News folgen

Mehr als 30 Opfer, ein Doppelleben voller Lügen und Manipulation: Die Verbrechen eines Serienmörders werfen bis heute Fragen auf.

In den 1970er-Jahren verschwand eine Reihe junger Frauen in verschiedenen US-Bundesstaaten. Während die Polizei versuchte, die Fälle aufzuklären und nur langsam erkannte, dass es sich um Serienmorde handelte, lockte der Mann weitere Frauen in seine tödliche Falle. Ted Bundy ging als einer der bekanntesten Serienmörder in die Geschichte der USA ein. Mindestens 30 Frauen tötete er zwischen 1973 und 1978, bis er final gefasst wurde. Die Zahl der Opfer ist bis heute nicht abschließend geklärt.

Der spätere Gerichtsprozess wurde zum Medienspektakel und der Gerichtssaal zu seiner Bühne. 1989 wurde Ted Bundy auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet. Bis heute stellt sich die Frage, wer der Mensch war, der zu so einer erschreckenden Serientat fähig war.

Ted Bundy wurde am 24. November 1946 in Burlington, Vermont, geboren. Berichten zufolge soll er in normalen Verhältnissen aufgewachsen sein, die bei näherem Hinschauen jedoch Risse aufweisen. So hielt er seine Großeltern für seine Eltern und seine leibliche Mutter für seine Schwester. Dadurch versuchte die Familie wohl zu vertuschen, dass Bundy ein uneheliches Kind war. Diese Täuschung prägte seine Kindheit und könnte zu Identitätskonflikten geführt haben, nachdem er mit 14 Jahren die Wahrheit erfahren hatte. Psychologen vermuten hier einen Wendepunkt in seiner Biografie, der möglicherweise im Zusammenhang mit seinen späteren Taten stehen könnte.

Eine frühere Nachbarin erinnerte sich, dass ihr Nachbarsjunge Ted meist „kein Teil der Gruppe“ war. Bei Wettrennen und anderen Aktionen konnte er nicht mithalten, hatte dafür aber Spaß daran, andere Kinder zu erschrecken oder Tierfallen zu bauen. In jungen Jahren zeigte er bereits früh Auffälligkeiten. Eine Verwandte berichtete, dass sie morgens einmal umgeben von Küchenmessern aufwachte, die er um sie herum drapiert hatte.

Ted Bundy selbst beschrieb seine Kindheit und Jugend in späteren Interviews und Verhören anders. Er sei immer gut integriert gewesen: „Es gibt bei mir nichts, was darauf hingedeutet hätte, dass ich fähig war zu morden“. Trotz vereinzelter Berichte über Auffälligkeiten schützte ihn später vor allem seine unauffällige Fassade, hinter der kaum jemand einen Mörder erwartete.

Ted Bundy mit einer Freundin, Carol Bartholomew, beim Abwaschen von Geschirr 1975. — (Quelle: United Archives 00536428) (Quelle: imago stock&people via www.imago-images.de)

Während es Ted Bundy leichtfiel, das Vertrauen seiner Opfer zu gewinnen, fiel es den Menschen gerade deshalb schwer, ihn zu verdächtigen. Seine Fassade war das Leben als Student, Ersatzvater und netter Kerl „von nebenan“. Er schaffte es, die Menschen in seinem Umfeld teils jahrelang zu täuschen.

Bundys Lebensgefährtin ab etwa 1969, Elizabeth Kendall, war eine davon. Sie sagte später in einem Interview: „Ich hasse es, das zu sagen, weil er dadurch wie ein normaler Mensch wirkt, aber ich glaube, er hat uns geliebt.“ Jahrelang hatten sie und ihre Tochter nichts von seinem Doppelleben geahnt.

Erstmals Verdacht schöpfte sie 1974. Die Polizei suchte zu der Zeit mit konkreten Angaben nach einem Serienmörder und es gab viele Übereinstimmungen: Die Täterbeschreibung passte ebenso wie das Fahrzeug des gesuchten Täters, ein VW-Käfer. Zudem bemerkte sie Veränderungen in Bundys Verhalten: Er blieb plötzlich nächtelang weg, wurde launisch, distanziert und kalt. Obwohl Kendall Schuldgefühle gegenüber ihrem Freund plagten, gab sie der Polizei einen Hinweis. Für die Ermittler rückte Bundy dennoch nicht in den Fokus. Es gab zu diesem Zeitpunkt andere Verdächtige und nicht genügend Indizien gegen ihn.

Erst 1975 führte eine Verkehrskontrolle zu großem Druck. Bundy verhielt sich auffällig und wurde angehalten. Aufgrund verdächtiger Gegenstände, die in Zusammenhang mit einer Entführung standen, wurde er zum ersten Mal verhaftet. Doch die nächsten Jahre liefen nicht reibungslos für die Behörden, und auch hier spielte Ted Bundys Auftreten eine Rolle: „Er schien, wenn man so will, einer von uns zu sein“, erzählte sein damaliger Anwalt Bruce Lubeck in einem Interview über seine erste Begegnung mit Ted Bundy im Jahr 1975.

Share.
Exit mobile version