der rund 40 Kilometer von der Hauptstadt entfernt liegt, ausgebrochen. Auch im Juli dieses Jahres floss Lava aus einem breiten Erdspalt auf der Halbinsel südwestlich der Hauptstadt. Die jüngsten Eruptionen trafen stets unbewohntes Gebiet. Entsprechend gering war die Aufregung der an Vulkane gewöhnten Isländer. Insgesamt gibt es mehr als 30 aktive Vulkane auf der Nordatlantik-Insel.