Und dann wären da noch diejenigen, die in der öffentlichen Aufregung am wenigsten gehört werden. Menschen, die Gottschalk gut finden, weil er für einen Teil ihres Lebens steht, weil sie mit ihm gealtert sind und denen die ganzen Debatten gar nicht so wichtig sind. Diese beteiligen sich zwar nicht an der Diskussion, sie bekommen aber mit, wie eines ihrer Idole in eine Rechtfertigungsrolle gerät, wie Journalisten ihn kritisieren, ihm eine klare Haltung abverlangen. Das Bild, das aus der Beobachterperspektive entsteht: Gottschalk steht mit dem Rücken zur Wand, er wird in eine Ecke gedrängt – und je mehr er bemüht ist, sich zu erklären, umso schärfer werden die Fragen.
Was daraus entsteht, spiegelt die Unversöhnlichkeit wider, mit der sich inzwischen weite Teile der Gesellschaft anschreien. Auf der einen Seite die, die für Offenheit und Veränderung plädieren, und ihnen gegenüber die, die all das als Angriff auf ihre Komfortzone betrachten. Thomas Gottschalk wird in diesem Wettstreit, der längst zu einer unappetitlichen Schlammschlacht geworden ist, zu einem Katalysator. Er befeuert aus einer Verteidigungshaltung heraus das toxische Klima einer Debattenkultur, die uns als Gesellschaft aus den Händen zu gleiten scheint. Und er könnte damit sogar diejenigen mobilisieren, die sich als eher unpolitisch definiert und bisher einen Bogen um kontroverse Themen gemacht haben.
Ob er sich dagegen wehre, dass die AfD ihm zujubelt, wurde Gottschalk gefragt. „Es haben mich schon immer Leute vereinnahmt. Ich nehme das billigend in Kauf“, antwortete er nur. Es wirkt, als könne es ihm egal sein. Er hat alles: Geld, Ruhm und eine glückliche Ehe. Die, die ihn zur Schau stellen oder zumindest einen Funken Einsicht von ihm hören wollten, werden feststellen müssen, dass es gefährlichere Gegner gibt als Showmaster im Ruhestand, die ein Buch bewerben wollen.
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