Mögliche Technikpanne

Neue Erkenntnisse nach DHL-Absturz


27.11.2024 – 14:34 UhrLesedauer: 3 Min.

Litauische Experten wagen eine erste Prognose zum Absturz der DHL-Maschine in Vilnius. Unterdessen sorgt der Funkverkehr weiter für Spekulationen.

Möglicherweise hat ein technisches Problem zum Absturz des DHL-Frachtflugzeugs am Montag geführt. Vilmantas Vitkauskas, der Leiter des Krisenzentrums in Litauen, sagte am Mittwoch, die Experten würden „zur technischen Version tendieren“. Diese Einschätzung sei aber nur vorläufig: „Wenn wir zusätzliche Daten erhalten, könnten wir unsere Richtung ändern“, so Vitkauskas weiter.

Der Luftfahrtexperte Cord Schellenberg betonte auf Anfrage von t-online: „Grundsätzlich gilt, dass es bei einer Vielzahl von Flugunfällen zu einer Verkettung von technischem und menschlichem Versagen kommt.“

Tiefere Erkenntnisse erhoffen sich die Ermittler nun von der am Dienstag geborgenen Black Box. Der Flugdatenschreiber und der Stimmenrekorder sollen zur Untersuchung ins Ausland gebracht werden. Wahrscheinlich werde die Auswertung bei „einem unserer europäischen Verbündeten“ erfolgen, erklärte Vitkauskas im litauischen Radio.

Währenddessen heizen die veröffentlichten Funksprüche kurz vor dem Absturz die Spekulationen weiter an. Ein Berufspilot hat als mögliche Ursache des Unglücks eine fehlende „Zwei“ ins Spiel gebracht. Die „Bild“-Zeitung zitierte den Mann, ohne seinen Namen zu nennen. Ihm zufolge verlief der Funkverkehr ungewöhnlich holprig.

Auf den Aufnahmen ist zu hören, wie eine Radarlotsin die Freigabe erteilt, auf 4.000 Fuß (etwa 1.220 Meter) zu sinken. Sie weist die im Auftrag von DHL fliegende Boeing 737 der spanischen Airline Swift Air an, Piste 19 des Flughafens Vilnius ansteuern.

Die Piloten lassen sich dies bestätigen, was laut dem Berufspiloten unüblich ist. Weitere Ungenauigkeiten folgen: Einmal wiederholt der Pilot eine Höhenangabe falsch, ohne dass die Lotsin korrigiert, dann passiert bei der Nennung des Luftdrucks dasselbe. Beide Missverständnisse seien zwar nicht gravierend, so der Berufspilot – möglicherweise aber habe dann eine dritte Kommunikationspanne zum Absturz geführt, mutmaßt die „Bild“.

Video | Ermittlungsbehörden äußern sich zum Flugzeugabsturz

Quelle: reuters

Als die Lotsin den Funkverkehr mit dem Flugzeug an den Tower in Vilnius übergeben will, spricht sie bei der Angabe der Frequenz eine Ziffer, eine „Zwei“, undeutlich aus. Als der Pilot die Frequenz wiederholt, fehlt die „Zwei“ in der Ziffernfolge. Danach kommt kein Funkkontakt mehr zustande, weder Tower noch Radarlotsin erreichen die DHL-Maschine noch.

Die Schlussfolgerung der „Bild“: Die Verwirrung um die Frequenz könnte dazu geführt haben, dass die Piloten abgelenkt waren und die Maschine schließlich abstürzte. Der Luftfahrtexperte Thomas Borchert, Chefredakteur der Magazine „Aero International“ und „Fliegerrevue“, bezweifelt dies allerdings: Aus dem Funkverkehr könne zwar geschlossen werden, dass die Crew die Frequenz des Towers nicht korrekt verstanden hat, teilte er t-online mit. Dass ein Flugzeug aber deshalb abstürze, halte er für „extrem unwahrscheinlich“.

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