Die aktuelle Krankheitswelle hat den Rhein-Kreis Neuss schwer getroffen. Jetzt fordert der Kreis dazu auf, die örtlichen Kliniken möglichst zu meiden. Als erster in NRW.

Der Rhein-Kreis Neuss hat am Dienstagabend als erster Kreis in Nordrhein-Westfalen seine Einwohner vor der Überlastung in den örtlichen Krankenhäusern gewarnt. Derzeit nehmen in ganz Deutschland Atemwegserkrankungen stark zu, viele Ärzte und Kliniken sind bereits am Limit.

In der Nina-Warnapp, in der die Behörden normalerweise über für Anwohner gefährliche Unwetter, Naturkatastrophen oder auch brisante Einsätze von Sicherheitsbehörden informieren, hat der Rhein-Kreis Neuss als erster Kreis in NRW vor der angespannten Lage in seinen Kliniken gewarnt: Die Patientenversorgungen in den vier Akutkrankenhäusern des Kreises habe ein „kritisches Niveau erreicht“.

Zu den betroffenen Kliniken zählen das Rheinlandklinikum und das Johanna-Etienne-Krankenhaus in Neuss, sowie die Rheinland-Kliniken in Dormagen und Grevenbroich. Man solle sich nur in die überlasteten Notaufnahmen begeben, wenn dies „zwingend erforderlich“ sei.

Die Leitstelle des Kreises riet der örtlichen Bevölkerung am Abend, mit „nicht dringlichen, nicht lebensbedrohlichen Notfällen“ zum Hausarzt zu gehen oder den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst zu kontaktieren. Dieser ist erreichbar unter der Telefonnummer: 116 117.

In Dormagen und Grevenbroich gibt es zudem Notfallpraxen, die auch außerhalb der Sprechzeiten der Hausärzte zur Verfügung stehen.

  • Die Notfallpraxis in Grevenbroich befindet sich in der Notfallambulanz des Rheinland Klinikums Grevenbroich, Von-Werth-Straße 5 in Grevenbroich.
  • Die Notfallpraxis in Dormagen liegt in der Notfallambulanz des Rheinland Klinikums Dormagen, Dr-Geldmacher-Straße 20 in Dormagen.
  • Auch die Notfallpraxis in Neuss ist im örtlichen Krankenhaus zu finden. Das Johanna-Etienne-Krankenhaus steht in der Straße Am Hasenberg 46. Geöffnet ist dort am Mittwoch und Freitag von 14 bis 21 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 8 bis 21 Uhr.

Die Leitstelle bat die Bevölkerung zudem darum, die Notrufnummern 110 und 112 für Notfälle freizuhalten.

Krankheitswelle rollt durch Deutschland

Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) gab es in der Woche bis zum 10. Dezember 7,9 Millionen Atemwegserkrankungen in Deutschland. In der Vorwoche waren es 7,1 Millionen. Im Wochenbericht des Instituts heißt es, dass Corona, Erkältungen und auch Grippe immer noch oder zunehmend auf dem Vormarsch seien.

Nachdem vor allem Corona schon länger dominiert, rief das RKI jüngst noch den Beginn der RSV-Welle aus (RSV steht für Respiratorische Synzytial-Virus-Infektionen). Nun nehmen auch Grippe-Nachweise deutlich zu.

Insgesamt schätzt das RKI, dass vorige Woche pro 100.000 Einwohner 9.500 eine akute Atemwegserkrankung hatten (Bericht der Vorwoche: rund 8500). Vor einem Jahr um diese Zeit war die Rate noch höher – in mehreren der Vorjahre niedriger, was aber teils auch an damaligen Corona-Maßmaßnahmen liegen dürfte.

Bei Atemwegserkrankungen kann sich die Entwicklung ohnehin von Saison zu Saison erheblich unterscheiden. Bei den derzeit hohen Werten könnte Fachleuten zufolge immer noch ein kleiner Nachholeffekt eine Rolle spielen: Das bedeutet, dass sich gerade womöglich noch etwas mehr Menschen mit Erregern anstecken, mit denen sie in den Pandemie-Jahren nicht oder seltener als üblich in Kontakt kamen.

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