In Berlin-Köpenick spielen in der kommenden Saison nicht nur die Herren, sondern auch die Frauen in der Bundesliga. Der Verein hatte in den vergangenen zwei Jahren die Damenmannschaft professionalisiert.
Die Frauenmannschaft von Union Berlin ist von der Regionalliga bis in die Bundesliga durchmarschiert. Am Sonntag der vergangenen Woche (27. April) schaffte sie nach einem 6:1-Sieg gegen Mönchengladbach vor großem Publikum in der Alten Försterei den Aufstieg.
Einen großen Anteil daran hat die Trainerin Ailien Poese. Von 1998 bis 2010 war sie bereits als Spielerin für die Eisernen Ladies aktiv. Ab 2006 trainierte sie verschiedene Mädchenmannschaften und leitete von 2008 bis 2013 die Frauen- und Mädchenabteilung im Verein. Anschließend kamen Stationen beim Berliner Fußball-Verband und beim Deutschen Fußball-Bund. 2022, ein Jahr vor der Professionalisierung des Frauenfußballs bei Union, kam sie zurück. Seither hat die Abteilung eine rasante Entwicklung zurückgelegt.
Im Interview spricht Poese über diese Entwicklung und über die Faszination Frauenfußball bei Union. Außerdem blickt sie auf die Aufstiegsparty zurück.
t-online: Wie lange ging die Feierei nach dem Aufstieg im Spiel gegen Mönchengladbach?
Ailien Poese: Das kann ich gar nicht genau sagen. Ich bin um 21 Uhr heimgeradelt, um die restliche Zeit des Tages und auch den Montag für mich zu nehmen. Die Party begann direkt nach dem Abpfiff im Innenraum und ging in der Kabine weiter. Da stand das eine oder andere Getränk bereit (lacht). Wir sind anschließend im Stadion geblieben und haben mit Familie, Freunden und einem DJ gefeiert. Ich bin mir sicher, dass noch Spielerinnen weitergezogen sind. Am Mittwoch waren aber alle wieder frisch und munter beim Training.
Zwei Tage hatten die Spielerinnen danach frei. Auch Sie haben sich einen Tag Auszeit genommen. Konnten Sie den Aufstieg und die letzten Monate schon realisieren?
Ich konnte an dem Sonntag selbst etwas durchschnaufen. Das Spiel gegen Mönchengladbach war ja relativ schnell entschieden. Nach dem Abpfiff habe ich schon kurz gedacht: Wow, jetzt also wirklich. Die richtige Realisierung kommt wohl erst nach der Saison. Denn es ging am Dienstag für mich in der Vorbereitung direkt weiter, weil wir noch Spiele haben. Darauf liegt der Fokus.
Der Verein hat die Rahmenbedingungen geschaffen, die die Vision fast zum Selbstläufer gemacht haben.
Trainerin Ailien Poese
Blicken wir etwas zurück: Vor nicht allzu langer Zeit haben die Union-Frauen in der Dörpfeldstraße in der Regionalliga gekickt. Jetzt sind Sie vor 14.000 Zuschauern in der Alten Försterei in die Bundesliga aufgestiegen. Was macht das mit Ihnen?
Ich bin wahnsinnig stolz auf jede Spielerin dieser Mannschaft. Ganz egal, ob letzte Saison in der Regionalliga oder jetzt in der 2. Bundesliga. All diesen Frauen muss ich meinen höchsten Respekt aussprechen. Aber auch das Team rund um die Mannschaft ist Teil des Erfolges.
Die Entwicklung der vergangenen zwei Jahre war gewaltig.
Es gab damals im Jahr 2022 die Vision dieses Prozesses, als Union mit mir sprach. Da ist die Professionalisierung des Frauenfußballs geplant worden. In den letzten Monaten und Jahren wurde dann alles dafür getan, um dieses Ziel zu erreichen. Davor muss ich meinen Hut ziehen. Ich habe es im Fußball bisher selten erlebt, dass wirklich alles, was angesprochen wurde, auch eingehalten wird. Der Verein hat die Rahmenbedingungen geschaffen, die die Vision fast zum Selbstläufer gemacht haben. Trotzdem haben wir viel Arbeit investiert.
Jetzt also der Durchmarsch von der Regional- in die Bundesliga. Haben Sie das für möglich gehalten, als Sie zurückkamen?
Wenn ich nicht daran geglaubt hätte, hätte ich nicht unterschrieben (lacht). Bei meiner ersten Saison in den Jahren 2022/23 war der Frauenfußball nicht voll professionell. Da mussten wir uns noch sortieren und gemeinsam schauen, was wir brauchen. Ein großer Baustein war die Installation der sportlichen Leitung in persona Jennifer Zietz, sodass ich mich als Cheftrainerin auf die sportlichen Dinge konzentrieren konnte. Dann ging es schrittweise Richtung Voll-Profitum. Es wurden etwa neue Strukturen geschaffen, etwa beim Trainerteam oder den Trainingsstätten, und es gab große Kaderveränderungen. Alle Spielerinnen haben einen Profivertrag erhalten. Dennoch bleibe ich dabei: Auch die Frauen, die die erste Saison gespielt haben, haben ihren Anteil am Erfolg, weil sie das Fundament für das gebaut haben, was dann kam.