Einer Studie zufolge sind bestimmte, pflanzliche Lebensmittel schlecht für das Herz. Warum die Autoren eine pflanzliche Ernährung dennoch für gesund halten, verrät ein Blick auf die Details.

Pflanzliche Lebensmittel können das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ansteigen lassen und sogar zu vorzeitigem Tod führen – wenn sie hoch verarbeitet sind. Das zeigt eine aktuelle Studie aus Brasilien. Allerdings handelt es sich dabei um viel mehr als nur vegane Ersatzprodukte. Die Untersuchung zeigt, warum auch nicht vegan lebende Menschen von den Risiken dieser Lebensmittel betroffen sind.

Das Ergebnis der Untersuchung: Je mehr hoch verarbeitete, pflanzliche Lebensmittel die Menschen konsumieren, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu leiden oder zu sterben. Genauer gesagt: Nahmen die Probanden zehn Prozent mehr hoch verarbeitete, pflanzliche Lebensmittel zu sich (bezogen auf Ihre Gesamtkalorienzufuhr), stieg ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um fünf Prozent und die Wahrscheinlichkeit, an der Krankheit zu sterben, um zwölf Prozent an.

Zu den konsumierten Lebensmitteln gehören neben veganen Wurst- und Käsealternativen vorwiegend Produkte wie abgepacktes Brot, Kekse und Kuchen, Chips, Fertiggerichte und Limonaden. Sie sind zwar häufig rein pflanzlich, aber nicht speziell für eine vegane Ernährung konzipiert.

Der Studie zufolge ist das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Tod durch pflanzliche, verarbeitete Lebensmittel damit in etwa genauso hoch wie durch tierische Produkte. Das Problem sei also nicht die pflanzliche Herkunft der Lebensmittel, sondern deren Verarbeitung, schlussfolgern die Studienautoren. Dennoch sollten vegan und vegetarisch lebende Menschen die Risiken von hoch verarbeiteten, pflanzlichen Lebensmitteln nicht unterschätzen.

Ein weiteres Ergebnis der Studie zeigt: Für jede zehnprozentige Zunahme des Verzehrs von unverarbeiteten, pflanzlichen Lebensmitteln wie Obst und Gemüse, Reis, Bohnen und Kartoffeln sank das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um sieben Prozent und die Sterblichkeit um 13 Prozent. Eine ausgewogene Auswahl pflanzlicher Lebensmittel ist demnach weiterhin gesundheitsförderlich.

Es gibt auch kritische Stimmen zu der Studie: Die Kategorie der pflanzlichen Lebensmittel sei zu groß, meint Gunter Kuhnle, ein Ernährungsepidemiologe an der University of Reading in England im „Scientific American“. Er selbst war nicht an der Studie beteiligt. Pflanzliche Alternativen wie Tofu oder Hafermilch mit eher zufällig pflanzlichen Lebensmitteln wie Keksen und abgepacktem Brot in eine Kategorie zu stecken, sei nicht falsch, sagt er, aber leicht misszuverstehen.

Zudem seien die Ergebnisse „nicht wirklich überraschend“, wenn man Lebensmittel einbezieht, deren Verzehr in vielen Ernährungsrichtlinien nicht oder nur in Maßen empfohlen wird – wie zuckerhaltige Lebensmittel oder Getränke.

Für die Studie werteten die Forschenden der Universität von São Paulo die Daten von mehr als 100.000 Erwachsenen in der UK Biobank aus. Um herauszufinden, wie die Ernährung mit dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verknüpft war, verglichen sie die Ernährungsprotokolle der Probanden mit deren Krankenhausaufenthalten in den nächsten zehn Jahren.

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