Volkswagen verschärft seinen Sparkurs – und denkt über Werksschließungen nach. Jetzt spricht Vorstandschef Oliver Blume über die Lage des Konzerns.
Nach der Ankündigung des Volkswagens-Konzerns, den Sparkurs mit Arbeitsplatzabbau und möglichen Werksschließungen bei der Kernmarke VW zu verschärfen, beschreibt Konzern-Vorstand Oliver Blume die schlechte wirtschaftliche Situation bei Volkswagen als alarmierend. Bei der Marke VW sei die Lage „so ernst, dass man nicht einfach alles weiterlaufen lassen kann wie bisher“, sagte Blume der „Bild am Sonntag“.
„In Europa werden weniger Fahrzeuge gekauft. Gleichzeitig drängen neue Wettbewerber aus Asien mit Wucht in den Markt. Der Kuchen ist kleiner geworden und wir haben mehr Gäste am Tisch“, so der Konzernchef weiter. Die gesamte europäische Autoindustrie befinde sich in einer sehr anspruchsvollen Lage, „die es zuvor noch nie gegeben hat“, so Blume. „Und das wirtschaftliche Umfeld hat sich nochmals verschärft, gerade bei der Marke VW.“
Der Konzern habe in allen Marken und Gesellschaften Ergebnisprogramme etabliert. Gleichzeitig erhöht VW die Preise für viele Modelle mit Benzinern und Dieseln (lesen Sie hier mehr). Bei VW würden die Kostenreduzierungen aber aktuell nicht ausreichen. „Meine Kollegen, VW-Chef Thomas Schäfer und Thomas Schmall, arbeiten mit ihren Teams deshalb an weiteren Maßnahmen“, ergänzte Blume. Schäfer ist Chef der Marke VW, Schmall indes Technikvorstand. Welche Maßnahmen das sein könnten, sagte der Volkswagen-Chef nicht.
Einen Kahlschlag wird es laut Blume nicht geben: „Wir stehen fest zum Standort Deutschland, denn Volkswagen hat ganze Generationen geprägt. Wir haben Mitarbeiter, deren Großväter schon bei Volkswagen gearbeitet haben. Ich will, dass auch ihre Enkel hier noch arbeiten können.“
Die Konzernführung von Volkswagen hatte angesichts drohenden Verlusts in der Kernmarke angekündigt, betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen in Deutschland in Betracht zu ziehen, um Kosten zu senken. Mehr dazu lesen Sie hier.
Der Betriebsrat lehnt das ab und wirft dem Management schwere Fehler vor. Die Arbeitnehmervertreter brachten bereits eine Viertagewoche ins Spiel.
Die SPD-Co-Vorsitzende Saskia Esken sieht die Viertagewoche ebenfalls als „Modell“, sagte sie dem „Handelsblatt“. Wenn es um nachhaltige Personalkonzepte gehe, seien auch „Drehscheiben-Modelle“ sinnvoll. „Damit ermöglicht man Beschäftigten einen Wechsel zu einem anderen Arbeitgeber und hält sich offen, sie wieder in den Konzern zu holen“, sagte Esken weiter. Staatshilfen vom Bund für Volkswagen lehnte sie indes ab. „Der Bundeshaushalt hat keine großen Finanzierungsspielräume.“
Linken-Chefin Janine Wissler brachte derweil in der „Rheinischen Post“ eine weitere Idee ins Spiel: „Wenn VW wirklich so dringend Geld braucht, dann sollen die Großaktionäre wie der Porsche-Piëch-Clan diese 4,5 Milliarden Euro zurückzahlen.“