Reicht ein Tag Kritik, um das schlechteste Wahlergebnis seit über 130 Jahren aufzuarbeiten? Anscheinend ja.
Am Nachmittag wird dann auch noch Klingbeils Ex-Co-Chefin Saskia Esken verabschiedet. Wie für Scholz zuvor wurde auch für Esken ein kurzer Film abgespielt, der Eskens Wirken für die Partei knapp zusammenfasst.
Esken, die von ihrem Co-Chef Klingbeil von ihrem Posten verdrängt worden war, macht es anders als Scholz. Wird persönlicher in ihrer Rede, betreibt weniger Vergangenheitsbewältigung. Schon nach wenigen Minuten endet ihre Rede, zum Vergleich: Scholz sprach mindestens dreimal so lang.
Es sei die Ehre ihres Lebens gewesen, Vorsitzende dieser Partei zu sein, sagte Esken vor sichtlich emotionalen Delegierten. Es ist ihr letzter Akt von Loyalität gegenüber einer Partei, die sie über Wochen öffentlich zerlegte. Auch viele derjenigen, die nun klatschen und sie zum Abschied über den grünen Klee loben, etwa auch die neue Vorsitzende Bärbel Bas, waren in dieser Zeit auffallend still und ließen die Demontage der Parteifreundin geschehen.
Ob der SPD so viel Mythenbildung und Vergangenheitsverklärung auf dem Weg der Erneuerung guttun, müssen andere beurteilen. Und doch wirkt es manchmal so, als hätte die Partei in Teilen noch immer nicht begriffen, in welcher Krise sie sich befindet. Hätte man das Parteitagsmotto „Veränderung beginnt mit uns“ vielleicht so manchem vorher besser vorher erklärt?