Zum zweiten Mal

Orca-Mutter trauert um totes Kalb


Aktualisiert am 04.01.2025 – 09:52 UhrLesedauer: 3 Min.

Eine Aufnahme der amerikanischen Fischereibehörde zeigt die Walkuh mit dem toten Kalb. (Quelle: Candice Emmons)

Drama vor der Küste der USA: Eine Orca-Kuh trauert um ihr totes Kalb. Die Fischereibehörde hat sie beobachtet.

In den USA haben Tierschützer eine Orca-Mutter beobachtet, die offenbar um ihr totes Kalb trauerte. In einem von der nationalen Fischereibehörde veröffentlichten Video ist zu sehen, wie die Orca-Mutter das tote Kalb mit ihrer Schnauze vor sich her schiebt, es auf ihren Kopf legt und seine kleine Flosse mit den Zähnen festhält.

Schon 2018 hatte die Walmutter – sie wurde Tahlequah getauft – 17 Tage lang um ein anderes totes Kalb auf ähnliche Weise getrauert. Sie klammerte sich so lange wie möglich an das leblose Jungtier, bevor es von den Wellen des Puget Sound weggeschwemmt wurde.

„Es ist jetzt viel emotionaler zu sehen, dass sie ein weiteres Kalb verloren hat“, sagte Brad Hanson, Tierschützer am Northwest Fisheries Science Center in Seattle, der „New York Times“. Tahlequah setze alles daran, ihr totes Kalb bei sich zu halten: „Sie stupst es durchs Wasser und taucht tief hinab um es zurückzuholen, wenn es forttreibt“, sagte der Wissenschaftler.

Hanson erklärte, dass er nicht wisse, warum das weibliche Kalb, welches in den letzten Dezemberwochen geboren wurde, gestorben sei. Die Mutter-Orca gehört zu einer nur noch wenige Dutzend zählenden Population. Sie wurde am Mittwoch erstmals dabei beobachtet, wie sie das tote Kalb trug. Es könnte aber schon längere Zeit tot sein.

Im Jahr 2018 wurde Tahlequah – auch bekannt als J35 – durch ihre offensichtliche, tiefe Trauer zum Symbol für das Schicksal der Southern Resident Orcas. Obwohl Orcas manchmal ihre Trauer auf ähnliche Weise zeigen, betrachteten Wissenschaftler die 17-tägige Trauerreise Tahlequahs über etwa 1.000 Meilen (ca. 1.609 km) als außergewöhnlich.

Die Walkuh ist ungefähr 25 Jahre alt und bekam im Jahr 2020 einen weiteren Sohn, um den sie sich bis heute kümmert. Ein weiteres Kalb gebar sie bereits im Jahr 2010.

Die Wissenschaftler berichteten während eines Pressebriefings am Donnerstag, dass Tahlequah viel Energie darauf verwendet, das etwa 300 Pfund (ca. 136 Kilogramm) schwere tote Kalb bei sich zu behalten und daher nicht nach Nahrung suchen kann. Ihre eng verbundene Gruppe anderer Orcas unterstützt sie dabei. Insbesondere ihre Schwester bleibt ständig an ihrer Seite.

Southern Resident Killerwale sind eine von mehreren eigenständigen Orca-Gemeinschaften im Pazifischen Nordwesten. Sie halten sich meist in der Nähe von der kanadischen Provinz British Columbia und dem US-Bundesstaat Washington auf. Einige schwimmen auch nach Alaska oder bis nach Kalifornien.

Männliche Orcas können bis zu 22.000 Pfund (ca. 10 t) wiegen und leben typischerweise etwa 30 Jahre. Weibchen erreichen ein Gewicht von bis zu 16.000 Pfund (ca. 7 t) und können bis zu 50 oder sogar 60 Jahre alt werden.

Der Tod eines weiblichen Kalbs ist besonders tragisch, erklärten Wissenschaftler am Donnerstag: „Ein weibliches Kalb könnte heranwachsen und zur Geburtenrate beitragen sowie helfen, den Rückgang der Population zu bremsen.“

Die Forscher entdeckten vergangenen Mittwoch auch ein neues Kalb in der Gruppe. Dieses scheint gesund zu sein – ein Hoffnungsschimmer für die gefährdete Population der Southern Residents im Pazifischen Nordwesten. Das Geschlecht des neuen Jungtieres sowie dessen Mutter sind noch nicht bestätigt.

Laut dem Center for Whale Research beläuft sich die Population der gefährdeten Southern Resident Killerwale auf derzeit nur noch 73 Tiere.

Diese Wale haben mit einem Mangel an hochwertiger Beute – hauptsächlich Chinook-Lachs – sowie Lärmbelästigung durch Schiffe und Boote in ihrem Lebensraum und giftigen Schadstoffen in ihrer Nahrungskette stark zu kämpfen.

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