Organspender in den USA werden nicht nur dringend gesucht, sondern sind auch immer älter. Jetzt stellte ein Verstorbener einen Rekord auf.
Mit 98 Jahren hatte Orville Allen ein stattliches Alter erreicht, und dennoch meinte er, nach einem Sturm sein Haus aufräumen zu müssen. Dabei stürzte der Amerikaner und verletzte sich so schwer, dass die Ärzte nicht mehr von einer Genesung ausgingen.
Sie fragten die Familie, ob Allens Organe gespendet werden könnten – diese stimmte zu. Und so wird die Leber des Weltkriegsveterans im Körper einer 72-Jährigen weiterhin ihren Dienst tun. Allen ist nach Angaben von Transplantationsorganisationen der älteste amerikanische Organspender.
Der Sturz in seinem Haus in Poplar Bluff im US-Bundesstaat Missouri ereignete sich bereits am 27. Mai, zwei Tage später starb er an einer Hirnschwellung. Als die Familie sich verabschieden wollte, fragten die Ärzte nach der Möglichkeit, Organe zu spenden. Nach einem Bericht der AP waren die Angehörigen zunächst verwundert – schließlich handelte es sich um einen sehr betagten Patienten. Aber die Mediziner hatten ihn untersucht und grünes Licht gegeben.
Laut der Familie hat Allen ein gesundes Leben geführt und immer anderen Menschen geholfen. „Es war nicht mehr nur der traurige Verlust unseres Vaters, sondern auch ein kleiner Lichtblick, weil er das tat, was er sein ganzes Leben lang getan hatte“, sagte seine Tochter Linda Mitchelle. „Er machte uns ein weiteres Geschenk.“
Im Zweiten Weltkrieg war Allen Pilot bei den US-Luftstreitkräften und diente dann im Koreakrieg als Artillerie-Kommunikationsoffizier in der Ersten Kavallerie Division der Armee. Nach den Kriegen verbrachte er 27 Jahre in der Reserve der Armee und ging als Oberstleutnant in den Ruhestand. Er baute Obst und Gemüse an und unterrichtete fast vier Jahrzehnte lang an der Neelyville High School in der Nähe von Poplar Bluff Landwirtschaft.
Zuvor war Cecil Lockhart aus West Virginia der älteste Organspender gewesen. Er war 95 Jahre alt, auch ihm wurde die Leber entnommen – und später einer Frau eingepflanzt. In den USA erhalten mehr Menschen als je zuvor neue Organe, im vergangenen Jahr gab es 46.000 Transplantationen, mehr als 10.000 waren Lebertransplantationen, meldet das United Network for Organ Sharing (UNOS).
Da die Nachfrage größer wird, ziehen Ärzte auch zunehmend ältere Patienten in Betracht. Die Leber sei besonders gut geeignet, eine wurde vor zwei Jahren einem 90-Jährigen entnommen, auch 88-jährige und 85-jährige Verstorbene stimmten einer Transplantation vor ihrem Tod zu. Im ersten Quartal 2024 waren zwölf Prozent der Spender 65 Jahre oder älter gewesen.