Die EM findet in Deutschland statt, doch unter den Sponsoren sind vor allem chinesische Konzerne zu finden. Selbst die großen Autokonzerne sind diesmal nicht dabei. Was dahintersteckt.

Weiße Buchstaben auf schwarzem Grund: BYD, offizieller Sponsor der EM. Der Spot läuft derzeit vor den Spielen der Fußball-Europameisterschaft. Vielen Deutschen dürfte der chinesische E-Autohersteller bis dahin allerdings kein Begriff gewesen sein. Immerhin fahren bislang nur wenige Tausend Fahrzeuge der Marke auf den Straßen der Bundesrepublik.

Doch das Unternehmen hat ambitionierte Pläne. Mit dem Slogan „Build Your Dreams“ (zu Deutsch: „Bau‘ deine Träume“) hat es der Konzern innerhalb weniger Jahre in China zur Marktführerschaft gebracht und auch den US-Konkurrenten Tesla hinter sich gelassen.

Nun soll die Marke auch in Deutschland Fuß fassen. Als Sponsor der EM hat BYD bereits den Platz von Volkswagen eingenommen, in Zukunft will BYD den Wolfsburgern auch bei den Absatzzahlen Konkurrenz machen.

BYD ist einer von 14 globalen Konzernen, die die EM sponsern. Mit dem Bezahldienstleister Alipay, Online-Einzelhändler AliExpress, dem Elektronikhersteller Hisense und dem Technologieunternehmen Vivo sind gleich vier weitere Unternehmen aus China mit dabei. Die anderen Sponsoren sind: die katarische Tourismusbehörde Visit Qatar, der britische Konzern Unilever, der US-amerikanische Getränkehersteller Coca-Cola, der deutsche Sportausstatter Adidas, der deutsche Einzelhändler Engelbert Strauss, die Discounterkette Lidl, der französische IT-Dienstleister Atos, die österreichische Sportwetten-Plattform Betano und die niederländische Buchungsseite booking.com.

Das erklärte Ziel von BYD bei der EM ist es, „während dieser prestigeträchtigen Veranstaltung unsere neuesten Elektrofahrzeuge einem breiten Publikum“ vorzustellen, wie es auf der Internetseite des Unternehmens heißt. Der Konzern will also seine Bekanntheit steigern.

Das ist durchaus nötig. Im vergangenen Jahr registrierte das Kraftfahrt-Bundesamt gerade einmal 4.141 Neuzulassungen von BYD. In diesem Jahr kamen von Januar bis Mai sogar nur 777 Fahrzeuge neu dazu. Damit machen die Autos des Herstellers gerade einmal 0,1 Prozent in Deutschland aus. Zum Vergleich: Alleine im Mai wurden 47.600 Fahrzeuge von Volkswagen und 19.800 von Mercedes neu zugelassen. Auf dem Heimatmarkt in China hingegen ist BYD seit dem vierten Quartal 2023 Marktführer bei E-Autos.

BYD betont den Nachhaltigkeitsaspekt seiner Fahrzeuge. Damit passe es perfekt zu den Zielen der Uefa, das Turnier „umweltfreundlicher und grüner“ zu gestalten. Bei BYD handelt es sich um einen Mischkonzern mit den Tochtergesellschaften BYD Auto, BYD Electronics und FinDreams. 1995 gegründet, stellte das Unternehmen zunächst Batterien für andere Autokonzerne her. Seit 2003 baut BYD eigene Fahrzeuge und hat sich dabei auf E-Autos und Hybridmodelle spezialisiert.

Der Hersteller bringt in fast jedem Quartal ein neues Automodell auf den Markt. Aber vor allem die verhältnismäßig günstigen Preise überzeugen viele Kunden in Asien. Zeitweise lieferte sich BYD einen regelrechten Preiskampf mit Konkurrent Tesla. Umfangreiche staatliche Unterstützung in China ermöglicht BYD die günstigen Angebote.

Damit will das Unternehmen auch in Europa durchstarten, schickte im Februar mit dem eigenen Frachter „BYD Explorer No 1“ 3.000 Fahrzeuge nach Bremerhaven. Doch der Abverkauf läuft schleppend, seit der gestrichenen E-Autoförderung ist die Nachfrage in Deutschland eingebrochen. Viele der gelieferten Fahrzeuge stehen daher weiter in Bremerhaven und haben teils bereits zu schimmeln begonnen, wie das „Handelsblatt“ zuerst berichtete.

In dieser Woche präsentierte die EU-Kommission dann auch noch die Ergebnisse ihrer Untersuchung zu möglicher Marktverzerrung durch staatliche chinesische Subventionen. Für BYD stehen dabei zusätzliche Zölle von 17,4 Prozent im Raum. Die USA hatten bereits im April Sonderzölle auf chinesische E-Autos verhängt. Mehr zu den europäischen Strafzöllen lesen Sie hier.

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