Obwohl die Ukraine ihr Auftaktspiel bei der EM gegen Rumänien verliert, sind die Fans nicht enttäuscht. Sie glauben weiter an ihr Team und hoffen auf Frieden in ihrem Land.
Als der Abpfiff in der Münchner Allianz Arena ertönt, bricht auch in der Fan Zone im Olympiapark grenzenloser Jubel bei den rumänischen Fans aus. Gerade eben hat ihre Mannschaft überraschend und deutlich mit 3:0 gegen die Ukraine gewonnen. Es ist der erst zweite Sieg der Südosteuropäer bei einer Fußball-Europameisterschaft überhaupt.
Ganze 24 Jahre mussten sie auf diesen warten. Damals hatte ihr Team bei der EM 2000 England mit 3:2 geschlagen. „Das ist für uns gerade unfassbar emotional – mit einem Sieg hatten wir wirklich nicht gerechnet“, sagt Roxana Uugurean, die das Spiel gemeinsam mit ihren beiden Kindern verfolgt hat. Sie sind sich nun sicher: „Wir schaffen die Gruppenphase.“
Auf der Gegenseite, im Lager der Ukrainer, herrscht hingegen Enttäuschung. Allerdings nur auf dem Rasen der rund zehn Kilometer entfernten Arena in Fröttmaning. In der Fan Zone kommt nach dem Schlusspfiff schnell eine „Jetzt-erst-recht“-Stimmung auf. Die Anhänger der Gelb-Blauen wissen: es sind noch zwei Spiele in der Gruppenphase, noch ist überhaupt nichts verloren.
„Das war unser Plan“, sagt Artem, der mit seiner Frau Victoria und Kumpel Anatoliy aus der Schweiz nach München gereist ist, angesprochen auf die Niederlage seiner Mannschaft. Natürlich mit einem Augenzwinkern. Er ist sich sicher: „Wir schlagen zurück, besiegen die Slowakei und Belgien und kommen weiter.“
In München sind die drei zum ersten Mal, doch es soll auf keinen Fall das letzte Mal sein. „Es ist eine sehr schöne und interessante Stadt mit vielen tollen Plätzen“, schwärmt Artem. Die Fan Zone hat es dem Trio ebenfalls angetan. „Der Olympiapark ist ein Super-Ort, die Stimmung großartig.“
Auch einer anderen Gruppe ukrainischer Fans gefällt es in der Fan Zone. „Es ist wirklich sehr schön gemacht“, sagt Roman, der mit Ehefrau Irina sowie seinem Kumpel Wasyl und dessen Partnerin Irina das Spiel verfolgt hat. Einzig einen Kritikpunkt haben die Vier: „An keinem der Stände bekommt man einen Gin Tonic“, erklärt Wasyl, der seit 28 Jahren in München lebt, und lacht.
Die Pleite kann er verschmerzen. „Enttäuschung sieht anders aus. Ein Spiel kann nun mal so oder so ausgehen.“ Das Team habe definitiv Potenzial, die Hoffnung sei noch da. „Ich glaube daran, dass die nächsten Partien besser laufen“, sagt Wasyl, den seine Freunde nur „Wastl“ nennen. Und wenn nicht, sei das auch nicht so schlimm. Die Ukraine habe nämlich ein viel größeres, wichtigeres Ziel abseits des Fußballs: „Wir müssen den Krieg gegen Russland gewinnen.“