Prag zählt zu den Metropolen, die am stärksten von Touristen überlaufen sind. Besonders eine Gruppe macht die Anwohner wütend. Nun will die Stadt durchgreifen.

Wer in Prag nicht wenigstens einmal eines der historischen Wirtshäuser besucht und sich am tschechischen Bier labt, der kann die Weltmetropole eigentlich nicht gesehen haben. Für kaum etwas ist Prag berühmter als für seinen Gerstensaft – außer vielleicht für die Karlsbrücke, die Altstadt und Franz Kafka. Und weil Bier in Prag immer noch konkurrenzlos günstig ist, zieht es viele Touristen an, die nicht unbedingt am Hradschin oder am Glockenspiel der Prager Rathausuhr interessiert sind. Vor allem aus Großbritannien fallen häufig ganze Gruppen von Sauftouristen in Prag ein, denen es vorwiegend darum geht, sich möglichst billig zu betrinken.

Nun scheinen die Stadtväter der „Goldenen Stadt“ jedoch endgültig genug zu haben von dem Sauftourismus. Wie die „Bild“-Zeitung berichtet, soll es in Zukunft nicht mehr möglich sein, zwischen 22 und 6 Uhr geführte Kneipentouren zu veranstalten. Das beschloss der Prager Stadtrat, nachdem Anwohner Klage eingereicht hatten.

Laut des Prager Vizebürgermeisters Zdenek Hrib will die Stadt stattdessen „kultivierte, wohlhabendere“ Touristen ansprechen. Auf die Reisegruppen, die nur für ein paar Tage einfallen, um sich die Kante zu geben, könne man dagegen verzichten.

Tatsächlich gehen manche Kneipentouren, die von diversen Reiseveranstaltern angeboten werden, mitunter die ganze Nacht. Besonders beliebt sind sie bei Junggesellenabschieden. Anwohner berichten seit Jahren von erheblicher Lärmbelästigung und wehren sich mit Initiativen dagegen. Einer von ihnen war Anfang des Jahres 2024 sogar in den Hungerstreik getreten, um gegen die permanente nächtliche Lärmbelästigung zu protestieren.

Hatte sich die Lage während der Coronapandemie zunächst beruhigt, ist die Situation seitdem offenbar schlimmer als zuvor. So ziehen selbst am frühen Morgen noch stark angetrunkene Touristenhorden von mehr als hundert Personen grölend und polternd durch die Altstadt.

Schon seit Jahren beklagen viele Anwohner Prags den Übertourismus, dem ihre Stadt ausgesetzt ist. Ähnlich wie in anderen beliebten Städten – Amsterdam, Barcelona oder Venedig – hat auch die tschechische Hauptstadt mit dem Phänomen zu kämpfen. Allein im vergangenen Jahr kamen 7,5 Millionen Touristen in die 1,3 Millionen-Einwohner-Metropole und machten sie damit zu einer der weltweit am stärksten frequentierten Städte.

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