Nein, Toni Kroos tut sich damit selbst keinen Gefallen.

Ja, auf den allerersten Blick klingt es vielversprechend: Toni Kroos, der Weltmeister von 2014, das „Metronom“ im Mittelfeld, zurück im schwarz-weißen Trikot mit dem Adler auf der Brust. Dass er sich dieser Aufgabe annimmt, ehrt ihn. Seine Qualitäten? Unbestritten. Ein Ballverteiler, wie es ihn selten gibt im Weltfußball.

Aber: Erinnern Sie sich noch an die WM 2018 in Russland? Richtig: Vorrunden-Aus. Oder die EM 2021? Genau: Raus im Achtelfinale. Und wer war da zentraler Bestandteil des deutschen Mittelfelds? Erraten. Kroos war nicht Ursache, aber Teil des Problems – und soll nun die Lösung sein? Damit tut er sich selbst keinen Gefallen.

Immerhin hat er selbst bereits betont: „Man darf nicht denken, dass wir durch diesen Kniff zum Favoriten werden“ bei der Heim-EM im Sommer. Zumal er beim DFB längst nicht mehr die Mitspieler vergangener Zeiten neben sich weiß, und es gebietet der Anstand, seine kommenden Teamkollegen nicht auch noch durch Namensnennung bloßzustellen.

Öffentlich wird der nüchterne Greifswalder trotzdem als Heilsbringer gesehen, um bei der zuletzt so bräsig und blutleer kickenden DFB-Elf einen Umschwung zu bewirken. Die Emotion, das Mitreißende fehlte dem viermaligen Weltmeister zuletzt so dramatisch. Gerade das aber, ein Lautsprecher, ein Leadertyp, ein Menschenfänger vom Schlage des ewig als Blaupause des Gefühlsfußballers angeführten Thomas Müller, ist er nicht, war er nie.

Toni Kroos zurück in der Nationalmannschaft – das wirkt wie eine kurzsichtige Rückholaktion, fast schon ein billiges Manöver, das vor allem den öffentlichen Furor bändigen soll. Indiz der dramatischen Personallage, die Bundestrainer Julian Nagelsmann damit auch öffentlich eingesteht. Er muss schon sehr verzweifelt sein.

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