Nach mehr als 200 Jahren
Österreichisches Modehaus Stift muss schließen
14.11.2024 – 19:24 UhrLesedauer: 2 Min.
Nach mehr als 200 Jahren steht es nun schlecht um das Traditions-Modehaus Stift. Mehrere Filialen müssen sofort, andere nach Weihnachten schließen.
Das traditionsreiche Modehaus Wilhelm Stift GmbH & Co KG aus Tulln in Österreich hat Insolvenz angemeldet. Als Grund für das Konkursverfahren nennt die Geschäftsführung eine Kombination aus finanziellen Belastungen durch die Corona-Pandemie, steigender Inflation und einer Hochwasserkatastrophe in diesem Jahr. „Unser Familienunternehmen hat diese Hochwasser-Naturkatastrophe nicht verkraftet. Es gibt derzeit so gut wie keine Kundschaft bei uns in Tulln, uns laufen die Kosten davon“, erklärte Geschäftsführerin Nina Stift in einer Aussendung, wie der „Kurier“ berichtet. Ein Konkursverfahren sei daher die einzige verbleibende Option, so Stift.
Das Modehaus hat eine über 200-jährige Geschichte. Es wurde im frühen 19. Jahrhundert in Tulln, Niederösterreich, gegründet und befindet sich mittlerweile in der fünften Generation in Familienbesitz.
Von der Insolvenz sind laut Angaben des Unternehmens 37 Mitarbeiter betroffen. Die Verbindlichkeiten betragen rund 4 Millionen Euro, zu denen zusätzliche Darlehen des Kommanditisten Willi Stift in Höhe von etwa 6,8 Millionen Euro kommen. Die Aktiva belaufen sich laut Angaben des Kreditschutzverbandes AKV auf rund eine Million Euro, die sich im Wesentlichen auf den Warenbestand beschränken. Der Großteil der Forderungen entfällt auf 135 Gläubiger. Laut „Express“ soll der geplante Sanierungsplan nach der Feststellung des Verwertungserlöses entschieden werden.
Einzelne Filialen werden geschlossen: So sollen alle Standorte des Modehauses außerhalb Tullns sofort schließen, da eine gewinnbringende Fortführung auch während der Weihnachtszeit nicht realistisch sei, erklärte Venka Stojnic von Creditreform. Lediglich das Stammhaus in Tulln soll bis zum Ende der umsatzstarken Weihnachtszeit geöffnet bleiben, bevor auch dort der Verkauf der Restware durch den Insolvenzverwalter erfolgt. Zu den betroffenen Standorten gehören Filialen in Klosterneuburg, Mistelbach und Tulln.
Zusätzlich zur Schließung des Unternehmens zieht sich Nina Stift aus ihrer Funktion als stellvertretende Obfrau der Wirtschaftskammer Niederösterreich zurück, um sich auf die Sanierung des Betriebs zu konzentrieren. Sie habe Wirtschaftskammer-Präsident Wolfgang Ecker um Verständnis für diesen Schritt gebeten. Sie erklärte, ihre berufliche Rolle immer als Beitrag zur Förderung des Unternehmertums verstanden zu haben. Dennoch gehöre zum Unternehmertum auch das Bewältigen schwieriger Zeiten und das Eingestehen von Scheitern.
Trotz der Insolvenzpläne will Nina Stift die Unternehmerlaufbahn nicht aufgeben. Sie kündigte an, nach Abschluss des Insolvenzverfahrens und etwas Abstand ein neues Projekt beginnen zu wollen.