Die Vogelgrippe wütet in diesem Jahr besonders heftig. Was über die bisherigen Ausbrüche bekannt ist und welche Risiken von dem Virus ausgehen.

Der derzeitige Ausbruch der Vogelgrippe (H5N1) ist der größte je dokumentierte. Das Virus, das vor allem für Tiere gefährlich ist, wütet weltweit. Betroffen sind vor allem die USA. Doch auch Österreich hat bereits sein ganzes Staatsgebiet zum Risikogebiet erklärt. Dort wurde der Erreger in den vergangenen Wochen in fünf Geflügelbetriebe eingeschleppt, Zehntausende Tiere mussten gekeult werden. Auch in Ungarn, Tschechien oder Bayern gab es Ausbrüche von H5N1.

Für Geflügel endet eine Infektion in der Regel tödlich. Doch der Erreger ist längst auch auf zahlreiche andere Arten übergesprungen, etwa auf Kühe, Waschbären und Katzen. Wie gefährlich kann der Erreger dem Menschen werden? t-online beantwortet die wichtigsten Fragen.

In den USA wurde im März erstmals bestätigt, dass der Erreger H5N1 der Klade (Variante) 2.3.4.4b bei Milchkühen nachgewiesen wurde. Ende März wurde der erste Landarbeiter positiv auf das Virus getestet. Wie der Nachrichtensender CNN unter Berufung auf texanische Forscher berichtet, habe der Molkereiarbeiter einen Arzt aufgesucht, nachdem er schmerzhafte, rote, geschwollene, nässende Augen mit geplatzten Blutgefäßen bekommen habe. Er habe jedoch kein Fieber gehabt und seine Lungen seien frei gewesen, heißt es in der von den Wissenschaftlern veröffentlichten Studie.

Seither hat sich das Virus in mehreren Farmbetrieben weiterverbreitet. Fast alle Infizierten hatten direkten Kontakt zu Milchvieh oder Geflügel. Eine direkte Mensch-zu-Mensch-Übertragung ist nicht nachgewiesen, es gibt jedoch Verdachtsfälle.

Die amerikanische Gesundheitsbehörde CDC berichtet von bislang milden Verläufen, nachdem Menschen sich in Geflügel- oder Milchviehbetrieben infiziert hatten. Offenbar bleiben viele Infektionen unentdeckt. Unter 115 Blutproben, die zwischen Juni und August in zwei Bundesstaaten genommen wurden, hätten acht Fälle gezeigt, dass die Menschen sich jüngst mit dem Virus angesteckt hatten.

Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein als die Zahl der bislang bekannten Infektionen – „trotz laufender Bemühungen, Milchvieharbeiter auf Erkrankungen zu überwachen, auf H5N1 zu testen und antivirale Behandlungen anzubieten“, so die CDC. Gründe seien, dass die Mitarbeiter oft nicht schwer erkrankten und manche Betriebe sich nicht an den Testungen beteiligen wollten.

In Kanada jedoch wurde kürzlich der erste, mutmaßliche schwere Vogelgrippefall publik: Ein Teenager befindet sich nach Behördenangaben in kritischem Zustand. Die Diagnose muss aber erst noch bestätigt werden.

Sowohl die US-amerikanische als auch die europäische Gesundheitsbehörde und das Robert Koch-Institut (RKI) halten das Risiko für die Allgemeinbevölkerung derzeit allerdings noch für gering.

Bislang verliefen die Erkrankungen nach einer Infektion beim Menschen eher leicht bis mittelschwer, erklärte die US-Gesundheitsbehörde CDC. Es zeigen sich die grippeüblichen Symptome wie Fieber, Halsschmerzen, Atemnot und Husten. Auch Bindehautentzündung, Nasen- oder Zahnfleischbluten, Durchfall, Erbrechen und Bauchschmerzen werden berichtet. Neurologische Symptome (Krampfanfälle) und Gehirnentzündung können ebenfalls mit einer Vogelgrippe-Infektion in Verbindung stehen.

Ein Restrisiko bleibt, so das Bundesinstitut für Risikobewertung. Daher sollte vor allem Hühnerfleisch gut durchgegart werden (mindestens 70 Grad Kerntemperatur), und auch Eier sollten nicht roh verzehrt werden. Das Virus wurde in den USA zwar auch in Milch nachgewiesen, es war aber nicht mehr infektiös.

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Kann H5N1 eine neue Pandemie auslösen?

Bereits das Coronavirus hat gezeigt, dass sich Viren dauernd verändern und sich an ihre Umgebung anpassen können. Wenn das Vogelgrippevirus mutiert, hat H5N1 nach Ansicht von Fachleuten das Potenzial, eine neue Pandemie auszulösen. Es könne auch schon ein Anlauf zu einer nächsten Pandemie sein, mahnte beispielsweise Christian Drosten von der Berliner Charité.

Auch die WHO meldete sich zu Wort. Ihr leitender Wissenschaftler Dr. Jeremy Farrar zeigte sich besorgt, da das Vogelgrippevirus unter den Infizierten auf der ganzen Welt eine „extrem hohe“ Sterblichkeitsrate aufweise. Von entscheidender Bedeutung sei es, ob eine Übertragung von Mensch zu Mensch stattfinden könne.

Auch der Evolutionsbiologe Michael Worobey warnte: „Wir befinden uns hier auf Neuland, da sich ein an Säugetiere angepasstes H5N1-Virus zum ersten Mal in Landsäugetieren ausbreitet, mit denen Hunderttausende von Menschen jeden Tag in Kontakt kommen“, sagt er mit Blick auf die Situation in den USA. Das nächste Pandemie-Virus werde von einer Situation kommen, die dieser sehr ähnlich sei. Ob es H5N1 wird, könne niemand sicher bejahen oder verneinen.

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