Alzheimer gilt als die häufigste Form der Demenz. Nun haben Forscher ein bestimmtes Virus im Verdacht, die Krankheit auszulösen.
Rund 1,8 Millionen Deutsche sind derzeit an Demenz erkrankt. Die Zahl soll bis 2050 auf bis 2,8 Millionen steigen. Die häufigste Form der Demenz bleibt die Alzheimer-Erkrankung. Ihre genauen Ursachen sind bis heute nicht geklärt. Fest steht: Bei den Betroffenen stören bestimmte Eiweißansammlungen (Plaques) die Kommunikation der Nervenzellen. In der Folge kommt es zu Gedächtnis- und Sprachstörungen sowie zu einer Beeinträchtigung der Wahrnehmung und der örtlichen und zeitlichen Orientierung.
US-Forscher haben nun einen überraschenden Zusammenhang zwischen Alzheimer und einem Herpes-Virus entdeckt. Mit dem Zytomegalievirus (CMV) kommen die meisten Menschen im Kindesalter in Kontakt, es ist weltweit verbreitet. Meist löst es keine oder nur milde Symptome (wie leichtes Fieber oder Husten) aus. Für immungeschwächte Personen kann es nach einer Infektion jedoch zu gefährlicheren Erkrankungen kommen, so auch bei Neugeborenen.
Nach einer Erstinfektion schlummert das Virus im menschlichen Körper. Im Alter von 80 Jahren sind bei neun von zehn Menschen Antikörper im Blut nachweisbar, sie hatten somit Kontakt zum Virus.
Nun fanden Wissenschaftler heraus: Bei einigen scheint das Virus offenbar lange aktiv zu bleiben und sich über den Vagusnerv ins Gehirn zu bewegen. Dieser Nerv verbindet den Magen-Darm-Trakt mit dem Hirn. Dort angedockt, kann das aktive Virus das Immunsystem des Denkorgans schädigen und damit zur Entwicklung von Alzheimer beitragen. Es fördert demnach die Produktion und Ablagerung von Amyloid-Plaques und Tau-Proteinen. Bei der Alzheimer-Erkrankung verklumpen diese Ablagerungen und führen zum Absterben der Nervenzellen.
„Wir glauben, dass wir einen biologisch einzigartigen Subtyp der Alzheimer-Krankheit gefunden haben, der 25 bis 45 Prozent der Menschen mit dieser Krankheit betreffen könnte“, sagt der Biomediziner und Hauptautor Ben Readhead von der Arizona State University.
Die Forschungen konzentrieren sich somit auf die Gruppe von Menschen, die unter einer chronischen CMV-Infektion im Darm leiden. Gearbeitet wird nun an einem Bluttest, der die CMV-Infektion im Darm nachweisen kann. Diese Patienten mit antiviralen Medikamenten zu behandeln, wäre möglicherweise eine Option, sie vor dieser Alzheimer-Art zu schützen.