Am Samstagabend stellte Thomas Gottschalk unter der Moderation von Jörg Thadeusz in der Kölner Flora sein aktuelles Buch vor. Gelesen wurde kaum. Vielmehr ging es um das Thema der Stunde: Thomas Gottschalk.

Seit einigen Wochen ist Thomas Gottschalk in der deutschen Medienlandschaft omnipräsent. Grund dafür ist weniger sein neues Buch „Ungefiltert“, sondern ein viel zitiertes „Spiegel“-Interview, in dem der Entertainer mit der jungen Generation und dem Zeitgeist abrechnet.

Direkt zu Anfang seiner Lesung in der ausverkauften Flora entschied sich Moderator Jörg Thadeusz über eben dieses Interview und seine Auswirkungen zu sprechen. Damit legte er zugleich den Grundstein für den ganzen Abend: Mit Thomas Gottschalk in der Hauptrolle, der als Thomas Gottschalk über die Wahrnehmung der Medienfigur Thomas Gottschalk referierte. Hätte man von der Aufregung um die Person Gottschalk in den vergangenen Wochen nichts mitbekommen, wäre man bei der Lesung in Köln wohl nicht mitgekommen.

Gottschalk ins Publikum: „Ich werfe niemanden raus“

Gottschalk, ganz der Showmaster, fragte zu Anfang, ob jemand aus dem Umfeld von Caroline Kebekus anwesend sei. Die Comedienne hatte in ihrer letzten ARD-Sendung zu einer fiktiven Stadtwette ausgerufen und sich über den Entertainer lustig gemacht. „Ich werfe niemanden raus“, kommentierte Gottschalk milde, als es keine Reaktion vom Publikum gab. Eines stellte der Moderator jedoch von Anfang an fest: Er wolle sich nicht weiter von der Presse und Medienlandschaft „vorführen“ lassen und nannte die jüngste Begegnung mit Moderator Micky Beisenherz im „Kölner Treff“ ein Negativbeispiel, wie mit ihm umgegangen sei. In der Tat konfrontierte Beisenherz Gottschalk mit kritischen Fragen, die von vielen Zuschauern als zu hart empfunden wurden.

Schützenhilfe bekam Gottschalk am Abend von Jörg Thadeusz, der ihm früh und gefühlig, fast schon brüderlich, zur Seite stand und eine Frage aus dem „Spiegel“-Interview wiederholte, die er für „ärgerlich“ hielt. Nämlich die, was es mit Gottschalk mache, dass er Zustimmung aus dem AfD-Umfeld bekomme. Thadeusz: „Als Interviewer ist das die absolute Megakeule, da erschreckt sich der Interviewpartner.“

Spuren hat das offenbar keine hinterlassen. Erschrocken wirkte Gottschalk nämlich am Samstag eher weniger, sondern verfiel in großväterliche Plauderlaune, als er beispielsweise von einem erbosten Brief von Kardinal Ratzinger berichtete, der sich einmal über seine Radiosendung beschwert hatte: „Da habe ich ihm geschrieben, dass meine Hörer für ihn beten werden.“ Auch über seine Anfangsjahre mit Günther Jauch sprach Gottschalk und ordnete ein: „Günter hat mir mehrfach gesagt, er wäre nicht das, was er geworden wäre, ohne mich – ein schönes Gefühl.“

Mehrfach wies Gottschalk darauf hin, dass die heutige Veranstaltung weniger mit Hochliteratur zu tun habe. Als jedoch ein paar wenige Gäste gingen, schlussfolgerte Thadeusz: „Die wollen mehr Literatur“ und dann las Thomas Gottschalk tatsächlich das erste und einzige Mal aus seinem Buch vor, allerdings nur den ersten Absatz.

Kritisch wurde Gottschalk, als es um die öffentlich-rechtlichen Sender und deren Inhalte für eine junge Zielgruppe ging und stellte fest: „Der Samstagabend ist bei den jungen Leuten abgewählt worden. Die haben das Internet entdeckt.“ Und weiter: „Das Fernsehen braucht mich nicht mehr.“

Er selbst scheint aber noch zu wollen und rechnete dem Publikum vor, dass seine Abschiedssendung aus dem vergangenen Jahr stolze 12 Millionen Zuschauer hatte. „Im Fernsehen würde ich einmal im Jahr noch funktionieren, glaube ich“, sagte Gottschalk und wurde dafür bejubelt. „Aber die Idee muss nicht ich haben, oder ihr, sondern der Intendant oder Programmdirektor vom ZDF“, so Gottschalk.

Gegen Ende ging es dann wieder um das Interview und die Aussage, Gottschalk habe Frauen „rein dienstlich“ angefasst. Gottschalk dazu: „Wenn ich in irgendeiner Form Frauen betatscht habe, war das eine Verlegenheitsgeste.“ 30 Jahre Unterhaltung würden darauf reduziert werden, sagte der Entertainer und stellte fest: „Ich bin kein Anfasser, ich bin nie flegelhaft gewesen.“

Nach guten zwei Stunden kam für viele Zuschauer dann endlich der Moment des Abends. Thomas Gottschalk breitete die Arme aus, wie damals bei „Wetten, dass..?“ stieg von der Bühne und machte Selfies mit allen, die wollten.

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