Der niederländische Volleyballer Steven van de Velde hat sich mit seinem Partner für die Olympischen Spiele qualifiziert. Nun holt in seine Vergangenheit ein.

Das Aufgebot des niederländischen Volleyballverbands (Nevobo) für die Olympischen Sommerspiele in Paris hat heftige Reaktionen ausgelöst. Denn die Beachvolleyballer haben in Steven van de Velde einen verurteilten Vergewaltiger im Kader. Im Duo mit Matthew Immers wird er um eine Medaille kämpfen.

Mit 19 Jahren reiste der mittlerweile 29-jährige van de Velde von Amsterdam ins britische Milton Keynes, um ein zwölfjähriges Mädchen zu treffen, das er über die sozialen Medien kennengelernt hatte. Er besuchte sie, als ihre Mutter nicht vor Ort war und gab ihr Alkohol – ehe er sie vergewaltigte.

Zwei Jahre später hatten die Niederlande im Januar 2016 den Sportler nach einem internationalen Haftbefehl an England ausgeliefert. Van de Velde wurde dort zu vier Jahren Haft verurteilt. Bei der Verkündung sagte der Richter damals: „Bevor Sie in dieses Land kamen, trainierten Sie als potenzieller Olympionike. Ihre Hoffnungen, Ihr Land zu vertreten, sind nun ein geplatzter Traum.“

Doch dann kam alles anders. Van de Velde kam nach zwölf Monaten wieder frei. Während das Opfer einem Bericht von „Fox News“ zufolge in Selbstverzweiflung und Drogen versank, setzte van de Velde seine Karriere als Beachvolleyballer wieder fort. Nun steht er vor seinem Olympia-Debüt.

Der Nevobo-Generaldirektor Michel Everaert sagte: „Wir kennen Stevens Geschichte.“ Man habe sich intensiv mit dem internationalen Volleyballverband und dem niederländischen olympischen Komitee ausgetauscht. Van de Velde habe seine Strafe abgesessen: „Seit seiner Rückkehr hat er sich als Musterprofi und vorbildlicher Mensch ausgezeichnet.“ Darum habe er die volle Unterstützung für die Teilnahme an den Olympischen Spielen, „es gibt keinen Grund mehr, an ihm zu zweifeln“, so Everaert.

Nach einem Jahr in Haft sagte van de Velde selbst über seine Tat: „Ich habe getan, was ich getan habe. Ich kann es nicht rückgängig machen, also werde ich die Konsequenzen tragen müssen“, so der Sportler 2018 und weiter: „Es ist der größte Fehler meines Lebens.“ Van de Velde sei ein Teenager gewesen und „versuchte immer noch, die Dinge zu verstehen“, begründete er die Tat.

Neben dem Verband steht auch das niederländische Komitee hinter ihm. „Van de Velde erfüllt nun alle Qualifikationsanforderungen für die Olympischen Spiele und ist somit Teil des Teams“, hieß es in einer Mitteilung. Die Entscheidung der Funktionäre erntete jedoch viel Kritik.

So äußerte sich britische Wohltätigkeitsorganisation zum Schutz von Kindern „National Society for the Prevention of Cruelty to Children“ (NSPCC) zum Fall des Beachvolleyballers: „Van de Veldes Mangel an Reue und Selbstmitleid sind unglaublich.“ Auch die amerikanisch-britische-Rechtsanwältin Dr. Ann Olivarius äußerte auf der Onlineplattform X ihre Zweifel: „Ich würde gerne wissen, wie der niederländische Verband glaubt, dass Steven van der Velde die siebte Anforderung an Olympioniken erfüllt.“

Diese sieht vor, dass jeder Olympiateilnehmer eine Erklärung über die Rechte und Pflichten der Athleten unterschreiben muss. In der Erklärung werden sie dazu aufgefordert, als Vorbilder zu agieren.

Share.
Exit mobile version