Comedian und Autor Bernhard Hoëcker ist Teil des Internationalen Literaturfests lit.RUHR, das am Mittwoch in Essen startet. Im Interview verrät er, warum es dabei ziemlich spontan zugehen wird.

Das Unesco-Welterbe Zollverein in Essen ist auch in diesem Jahr der zentrale Punkt der lit.RUHR, des internationalen Literaturfests in der Region Ruhr. Vom 9. bis 13. Oktober wird es über 70 Veranstaltungen geben. Gäste sind u. a. Herbert Grönemeyer, Donna Leon, Elke Heidenreich und Hape Kerkeling. Zudem gibt es ein abwechslungsreiches Programm mit neuen Romanen, anregenden Diskussionen und amüsanten Themenabenden (www.lit.ruhr.de).

Am 9. Oktober treffen Comedian Bernhard Hoëcker und Talkmaster Hubertus Meyer-Burckhardt zum Gespräch aufeinander. Das Motto der Begegnung auf Zollverein: „Denn sie wissen (noch) nicht, was sie tun“.

Im Interview mit t-online verrät Bernhard Hoëcker, was das Publikum erwartet und warum Spontaneität und Vertrauen an diesem Abend so wichtig sind. Der Autor und Comedian spricht über Tabuthemen auf der Bühne, Humor und Unterhaltung in der Literatur und schwärmt in höchsten Tönen vom Ruhrgebiet.

t-online: Bernhard Hoëcker, Ihr Auftritt bei der lit.RUHR zusammen mit Hubertus Meyer-Burckhardt steht unter dem Motto „Denn sie wissen (noch) nicht, was sie tun“. Können Sie uns trotzdem einen Ausblick geben, was das Publikum erwarten kann?
Bernhard Hoëcker: Ich treffe mich mit Hubertus am späten Nachmittag, dann unterhalten wir uns, gehen auf die Bühne, unterhalten uns weiter, gehen danach essen – und reden weiter. Es wird quasi der Ausschnitt eines Alltagsgesprächs zwischen uns zu sehen sein. Wenn ich mich an die letzten Male erinnere, dann haben wir über Themen gesprochen, die uns gerade beschäftigt haben. Vertrauen, Literatur, Ängste – wir lassen uns wirklich treiben. Hubertus ist jemand, der unfassbar viel weiß. Wirklich großer Respekt, ich höre ihm sehr gerne zu. Und er ist jemand, der dann auch entsprechende Fragen stellt – oder umgekehrt. Mal frage ich bei ihm nach, mal er bei mir.

Es gibt also keine grundlegenden Themen, die Sie ansprechen?
Wir reden nicht jedes Mal über Demokratie und Vertrauen. Mal ist es das Älterwerden, in Göttingen haben wir zum Beispiel viel über die Stadt gesprochen, weil Hubertus Göttingen gut kennt. Dann spricht man auch mal über ein Liedstück der Telefonhotline der Göttinger Stadtverwaltung. Wahrscheinlich werde ich an unserem Abend in Essen begeistert vom Ruhrgebiet erzählen, in dem ich schon häufig unterwegs war und durch das ich auch schon mehrfach mit dem Boot gefahren bin.

Was begeistert sie denn am Ruhrgebiet? Was mich begeistert, ist vor allem die krasse Resilienz der Bevölkerung. Was die Menschen hier durchgemacht haben, von der Industrialisierung über den Abbau der Kohle bis zur heutigen Neuaufstellung. Viele haben ihre Jobs verloren, viele Jobs haben sich verändert – der Umgang mit dieser riesigen Veränderung in den letzten 60, 70 Jahren beeindruckt mich. Die Menschen im Ruhrgebiet haben immer ein Lächeln im Gesicht. Mein Eindruck ist tatsächlich, dass die immer gut gelaunt sind. Was sie mit den Rheinländern gemein haben – vielleicht ist das unser Einfluss. (lacht) Und ich ärgere mich in diesem Zusammenhang immer über die Ansagen aus Bayern.



„Die Menschen im Ruhrgebiet haben immer ein Lächeln im Gesicht.“


Bernhard Hoëcker


Was genau ärgert Sie?
Ich ärgere mich immer, wenn es aus dem Süden der Republik heißt, man sei so unfassbar toll. Und wenn dabei kurz vergessen wird, dass die Ruhrgebietler über Jahrzehnte in tiefe Löcher gekrabbelt sind und sich ihre Lungen kaputt gemacht haben, damit die dort unten ihre Felder stilllegen und eine Fabrik darauf bauen. Ein völlig anderer Strukturwandel, was die Veränderung der Gesellschaft, der Landschaft, der Kultur und der Menschen angeht. Davor habe ich großen Respekt, was das Ruhrgebiet betrifft.

Sie sagten vorhin, Sie waren schon mit dem Boot im Ruhrgebiet unterwegs?
Ich bin schon mit dem Kanu die Ruhr entlanggefahren. Man hat immer noch dieses alte Bild im Kopf: Wenn die Wäsche draußen hängt, ist die morgens grau, so wie es früher ja auch einmal war. Aber es ist so eine grüne Gegend geworden, man entdeckt alte Fördertürme umgeben von Bäumen und Vogelgezwitscher. Und wenn man durch die Orte fährt, ob es Essen oder Bochum ist, ist es eine Mischung aus extrem schicken Häusern und ganz klassischer Arbeiterkultur. Von Menschen, die morgens aufgestanden und sich den Rücken krumm gemacht haben, damit andere Menschen es warm haben in der Bude. Das empfinde ich als so echt.

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