Die ungarische Präsidentschaft wird sich im Rahmen ihres EU-Plans zur kardiovaskulären Gesundheit (CVH), der als vorrangiges Ziel im Gesundheitsbereich gilt, mit der geschlechtsspezifischen Ungleichheit im Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen befassen.

Die ungarische Regierung möchte ihre EU-Ratspräsidentschaft nutzen, um die Schaffung eines EU-weiten Plans zur Herz-Kreislauf-Gesundheit voranzutreiben. Dabei soll der Schwerpunkt insbesondere auf der Prävention und der Bekämpfung von Ungleichheiten liegen, wie aus einem Dokument hervorgeht, das Euronews vorliegt.

Die Idee besteht darin, einen EU-Plan mit gemeinsamen Zielen zu schaffen, der zusammen mit den nationalen Plänen die derzeit besorgniserregende Situation im Hinblick auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Union verbessern würde.

Eine schnelle Internetsuche zum Thema Herzinfarktprävention liefert häufig Bilder von Männern, die ihre Hand vor der Brust halten und sich vor Schmerzen winden. Dies mag zwar der Erfahrung von Männern mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen entsprechen, ist aber bei Frauen nicht so typisch. Sie leiden häufiger unter Atemnot, Übelkeit und Erbrechen sowie Rücken- oder Kieferschmerzen – die seltener mit dieser Erkrankung in Verbindung gebracht werden.

Dies ist nur die Spitze des Eisbergs der Unterschiede zwischen den Geschlechtern im Umgang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dabei spielt das Geschlecht eine Schlüsselrolle, da Frauen laut der European Society of Cardiology schwerere Folgen und eine höhere Sterblichkeit erleiden als Männer.

CVDs sind Erkrankungen des Herzens und des Kreislaufsystems – darunter Schlaganfall, Herzinsuffizienz, Bluthochdruck und angeborene Herzfehler.

Auch wenn die Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der EU zurückgeht, sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen laut Eurostat weiterhin die häufigste Todesursache. Sie sind für 1,7 Millionen Todesfälle pro Jahr verantwortlich.

Oxford Population Health, die Abteilung für Gesundheitsforschung der Universität Oxford, schätzt, dass diese hohe Zahl an Todesfällen 1,3 Millionen verlorenen Arbeitsjahren entspricht und im Jahr 2021 einen Produktivitätsverlust von rund 32 Milliarden Euro verursacht.

Insgesamt kosteten Herz-Kreislauf-Erkrankungen die EU-Wirtschaft im selben Jahr 282 Milliarden Euro, so die englische Universität.

Angesichts dieser Zahlen und mit dem Ziel, vorzeitige Todesfälle sowie künftige Gesundheitskosten zu verhindern, beabsichtigt die ungarische Präsidentschaft, den Schwerpunkt auf die Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und deren Risikofaktoren zu legen.

Der gemeinsam mit der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie entwickelte ungarische Plan geht von der Annahme aus, dass die Belastung durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht gleichmäßig verteilt sei, sondern „tief verwurzelte Ungleichheiten in der EU widerspiegelt, die sich über geografische Gebiete, Geschlechter und Generationen erstrecken“.

Das Europäische Institut für Frauengesundheit (EIWH) warnt, dass der allgemeine Rückgang der Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf EU-Ebene nicht auch für Frauen gilt. Stattdessen, so heißt es, steige die Zahl der Neuerkrankungen bei Frauen, und aufgrund ihrer höheren Lebenserwartung verlagere sich die Belastung durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen allmählich auf Frauen.

Diese Kluft zwischen den Geschlechtern ist nicht nur auf körperliche Unterschiede zurückzuführen, die dazu führen, dass sich Risikofaktoren bei Frauen anders manifestieren, sondern auch auf mangelndes Bewusstsein sowohl in der Öffentlichkeit als auch bei medizinischem Fachpersonal.

Das EIWH warnt, dass Frauen aufgrund eines traditionell maskulinen Bildes von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ihre Risikofaktoren und Symptome weniger gut verstehen und erkennen. Dies erschwere die Vorbeugung und Behandlung dieser Erkrankungen.

Trotz dieser deutlichen Unterschiede in der Darstellung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind Frauen in der Forschung immer noch unterrepräsentiert. Eine Analyse der weiblichen Teilnahme an kardiovaskulären klinischen Studien von 2010 bis 2017 in der EU zeigt, dass bei 86 randomisierten kontrollierten Studien nur 37,4 % der 68.000 Teilnehmer Frauen waren.

Die Studie zeigte auch, dass die niedrigste Teilnahmequote bei Frauen im Alter zwischen 61 und 65 Jahren (26 %) zu verzeichnen war, obwohl das Alter bei Frauen ein entscheidender Faktor ist, da Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei ihnen in der Regel zehn Jahre später auftreten als bei Männern.

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