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Warum Menschen mit diesen Namen keinen Kredit bekommen


13.03.2025 – 14:15 UhrLesedauer: 3 Min.

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Laura und Leon (Symbolbild): Menschen mit bestimmten Vornamen haben statistisch gesehen schlechtere Chancen, einen Bankkredit zu bekommen. (Quelle: Maskot)

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Ihr Name könnte darüber entscheiden, ob eine Bank Ihnen einen Kredit gibt oder nicht. Klingt absurd? Ist aber statistisch belegt.

Stellen Sie sich vor, Sie haben einen soliden Job, eine saubere Schufa und ein geregeltes Einkommen. Dennoch lehnen Banken Ihre Kreditanfrage ab. Der Grund? Ihr Name. Eine aktuelle, vom Vergleichsportal Verivox durchgeführte Auswertung von rund 200.000 Ratenkreditanfragen zeigt, dass Kreditanfragen von Personen mit bestimmten Vornamen deutlich häufiger abgelehnt werden als andere. Doch woran liegt das?

Besonders betroffen: Männer mit dem Namen Justin, Leon oder Nico. In zwei von drei Fällen findet sich keine Bank, die ihnen das gewünschte Darlehen gewährt. Auch die Namen Michelle, Denise und Laura stehen nicht viel besser da – weniger als 40 Prozent aller Kreditanfragen von Personen mit diesen Vornamen erhalten ein Finanzierungsangebot.

Name Ø Alter Kein Angebot Ø Einkommen
Justin 23,5 Jahre 66 Prozent 1.923 Euro
Leon 23,3 Jahre 62 Prozent 1.952 Euro
Nico 29,6 Jahre 55 Prozent 2.289 Euro
Stephan 45,8 Jahre 34 Prozent 3.085 Euro
Jens 46,7 Jahre 33 Prozent 2.909 Euro
Frank 53,4 Jahre 33 Prozent 2.984 Euro

Im Gegensatz dazu haben Männer namens Frank, Stephan oder Jens kaum Probleme, einen Kredit zu erhalten. Zwei Drittel aller Kreditanfragen mit diesen Namen führen zu einem positiven Ergebnis. Auch Frauen mit dem Namen Kathrin, Sabine oder Katja schneiden überdurchschnittlich gut ab. Doch warum ist das so?

Name Ø Alter Kein Angebot Ø Einkommen
Denise 33,1 Jahre 61 Prozent 1.972 Euro
Michelle 26,4 Jahre 58 Prozent 1.828 Euro
Laura 28,3 Jahre 58 Prozent 1.972 Euro
Sabine 52,3 Jahre 44 Prozent 2.209 Euro
Katja 42,3 Jahre 42 Prozent 2.242 Euro
Kathrin 43,1 Jahre 41 Prozent 2.214 Euro

„Selbstverständlich spielt der Name bei der Kreditprüfung durch die Bank keine Rolle“, sagt Oliver Maier, Finanzexperte und Verivox-Chef. „Die Unterschiede resultieren aus der Altersstruktur. Die Beliebtheit einzelner Vornamen unterliegt gewissen Moden, und diese ändern sich im Laufe der Zeit.“

Tatsächlich sind Justin, Leon und Denise Namen, die in den vergangenen zwei bis drei Jahrzehnten besonders häufig vergeben wurden. Das bedeutet, dass Menschen mit diesen Namen heute oft jünger als 30 Jahre sind. Das Durchschnittsalter von Franks und Kathrins liegt hingegen deutlich höher – oft bei über 40 Jahren.

Warum ist das entscheidend? Banken bewerten bei der Kreditvergabe nicht nur die Schufa, sondern auch die Einkommenssituation. „Die Sicherheit und die Höhe des monatlichen Einkommens sind entscheidende Kriterien bei der Kreditwürdigkeitsprüfung“, erklärt Maier.

Jüngere Erwachsene befinden sich oft noch in der Ausbildung, haben befristete Verträge oder verdienen weniger als ältere Arbeitnehmer. Das senkt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Bank einem Kredit zustimmt – und das trifft eben zufällig häufiger Menschen mit bestimmten Vornamen.

Die gute Nachricht: Niemand ist durch seinen Vornamen automatisch von einem Kredit ausgeschlossen. Wer seine Bonität gezielt verbessert, kann seine Chancen auf eine Finanzierungszusage erhöhen.

  • Einkommen stabilisieren: Ein unbefristeter Arbeitsvertrag und ein festes Gehalt verbessern die Bonität. Wer in einem unsicheren Arbeitsverhältnis steckt, sollte mit einem zweiten Einkommen oder einer Bürgschaft nachhelfen.
  • Schufa-Daten im Blick behalten: Banken prüfen Ihre Kreditwürdigkeit anhand von Schufa-Informationen. Fehlerhafte oder veraltete Einträge können Ihre Bonität verschlechtern. Eine kostenlose Selbstauskunft kann helfen, Unstimmigkeiten zu korrigieren.
  • Vermögen als Sicherheit nutzen: Wer Ersparnisse oder Wertpapiere besitzt, kann diese als finanzielle Sicherheit angeben. Das reduziert das Risiko für die Bank – und erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Kreditzusage.

Doch nicht jede Bank bewertet Kreditanfragen gleich. Was bei der einen Bank abgelehnt wird, kann bei einer anderen durchgehen. „Verbraucher mit einem Kreditwunsch sollten ihre Finanzierungsanfrage nicht nur an eine, sondern an möglichst viele Banken auf einmal richten“, empfiehlt Maier.

Denn im Zuge des Kreditvergleichs stellten die Banken für eine Bonitätsprüfung zunächst nur eine Konditionenanfrage an die Schufa. Diese Anfrage habe keinerlei Einfluss auf den Schufa-Score, mit dem die Auskunftei die Kreditwürdigkeit von Verbrauchern bewerte, so Maier.

Ein Kreditvergleich kann sich nicht nur positiv auf die Kreditzusage auswirken, sondern auch bares Geld sparen. Laut Verivox lag der durchschnittliche Zinssatz für einen Kredit mit guter Bonität zuletzt bei 6,39 Prozent. Im bundesweiten Schnitt hingegen bei 8,25 Prozent – ein Unterschied, der bei einem 20.000-Euro-Kredit mit sechs Jahren Laufzeit schnell mehr als 1.200 Euro zusätzliche Zinskosten bedeuten kann.

Fazit: Der Name allein ist nicht das Problem – aber er kann ein Hinweis auf die finanzielle Situation sein. Wer sich gut vorbereitet, seine Bonität im Blick behält und Angebote vergleicht, kann seine Kreditchancen deutlich verbessern. Ganz egal, ob er Justin, Laura oder Frank heißt.

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