Teslas Glanz verblasst: Absatzrückgänge, Produktionsprobleme und eine Markenkrise setzen dem Elektroautobauer zu. Lohnt sich der Einstieg in die Aktie trotzdem – oder droht der nächste Absturz?
Tesla steht unter Druck. Rückläufige Verkaufszahlen, politische Kontroversen und enttäuschte Anleger lassen die Frage aufkommen: Ist der Elektroautopionier noch eine gute Investition? Seit dem Allzeithoch bei 488 Dollar (424 Euro) hat Tesla über 50 Prozent an Wert verloren.
Lange Zeit galt das Unternehmen als Vorreiter in der Elektromobilität. Doch inzwischen kriselt es an mehreren Fronten – vom Absatz bis zum Markenimage. Wer heute über einen Einstieg in die Tesla-Aktie nachdenkt, sollte Chancen und Risiken genau abwägen.
Am 22. April legt Tesla nach Börsenschluss seine Zahlen für das erste Quartal 2025 vor. Die Erwartungen fallen verhalten aus. Analysten rechnen mit einem Umsatz von etwa 21,8 Milliarden US-Dollar – ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Vorquartal, in dem Tesla noch 27,2 Milliarden US-Dollar einnahm. Auch der Gewinn je Aktie dürfte laut Konsens auf 0,43 US-Dollar fallen – nach 0,74 US-Dollar im vierten Quartal 2024.
Ein wesentlicher Grund für die gedämpften Erwartungen liegt in den schwachen Auslieferungszahlen. Tesla setzte im ersten Quartal weltweit nur 336.681 Fahrzeuge ab – 13 Prozent weniger als im Vorjahr. Im besten Quartal konnte das Unternehmen 496.000 Fahrzeuge ausliefern. Auch die Produktion sank um 16 Prozent auf 362.000 Fahrzeuge. Damit verzeichnete der Konzern das schwächste Quartal seit drei Jahren.
Besonders problematisch gestaltet sich die Lage rund um das Model Y. Tesla musste die Auslieferung in den USA vorübergehend stoppen, weil die Umweltschutzbehörde Epa noch keine Reichweitenzertifizierung für das Modell erteilt hat. Ohne diese Freigabe darf Tesla das Fahrzeug nicht an Kunden übergeben.
Hinzu kommen Verzögerungen bei der Produktion einer günstigeren Version des Model Y, die Tesla intern als E41 bezeichnet. Der Produktionsstart verschiebt sich um mehrere Monate und beginnt frühestens im dritten Quartal 2025 – vielleicht erst 2026. Die Gründe für diese Verschiebung sind unklar. Geplant ist, bis 2026 rund 250.000 dieser Fahrzeuge in den USA zu produzieren, später auch in China und Europa.
Auch technische Mängel machen immer wieder Negativschlagzeilen: Fehlerhafte Antriebseinheiten, Probleme mit Steuergeräten und Qualitätsmängel bei Modellen aus der Gigafactory Berlin führten in der Vergangenheit zu Rückrufen und langen Wartezeiten für Kunden.
Dazu kommt: Teslas Modellpalette wirkt inzwischen veraltet. Der versprochene günstige Tesla Model Q für rund 25.000 US-Dollar bleibt vorerst Zukunftsmusik.
Neben den operativen Problemen leidet Tesla unter einer hausgemachten Markenkrise. CEO Elon Musk tritt zunehmend politisch in Erscheinung und polarisiert – etwa durch seine Nähe zu Donald Trump und zu rechtsgerichteten Politikern in Europa.
Daniel Ives, Aktienanalyst bei Wedbush und bislang einer der prominentesten Tesla-Befürworter an der Wall Street, sieht in diesem Verhalten eine der Hauptursachen für den aktuellen Einbruch. Seiner Einschätzung nach hat Tesla durch diese Politisierung rund zehn Prozent seiner potenziellen Kundschaft verloren.
Dass ausgerechnet Ives nun sein Kursziel für Tesla um 43 Prozent auf 315 US-Dollar senkt, zeigt, wie tief die Krise reicht, sagt Analyst Tobias Krieg von Lynx Broker. Das sei zwar immer noch mehr als der aktuelle Kurs, aber dennoch eine Zäsur. Ives hatte sich über die Jahre hinweg immer positiv zum Unternehmen geäußert, jetzt rudert er erstmals zurück.
Hinzu kommen die negativen Auswirkungen des Handelskriegs zwischen den USA und China, der inzwischen völlig eskaliert ist. Die Konsumlaune fällt, viele Käufer verschieben größere Anschaffungen. Das Unternehmen müsse nicht nur die Auswirkungen der globalen Handelspolitik abfedern und die schwache Nachfrage, sondern auch seine Marke von den aktuellen politischen Kontroversen abkoppeln. Ob dies gelinge, sei allerdings fraglich. Ein Teil der Käuferbasis dürfte dauerhaft verloren gegangen sein, so Krieg weiter.