„Kampfansage an die Belegschaft“

Thyssenkrupp plant massiven Jobabbau – IG Metall empört


25.11.2024 – 14:48 UhrLesedauer: 3 Min.

Ein Stahlarbeiter bei Thyssenkrupp (Archivbild): Rund 11.000 Arbeitsplätze sollen bis 2030 in der Stahlsparte wegfallen. (Quelle: IMAGO/Rupert Oberhäuser)

Thyssenkrupp möchte die Stahlsparte umstrukturieren und bis 2030 Tausende Arbeitsplätze abbauen. Die IG Metall reagiert empört auf die Pläne des Konzerns.

Die Lage beim Stahlkonzern Thyssenkrupp spitzt sich immer weiter zu. In einem Zukunftspapier hat das Unternehmen nun seine Pläne vorgestellt – und die haben es in sich. Denn: Zahlreiche Mitarbeiter müssen jetzt mehr denn je um ihren Arbeitsplatz bangen.

Den Plänen zufolge soll in der Stahlsparte von Thyssenkrupp die Zahl der Arbeitsplätze binnen sechs Jahren von aktuell rund 27.000 auf circa 16.000 reduziert werden. Wie das Unternehmen in Duisburg ankündigte, sollen 5.000 Stellen bis Ende 2030 abgebaut und 6.000 weitere Arbeitsplätze durch Ausgliederungen auf externe Dienstleister oder Geschäftsverkäufe ausgelagert werden.

Zudem sieht das Konzept zunächst vor, die Produktionskapazitäten von gegenwärtig 11,5 auf ein zukünftiges Versandzielniveau von 8,7 bis 9 Millionen Tonnen zu senken und somit „an die zukünftigen Markterwartungen anzupassen“.

Die IG Metall zeigt sich über die Pläne entsetzt. „Schon vor Monaten haben wir davor gewarnt, dass bei tkSE zehntausend Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen, sollte sich das Konzernmanagement mit seinen Vorstellungen durchsetzen“, beginnt das Statement der Gewerkschaft. „Heute ist klar geworden: Die gleichen Leute, die uns deshalb noch vor Kurzem Panikmache vorgeworfen haben, wollen nun genau dies umsetzen – und Schlimmeres.“

Zwar sei sich die Gewerkschaft über den Ernst der Lage bewusst, das Zukunftspapier sei aber keine Verhandlungsgrundlage, sondern viel mehr „eine Kampfansage an die Belegschaft“. „Wir erwarten klare Aussagen zum Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen und zum Erhalt aller Standorte. Was es jetzt braucht, ist ein mutiger Plan nach vorn, keinen fantasielosen Kahlschlag“, so die IG Metall.

Das Unternehmen hingegen erklärt, dass man mit dem Konzept der Krise des Unternehmens und den Schwierigkeiten der gesamten Stahlbranche begegnen wolle. Man wolle aber für möglichst viele Beschäftigte langfristige Perspektiven schaffen, sagt Thyssenkrupps Stahlchef Dennis Grimm. „Um uns zukunftsfest aufzustellen, ist eine umfassende Optimierung und Verschlankung unseres Produktionsnetzwerkes und unserer Prozesse notwendig“, so Grimm weiter.

Parallel zu dem Sparprogramm will die Konzernmutter Thyssenkrupp die Verselbstständigung des Stahlbereichs vorantreiben. Derzeit hält das tschechische Energieunternehmen EPCG des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky schon 20 Prozent, in einem nächsten Schritt soll dieser Anteil auf 50 Prozent steigen.

Deutschlands größter Stahlhersteller schon lange unter Druck

Die Stahlfirma ist schon lange unter Druck, Billigimporte aus Asien, hohe Kosten und eine schwache Nachfrage haben zu verlustreichen Geschäften geführt. Im Sinne des Klimaschutzes sind zudem hohe Investitionen nötig, um die CO2-Bilanz der energieintensiven Stahlproduktion zu verbessern. In Duisburg soll in der Zukunft mit Wasserstoff „Grünstahl“ produziert werden, der Bund und das Land NRW fördern eine teure neue Anlage mit insgesamt zwei Milliarden Euro.

Trotz der kräftigen Finanzspritze des Staates ist das Vorhaben für Thyssenkrupp Steel eine teure Sache. Medienberichten zufolge war intern über einen Ausstieg aus dem Vorhaben nachgedacht worden. Nun betont das Unternehmen, dass man an dem Plan festhalte, die bereits im Bau befindliche Direktreduktionsanlage fertigzustellen. Gleichzeitig führe man „konstruktive Gespräche“, „um die Wirtschaftlichkeit dieses großen Investitionsprojekts unter den sich schnell verändernden Rahmenbedingungen sicherzustellen“.

Die Thyssenkrupp AG mit Hauptsitz in Essen ist ein börsennotierter, diversifizierter Industriekonzern mit Schwerpunkt in der Stahlverarbeitung und Deutschlands größter Stahlhersteller. Insgesamt sind rund 96.000 Menschen bei dem Konzern beschäftigt.

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