Reaktionen aus Deutschland
Nach US-Angriffen: Wer Trump kritisiert und wer ihn unterstützt
Aktualisiert am 22.06.2025 – 18:55 UhrLesedauer: 5 Min.
Der Angriff der USA im Iran sorgt auch in der deutschen Politik für Diskussionen. Ein Überblick über die Reaktionen.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat nach den US-Angriffen auf den Iran eine diplomatische Lösung der Krise angemahnt. „Iran muss mit USA und Israel verhandeln und zu diplomatischer Lösung kommen“, erklärte Merz am Sonntag. „Die Bundesregierung geht davon aus, dass große Teile des iranischen Nuklearprogramms durch die Luftschläge beeinträchtigt wurden“, teilte Merz‘ Sprecher mit. Im Laufe des Tages beriet sich der Kanzler mit dem Sicherheitskabinett der Bundesregierung.
Außenminister Johann Wadephul (CDU) kritisierte den US-Angriff auf den Iran nicht und warf dagegen Teheran das Überschreiten roter Linien vor. Die Vereinten Nationen hätten festgestellt, dass das Atomprogramm des Iran weit über eine sinnvolle zivile Nutzung hinausgehe, sagte der CDU-Politiker in der ARD. „Das heißt, der Iran selber hat rote Linien überschritten.“
Niemand wolle, dass der Iran derartige militärische Möglichkeiten bekomme. Deutschland habe zudem eine besondere Verantwortung für Israel. Der Iran müsse jetzt zu Verhandlungen mit den USA bereit sein. Auf die Frage, ob das Vorgehen der USA im Einklang mit dem Völkerrecht stehe, reagierte Wadephul ausweichend. Dies sei jetzt nicht abschließend festzustellen. Es sei aber legitim zu verhindern, dass der Iran in den Besitz einer Atomwaffe komme.
Die Parteichefin des BSW, Sahra Wagenknecht, kritisierte den Angriff der US-Regierung. Wagenknecht sagte t-online: „Donald Trump zündet den Nahen und Mittleren Osten an. Der Angriff der USA auf den Iran ist ein schwerer Völkerrechtsbruch, den die Bundesregierung scharf verurteilen muss.“
Wagenknecht warf Trump Kriegsverbrechen vor und sah eine Doppelmoral: „Der Kriegseintritt der USA ist ein Verbrechen, das die gesamte Region ins Chaos stürzen könnte. Bei Russland zählt das Völkerrecht, bei Israel und den USA nicht: Diese heuchlerische Doppelmoral macht den Westen in der ganzen Welt unmöglich!“
Die US-Luftwaffe hatte in der Nacht iranische Atomanlagen in Isfahan, Natans und Fordo angegriffen. Der Iran hatte mit Raketenangriffen auf Israel reagiert. Weltweit wurde vor einer Eskalation der Gewalt in der Region gewarnt.
Es sei nicht ausgeschlossen, dass die Führung im Iran „die nächsten Tage nicht überstehen wird“, sagte Mützenich der Zeitung. „Wahrscheinlich ist aber auch, dass die Region in eine Phase weiterer Kriege und Destabilisierung treten wird, mit den damit verbundenen Folgen für die Menschen und die natürlichen Lebensgrundlagen.“ Der Ansatz der europäischen Außenpolitik, den die Bundesregierung „zuletzt mit europäischen Partnern dankenswerterweise nochmals versucht hat“, sei jedenfalls „gescheitert“.
Kritik an Trumps Vorgehen kam nicht allein vom BSW. Auch der linke Flügel der SPD rügte die militärische Eskalation. SPD-Außenpolitiker Rolf Mützenich sagte der Berliner Zeitung „Tagesspiegel“: „Der Versuch, die internationale Ordnung durch Zusammenarbeit, Kontrolle und Verträge zu stärken, wird um Jahrzehnte zurückgeworfen.“
Mützenich ist entschiedener Verfechter einer Abrüstungspolitik. Schon in seiner Promotion „Atomwaffenfreie Zonen und internationale Politik“ hatte er sich mit der Frage befasst. Zuletzt hatte er in einem „Manifest“ genannten Papier die steigenden Rüstungsausgaben in Deutschland heftig kritisiert und damit auch SPD-Parteichef Lars Klingbeil unter Druck gesetzt.
Mitinitiator des Papiers war auch der SPD-Linke Ralf Stegner. Er sagte der „Rheinischen Post“ aus Düsseldorf, das sei „kein guter Tag für alle, die auf Frieden hoffen“.