Mehrere Unterseekabel in der Ostsee wurden offenbar durchtrennt. Annalena Baerbock spricht von hybrider Kriegsführung.

Zwei wichtige Unterseekabel in der Ostsee sind am Sonntag und am Montag durchtrennt worden. Auch das Untersee-Internetkabel C-Lion zwischen Rostock und Finnland ist betroffen. Die Störung wurde am Montagmorgen nach 4 Uhr festgestellt, teilte Cinia mit, ein finnisches Staatsunternehmen, das Glasfasernetze baut und Telekommunikationsdienste anbietet. Die Telekommunikationsverbindung wurde demnach unterbrochen.

Litauische Medien meldeten am Montagabend außerdem, dass weiterhin ein Internetkabel zwischen Litauen und Schweden durchtrennt worden sei. Andrius Šemeškevičius, Chief Technology Officer des litauischen Telekommunikationsbetreibers Telia, erklärte, am Sonntagmorgen gegen 10 Uhr sei das Kabel durchtrennt worden. „Unsere Systeme meldeten sofort, dass wir die Verbindung verloren hatten. Weitere Untersuchungen zeigten, dass das Kabel beschädigt worden war“, sagte Šemeškevičius dem litauischen Fernsehsender LRT-TV.

Der Chief Technology Officer erklärte weiterhin, die Internetverbindung zwischen Litauen und Schweden laufe durch drei Unterseekabel. Demnach sei die Internet-Bandbreite für litauische Nutzer zunächst um ein Drittel reduziert worden, durch ein Umgehen der Störung sei die Verbindung für die Nutzer wiederhergestellt worden.

Am Montagabend veröffentlichten die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und ihre finnische Amtskollegin Elina Valtonen eine gemeinsame Stellungnahme. Darin äußern sich beide Ministerinnen „besorgt“ über das durchtrennte Unterseekabel.

Die Tatsache, dass ein solcher Vorfall sofort den Verdacht einer vorsätzlichen Beschädigung aufkommen lasse, spreche Bände über die „Unbeständigkeit unserer Zeit“. Die europäische Sicherheit sei nicht nur durch Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine bedroht, sondern auch „durch die hybride Kriegsführung böswilliger Akteure“. Außerdem betonten Baerbock und Valtonen noch die Relevanz des Schutzes der gemeinsamen kritischen Infrastruktur. Welche Gefahr für Internetverbindungen von Russland ausgeht, lesen Sie hier.

Zur möglichen Ursache des Schadens am Unterseekabel äußerten sich die beiden Ministerinnen nicht. Jedoch erklärte ein Cinia-Sprecher, „derartige Kabelbrüche kommen in diesen Gewässern nicht ohne äußere Einwirkung vor“.

Vor wenigen Wochen hatten die Vereinigten Staaten vor Angriffen auf die Unterseekabel gewarnt. Demnach hätten US-Geheimdienste verstärkte russische Militäraktivitäten in der Nähe wichtiger Kabel in der Ostsee festgestellt.

Das 1.173 Kilometer lange Kabel verläuft zwischen Santahamina in Helsinki und Rostock. Es ist das einzige Kabel von Finnland direkt nach Mitteleuropa. Die Gründe des Ausfalls werden derzeit untersucht. Allerdings kommt es laut der finnischen Schutzpolizei jährlich zu etwa 200 Unterseekabelbrüchen. Meist seien sie durch Menschen verursacht, etwa durch Angler oder Schiffsanker.

Das Kabel verläuft offenbar entlang der Nord-Stream-Route und kreuzt die Baltic-Connector-Pipeline, die im Oktober 2023 durch das chinesische Schiff „Newnew Polar Bear“ eingerissen wurde. Ob es sich bei dem Vorfall um einen Unfall oder um bewusste Sabotage handelte, ist bis heute unklar. Damals war ein Datenkabel zwischen Finnland und Estland beschädigt worden.

Laut Cinia ist die genaue Reparaturzeit noch nicht bekannt, die Arbeiten hätten aber bereits begonnen. Im Normalfall betrage die Reparaturzeit für Unterseekabel fünf bis 15 Tage.

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