Pressestimmen zu Trumps Zollpolitik
„Das wäre ein Desaster für die Weltwirtschaft“
Aktualisiert am 24.05.2025 – 10:31 UhrLesedauer: 4 Min.
Donald Trump eskaliert den Handelsstreit mit der EU. Internationale Medien befürchten massive wirtschaftliche Folgen.
Im Handelsstreit mit der Europäischen Union setzt US-Präsident Donald Trump auf maximale Konfrontation und droht mit Strafzöllen in Höhe von 50 Prozent. Er „empfehle“, dass die Abgabe für Waren aus der EU am 1. Juni in Kraft trete, schrieb der Republikaner auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social. Ausgenommen seien Produkte, die in den USA hergestellt würden, fügte er hinzu.
EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič versicherte, die Europäische Union wolle ein Abkommen mit den USA erreichen, das für beide Seiten funktioniere. Der Handel zwischen der EU und den USA müsse von gegenseitigem Respekt geleitet werden, nicht von Drohungen, betont Šefčovič. Die EU sei bereit, ihre Interessen zu verteidigen.
Die internationale Presse ist sich jedenfalls einig: Trump schadet mit seiner Handelspolitik der Weltwirtschaft.
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Die irische Zeitung „The Irish Times“ meint: „Die USA erwarten von der EU einseitige Zugeständnisse angesichts ihrer Meinung nach unfairen Handelspraktiken der vergangenen Jahre. Die EU sieht das anders und hat auf ein Abkommen gedrängt, bei dem beide Seiten Zugeständnisse machen.“
Und weiter: „Es war immer klar, dass es zu einem gewissen Zeitpunkt zum Streit kommen würde. Dennoch kam Trumps Schritt, mit 50 Prozent Zöllen zu drohen, überraschend – zumal die Finanzmärkte auf seinen Anfang April angekündigten ersten Zollplan so schlecht reagiert hatten.“
Die Zeitung hält die Einführung von Zöllen in Höhe von 50 Prozent für wenig realistisch –angesichts des damit verbundenen Schadens für die US-Wirtschaft. „Trump versucht erneut, den Druck für eine Art von Deal zu erhöhen. Die EU sollte es nicht eilig haben, im Detail zu reagieren. Trump wird wissen, dass Zölle in dieser Größenordnung – mit denen Einfuhren aus der EU effektiv blockiert werden würden – nicht tragbar wären.“
Die Finanzmärkte reagierten bereits negativ, schreibt die Zeitung. „Der Druck auf den US-Präsidenten wird zunehmen. Die EU hat bereits eine Gruppe von Gegenmaßnahmen genehmigt – und eine weitere ist in Vorbereitung. Wenn die USA Zölle erheben, wird eine Reaktion der EU – eher früher als später – unvermeidlich sein.“
- Reaktion der EU: Kommt jetzt der Zoll-Gegenschlag?
Die britische Zeitung „The Telegraph“ meint am Samstag: „Donald Trumps jüngste Salve im Handelskrieg wäre ein Desaster für die Weltwirtschaft, sollte diese Drohung wahr gemacht werden.“ Sie spielt auf Gegenmaßnahmen aus Brüssel an und befürchtet: Der Handel zwischen den beiden Seiten könnte eingeschränkt werden.
Und weiter: „Eine Welt, in der Europa und Amerika weniger intensiv miteinander handeln, ist eine Welt, in der Europa und Amerika ärmer sind und die Produktion weniger effizient ist.“
Die niederländische Zeitung „de Volkskrant“ bringt die angedrohten Zölle in einen größeren Kontext von Trumps Wirtschaftspolitik. „Donald Trumps größter Gegner ist immer noch seine eigene Inkompetenz.“ Trump habe der US-Wirtschaft „durch sein obskures Hantieren mit Importzöllen geschadet. Jetzt gefährdet er die Staatsfinanzen durch eine unverantwortliche Finanzpolitik.“
Die Zeitung spielt auf ein umstrittenes Haushaltsgesetz von Trump an, welches das Repräsentantenhaus am Freitag mit hauchdünner Mehrheit verabschiedete. „Großes, Schönes Gesetz“ („Big, Beautiful Bill“) – so heißt die Haushaltsvorlage aus dem Trump-Lager offiziell. Weil die US-Staatsverschuldung damit auf einen neuen Höchststand steigen dürfte, gibt es Kritik auch in Trumps Republikanischer Partei.
Die Zeitung schreibt weiter: „Trump scheint zu glauben, dass er durch seine Willenskraft und sein Charisma die Gesetze der Wirtschaft außer Kraft setzen kann. Aber auch ein Donald Trump wird früher oder später mit den ökonomischen Realitäten konfrontiert werden.“
Video | Trump gibt privaten Einblick
Die spanische Zeitung „El Mundo“ kommentiert das Vorgehen Washingtons gegen die Universität Harvard und die Androhung neuer US-Zölle im Handel mit der EU folgendermaßen: „Die doppelte Entscheidung Donald Trumps, den Handelskrieg mit der Europäischen Union wieder anzufachen und der Universität Harvard die Zulassung ausländischer Studierender zu verbieten, offenbart die offene Herausforderung der liberalen Ordnung durch den Präsidenten der Vereinigten Staaten und der MAGA-Bewegung.“ „MAGA“ steht für Trumps Kampagne „Make America Great Again“.