Das Abwandern von Branchen aus Deutschland sei positiv für die Wirtschaft, meint DIW-Präsident Fratzscher. VW gibt er einen radikalen Ratschlag.

Der Präsident des Deutschen Wirtschaftsinstituts (DIW), Marcel Fratzscher, glaubt, dass Deutschland vor einer Deindustrialisierung steht. Allerdings sei das ein notwendiger Prozess und biete Chancen, erklärt der Ökonom in einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ).

„Bis zur Vollendung der Energiewende werden einige energieintensive Branchen aus Deutschland verschwinden“, prognostiziert Fratzscher. Diese könnten andernorts billiger produzieren. Das sei allerdings nicht schlimm, „sondern gut, wenn es den Unternehmen ermöglicht, ihre Innovationsfähigkeit und ihre guten Arbeitskräfte in Deutschland zu erhalten und sie so wettbewerbsfähig bleiben“.

So gebe es dauerhaft eine Deindustrialisierung, in den 1970er-Jahren habe es die Textilindustrie getroffen, im Folgejahrzehnt Elektrofirmen. „Volkswirtschaftlich ist das ein notwendiger Prozess, weil er Aufbruch erzwingt.“ So sei es das Rezept des deutschen Wohlstands, dort zu produzieren, wo es am günstigsten ist. Anschließend importiere man die Komponenten, baue sie hier ein und exportiere die fertigen Produkte in die ganze Welt.

VW und die Autoindustrie haben es nach Ansicht Fratzscher verpasst, im Bereich der E-Autos innovativ und effizient zu arbeiten. Ein weiterer Fokus auf Verbrennermotoren sei trotz aktueller Gewinnmöglichkeiten sinnlos: „Das wäre ökonomischer Selbstmord mit Ansage. E-Autos sind auch keine Erfindung, um Deutschlands Autobauern das Leben schwer zu machen.“ Schließlich seien Elektromotoren die Zukunft.

Deshalb rate er VW dringend Milliarden zu mobilisieren, „um den technologischen Rückstand bei der E-Mobilität und im Softwarebereich aufzuholen“. Dazu müssten einige Werke geschlossen und die verbliebenen auf die Produktion von E-Autos umgerüstet werden.

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