Der Weg zur ersten Million ist oft kürzer als gedacht. Dank der einfachen 72er-Regel können Anleger leicht berechnen, wie schnell ihr Vermögen wächst.

Neulich bin ich gefragt worden, ob ich schon Millionärin sei. Leider nicht. Ob ich denn wisse, wann es so weit wäre? Ja, das weiß ich. Denn ich kann es relativ leicht berechnen. Dazu benötige ich auch gar keine komplizierten Formeln oder irgendwelche Finanztools. Obwohl ich Letztere auch immer wieder gerne nutze. Aber meine Lieblingsregel ist die „72er-Regel“.

Ich kannte sie, ehrlich gesagt, bis vor einigen Jahren auch nicht. Dabei arbeite ich schon seit fast einem Vierteljahrhundert als Finanzjournalistin. Diese sensationelle, weil irre einfache Regel ist mir aber erst ziemlich spät begegnet. Und sie geht so: 72, geteilt durch die erwartete durchschnittliche jährliche Rendite einer Geldanlage, ergibt die Jahre, die es zur Verdoppelung der investierten Summe dauert.

Zwei Beispiele: Sie bekommen auf einem Sparkonto zwei Prozent Zinsen. Dann dauert es 36 Jahre bis zur Verdoppelung (72 geteilt durch 2 ergibt 36). Wenn wir davon ausgehen, dass Sie vor allem renditestärker anlegen, ergibt sich eine jährliche Rendite von sechs Prozent. Dann dauert es, bis sich die Geldanlage verdoppelt hat, nur noch zwölf Jahre (72 geteilt durch 6 ergibt 12).

Mein Depot hat in den vergangenen zehn Jahren eine durchschnittliche jährliche Rendite von 7,2 Prozent abgeworfen, aus Sicht von 20 Jahren waren es sogar 7,5 Prozent pro Jahr. Das weiß ich so genau, weil ich das chancenorientierte „Smart Beta“-Depot aus meinem aktuellen Buch exakt abbilde. Und der Backtest, mit dem ich die Performance meiner Handelsstrategie analysiere, hat genau diese Zahlen ergeben – bei jährlichem Rebalancing übrigens.

Methode zur Analyse der potenziellen Performance einer Handelsstrategie

Rebalancing bedeutet, dass man in regelmäßigen Abständen die Depotzusammenstellung überprüft und nachjustiert. In meinem Fall sind es 20 Prozent Anleihen und 80 Prozent Aktien, verteilt auf acht ETFs mit genau festgelegtem Anteil. Doch diese Gewichtungen verschieben sich im Laufe des Jahres. Das ist der Börsenentwicklung geschuldet, aber auch meinen ETF-Sparplänen.

(Quelle: Michel Passin)

Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Mitte März 2024 ist ihr siebtes Buch „Erfolgreich investieren mit den besten Börsenstrategien“ im Börsenbuchverlag erschienen. Bei t-online schreibt sie über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.

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Trotzdem kann ich aber davon ausgehen, dass sich mein Depotwert alle zehn Jahre verdoppelt. Spätestens – dank der ETF-Sparpläne sollte es etwas schneller gehen. Außerdem erledige ich mein Rebalancing in der Regel über Nachkäufe.

Es ist reine Rechnerei, wann mein Depot die Millionengrenze knackt. Und die 72er-Regel hilft mir dabei. Aber auch Renditerechner im Internet zeigen, wie üppig sich das Geld vermehrt, wenn der Anlagehorizont recht lang ist. Ich bin ein großer Fan der FMH-Finanzberatung. Auf der Internetseite gibt es jede Menge tolle Tools: Vor allem der Rendite-Rechner hat es mir angetan.

Nehmen wir an, Sie investieren 10.000 Euro für zehn Jahre bei einer Rendite von sechs Prozent pro Jahr. Dann könnten Sie sich nach zehn Jahren über die stolze Summe von etwa 17.908 Euro freuen. Nach 20 Jahren wären es sogar rund 32.071 Euro. Dem Zinseszinseffekt sei Dank. Nicht schlecht, oder?

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Wenig überraschend: Das Ergebnis wäre noch viel besser, wenn die Rendite höher wäre. Bei einer Rendite von acht Prozent pro Jahr wäre Ihr Depotwert nach zehn Jahren auf immerhin 21.589 Euro angewachsen, nach 20 Jahren wären es bereits 46.609 Euro.

Dass ich von Ihrem Depotwert spreche, hat einen Grund: Ohne Aktien sind solche Renditen kaum zu erzielen. Und weil Aktien eine langfristige Anlage sind, habe ich auch die Anlagezeiträume von zehn und 20 Jahren gewählt.

Sind sechs oder acht Prozent überhaupt realistisch? Oder müssten Sie dafür nicht viel zu sehr ins Risiko gehen, extrem spekulativ sogar? Ja, diese Renditen sind realistisch. Und nein, Sie müssen keine hohen Risiken eingehen. Das Patentrezept ist die Risikostreuung.

Wenn Sie in die Aktien vieler Unternehmen statt einiger weniger investieren, dann sinkt das Risiko. Mit aktiv gemanagten Aktienfonds und börsengehandelten Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs) investieren Sie in Dutzende, Hunderte, manchmal sogar Tausende Einzeltitel. Das lohnt sich langfristig sehr.

Fondssparpläne bringen langfristig hohe Renditen, und zwar nicht nur bei einer Einmalanlage wie in unserem Beispiel. Es lohnt sich auch mit deutlich geringeren Summen. Das zeigt der Blick auf die Sparplan-Statistik des Fondsverbands BVI.

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